Die Sandkirchweih 2015 in Bamberg steht auf wackeligen Füßen
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 20. Mai 2015
Ist das die Rettung des größten Bamberger Volksfestes? Der Bamberger Stadtrat kommt den Machern der Sandkirchweih entgegen, indem er sich 2015 mit bis zu 30 000 Euro an den höheren Kosten für die nötigen Sicherheitsvorkehrungen beteiligen will. Die Veranstalter wollen das Fest offenbar verkleinern.

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Immerhin: Der Stadtrat hat am Mittwoch das Seine dazu beigetragen, dass die Großveranstaltung an der Regnitz wieder wie gewohnt über die Bühne gehen könnte. In seinem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss sicherte er zu, den Aufwand für mehr Rettungspersonal und die Planung einer Lautsprecheranlage, maximal bis zu 30 000 Euro, zu übernehmen, sollten die Kosten nicht aus Mittel der GmbH zu decken sein.
Zu wenig Rettungskräfte
Der zusätzliche Aufwand ist in der Tat beträchtlich. Erstmals in der langen Geschichte der Kirchweih sind es die Veranstalter, die dem Ordnungsamt ein Sicherheitskonzept vorlegen müssen. Das birgt "noch Potenzial für eine Weiterentwicklung", wie die Stadt nüchtern feststellt. Die Kritik betrifft den Einsatz von Rettungskräften und -Fahrzeugen.
Aber es geht auch um die Bewältigung eines Störfalls, wie er für die Sandkerwa zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen ist: der Räumung der mit Menschenmassen überfluteten Gassen. Bisher hätte man sich im Krisenfall eines Notbehelfs zur Information bedient, so genannter Lautsprecher-Fahrzeuge. Vier Jahre nach der Love-Parade in Duisburg mit 21 Toten will man sich in Bamberg auf keine Kompromisse mehr einlassen. Durch eine feste Lautsprecheranlage sollen Besucherströme gezielt und abschnittsweise gewarnt und gesteuert werden. Doch das wirft Kosten auf; die Rede war von über 115 000 Euro für Projektierung und Errichtung der Anlage.
Der zwischen Stadt und Kerwa-Gesellschaft als Vermittler auftretende Alt-OB Herbert Lauer (FW) schätzt die Chancen gering ein, dass die Veranstalter den Aufwand aus eigener Tasche bezahlen können. Lauer machte keinen Hehl daraus, wie ernst die Situation ist und wie aufgewühlt die Veranstalter hinter den Kulissen über die Zukunft der Veranstaltung diskutieren.
Schmeißen die Veranstalter hin?
So wird derzeit darüber nachgedacht, die Kirchweih räumlich zu verkleinern, obwohl zweifelhaft ist, ob dies heuer überhaupt noch möglich ist. Auch dass die Veranstalter ganz "hinschmeißen" könnten, mochte Lauer am Mittwoch nicht ausschließen. Zumindest für den Fall, dass der Stadtrat kein klares Signal aussenden würde.
Dazu ließ es die Mehrheit der Stadträte nach Lauers deutlichem Appell nicht kommen: Die Rettung der Kerwa soll nun aus der Rücklage finanziert werden. Dennoch war in den Wortbeiträgen von CSU, SPD und Grünen auch Kritisches herauszuhören. Helmut Müller (CSU) bekannte sich klar zur Verantwortung für die Sandkirchweih. Sie gehöre wie der Dom zu Bamberg. Gleichzeitig forderte er die Veranstalter dazu auf, "wie andere ehrenamtliche Organisatoren auch", ihr Sicherheitskonzept über Sponsorengelder oder die Erhöhung der Standgebühren für Festwirte zu finanzieren.
Grüne: Zurück zu den Wurzeln
Auch die SPD stimmte geschlossen für den Zuschuss. Gleichzeitig ließ Fraktionschef Klaus Stieringer jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Sicherheitskonzept nicht verhandelbar sei. "Keine Veranstaltung ist wichtiger als der Schutz ihrer Besucher", sagte er. Der Stadtrat müsse verhindern, dass es zu Toten und Verletzten komme, wenn es etwa durch eine verrückte Tat zu einer Panik komme. Stieringer forderte auch, die Bilanzen der Kerwa-GmbH offen zu legen. Seine Befürchtung ist, dass nun auch andere Veranstalter um Geld bitten könnten.
Kein Problem mit einer Verkleinerung der Sandkerwa hätten die Grünen. "Back to the roots" lautete die Formulierung, die Ursula Sowa dafür fand. In der Abstimmung stimmten die Grünen deshalb gegen das Geld für die Lautsprecheranlage, votierten aber für die 15 000 Euro, die die zusätzlichen Rettungskräfte kosten sollen.
Ein Plädoyer für die Nothilfe der Stadt gegenüber einer Traditionsveranstaltung hielten Norbert Tscherner (BBB), aber auch Martin Pöhner (FDP) und Daniela Reinfelder.
Die BUB-Chefin kritisierte die Zwiespältigkeit, mit der die Stadt einerseits bei jeder Gelegenheit für die Kerwa Werbung mache und andererseits die Leichtigkeit, mit der sie die Verantwortung auf die ehrenamtlichen Organisatoren schiebe. Diese stünden vor der schweren Frage, ob sie die Veranstaltung überhaupt noch schultern können.