Die Pollen fliegen wieder
Autor: Iryna Zakoretska
Bamberg, Dienstag, 28. März 2017
Woher kommen Allergien und was kann man dagegen tun? Allzu große Sauberkeit im Haushalt kann auch ein Problem sein.
Allergien und Heuschnupfen sind bei vielen Menschen ein Problem. Wenn die Nase läuft oder die Augen jucken, liegt das bei milden Temperaturen häufig am Pollenflug. Was lässt sich dagegen tun? Dazu führten wir ein Gespräch mit Chefarzt Rumo Leistner, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Sonologie am Klinikum Bamberg.
Warum nehmen die Allergien zu?
Rumo Leistner: Als mögliche Ursache der Zunahme von Allergien werden zahlreiche Einflussfaktoren unseres westlichen Lebensstils genannt. Durch die Vermeidung von Infekten im Frühkindesalter und eine zu "saubere Umwelt" kann unser Immunsystem keine Toleranz gegen an sich harmlose Allergene, wie z.B. Pollen, Hausstaubmilben, Katzenhaare und Schimmelpilze, entwickeln.
Wie kann man ihnen vorbeugen?
Die Patienten sollten auf Pollenflugansagen in den täglichen Medien achten und bei hoher Pollenbelastung in der Luft nicht bei offenem Fenster Auto fahren oder bei offenem Schlafzimmerfenster schlafen.
Allergische Erkrankungen entstehen durch das Zusammenspiel von erblichen und Umweltfaktoren. Viele Betroffene stammen aus sogenannten Allergikerfamilien. Die Betroffenen sollten ein vorzeitiges Abstillen im Säuglingsalter vermeiden und auf möglichst natürliche Produkte achten. Zu früher und häufiger Einsatz von Antibiotika im Kindesalter sollte vermieden werden. Auch von Kita oder Kindergarten sollte kein Kind aus Furcht vor Infektionen ferngehalten werden. Allzu große Sauberkeit im