Druckartikel: Die "Promille-Trilogie" endet weinselig

Die "Promille-Trilogie" endet weinselig


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Dienstag, 05. November 2013

150 Rezepte rund um den Rebensaft präsentieren Hans Kurz und Barbara Dicker im finalen Teil ihrer "Promille-Trilogie". Mit Bier fing die Kochbuch-Reihe der Bamberger Autoren an, Schnapsideen lieferte Teil II. Und jetzt zum Schluss: Süßes und Pikantes mit einem Schuss Wein.
Das Autorenpaar: Hans Kurz und Barbara Dicker Foto: pr


"Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben", reimte Wilhelm Busch. "Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang", sinnierte Martin Luther. So reifen bei entsprechendem Alkoholgenuss in jedem andere Erkenntnisse, über deren Wahrheitsgehalt man streiten kann. Welche Köstlichkeiten sich dagegen aus Wein, der nicht in Gläsern landet, zaubern lassen, zeigen Barbara Dicker und Hans Kurz im letzten Teil ihrer "Promilletrilogie": 150 Rezepte rund um den Rebensaft flossen aus ihrer Feder, um nun auch Leser zu beschwingen und in unbekannte Geschmackswelten vordringen zu lassen, wie die Autoren versprechen.

Süffig-süße Schnapsideen

Eingedenk der weisen Worte "Bier auf Wein, das lass' sein - Wein auf Bier, das rat' ich dir", startete 2011 die Kochbuchreihe des Paares mit 200 Gerstensaft-Gerichten.

150 pikante, amüsante und süffig-süße Schnapsideen versprachen 2012 hochprozentige Gaumenfreuden, denen nun also zum krönenden Schluss 150 Rezepte mit Schuss aus Winzer-Erzeugnissen folgen: von A wie Asia-Garnelen (in Weinteig) über B wie Besoffene Jungfern (als süße fränkische Spezialität) und L wie Lachs Royal (mit dem König der Fische in Champagner) bis hin zu Z wie Zitronen-Wein-Schnitten.

Mit Blick auf die Adventszeit kredenzen Kurz & Dicker Wei(h)nnachtsplätzchen. Und veredeln in Band III ihrer "Promilletrilogie" sogar Fast-Food-Snacks, um beispielsweise Pizza di Montepulciano auf Teller zu bringen. Oder Pommes Rot-Weiß - also selbstfabrizierte Fritten mit Rotwein-Ketchup und Weißwein-Mayo. Rasch zubereitet , wohl bekomm's!

Das Rezept mit dem größten Schwierigkeitsfaktor? "Ein eigentlich einfaches", wie FT-Redakteur Kurz berichtet. So wollten die Autoren dem Gründer des Bamberger Domino-Clubs "Weltfrieden" "Domina-Steine" widmen. Nur fehlte die zündende Idee, woraus die Steine entstehen sollten: Süßem? Pumpernickel-Partyhappen im Stil der Sixties? Und wie käme darin dann der Wein? "Das große Tüfteln begann. Endlich die Lösung: Gelee. Bis der aber die passende Form erreichte ..." Leichter die zweite Domina-Kreation: Rot-blaue Domina-Zipfel, die am Ende selbst Kurz und Dicker überzeugten, "obwohl wir normalerweise nicht auf Bratwürste im Essig-Weinsud stehen".

Die umwerfendsten Rezepte (mit dem höchsten Promille-Faktor)? "Kaltspeisen. Da heißt's: aufpassen. Wo nichts erhitzt wird, kann schließlich auch kein Alkohol verkochen", meint Barbara Dicker. Demnach müssten alle, die ihrem Menü-Vorschlag zum Wein-Picknick (mit Riesling-Quark, Barolo-Buletten, Sardinhas Verdes, Rotweinbutter und anderem) folgen, den Hinweis "Don't eat and drive" beherzigen. "Dagegen werden deftige Schmorbraten kaum zum Problem, obwohl bei ihnen schon mal eine ganze Flasche Wein in den Topf wandert." Nach ein bis zwei Stunden bliebe eben nurmehr der volle Geschmack, aber kaum Alkoholisches übrig.

Ein Rezept für Fortgeschrittene: der "Unstrudel". Entstanden nach einem Paddelausflug auf der Saale. "Wir genossen den Saale-Unstrut-Wein und wenig später bei Freunden einen Gemüsestrudel. Da kam's uns: Könnte das keine wunderbare Verbindung sein?", so Hans Kurz. Wunderbar, aber nicht allzu easy umzusetzen. Ebenso wie die "Kabinett(s)-Stückchen" (Schweinemedaillons in Blätterteig) oder beispielsweise der "Bock au vin" mit einem trockenen Silvaner. Auch die Nachspeise "Vindetta" (Rache ist süß) erfordert Geschick. "Der Aufwand aber lohnt sich," versichern die kreativen Köpfe, die sich den Leckerbissen einfallen ließen.

Für das Gros der Rezepte gilt selbstverständlich wie schon beim Bier- und Schnapskochbuch: Sie sind für Laien erlernbar, nachdem schließlich auch die Autoren keine Profiköche sind. Aber Übung macht den Meister.

Auch Wein-Drinks reichen Kurz und Dicker. Die Eigenkreation "Sir Quincey" etwa, bestehend aus Rieslingsekt, Quittensaft, Ingwer, Rosmarin und Holunderlikör. "Da lassen wir gerne jeden Aperol Sprizz oder Hugo stehen", meint die Erfinderin.

Wein aus dem Frankenland "verbraten" Kurz und Dicker in ihren 150 Rezepten übrigens ebenso wie aus fernen Landen. Und geben Lesern dabei allerlei Wissen mit auf den Weg: Angefangen beim Promille-Gehalt, der nach dem Backen, Kochen oder Braten bleibt, bis hin zur Wahl der alles entscheidenden Zutat. Wird ein Wein erhitzt, "gehen ja einige seiner Aromen und Geschmacksnuancen verloren, während andere gesteigert werden", erfährt man beispielsweise. Drum würden Gourmets mit 500-Euro-Tropfen wie einem Mouton Rothschild zwar tief in die Tasche greifen, Gerichte aber nicht unbedingt aufwerten, nachdem sich andere Weine für die Rezepte mehr eignen.

Gegen Übergewicht

Der Gesundheitsaspekt kommt zur Sprache. So beugt Wein, sofern er nicht gleich Flaschenweise genossen wird, Arterienverkalkung, Krebs und Demenzerkrankungen vor. Selbst Übergewicht, wie Kurz und Dicker berichten, obwohl zusätzliche Kalorien ins Essen fließen. "Eine amerikanische Forschergruppe fand heraus, dass Menschen, die in Maßen Wein tranken, bei vergleichbarer Lebensweise weniger auf die Waage brachten als die Kontrollgruppe." Schon Plutarch erkannte als griechischer Philosoph, der ums Jahr 45 geboren wurde, ja: "Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien das schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste."


Buch-Präsentation

Am 13. November stellen Barbara Dicker und Hans Kurz übrigens ihr neues Weinkochbuch im Verlagsgebäude des Fränkischen Tags (Gutenbergstraße 1, Bamberg) vor. Pikant garniert wird die Veranstaltung, die um 19 Uhr im 1. OG beginnt, mit spannenden und humorvollen Passagen des Krimis "Hühnertod" aus der Feder von FT-Redakteur Kurz. Dazu gibt es Wein und Häppchen nach Originalrezepten. Um eine telefonische Anmeldung unter der kostenlosen Hotline 0800/5005080 oder 0951/188-444 wird gebeten.

Das Weinkochbuch ist im Ars-Vivendi-Verlag erschienen (ISBN 978-3-86913-280-8). Es hat 176 Seiten und ist für 16,90 Euro in den FT-Shops und überall im Buchhandel erhältlich. Ebenfalls im Ars-Vivendi-Verlag erschienen ist von Barbara Dicker und Hans Kurz das Bierkochbuch (ISBN 978-3-8613-104-7) und das Schnapskochbuch" (ISBN 978-3-8613-120-7).

Hier gibt es einen Auszug aus dem Weinkochbuch: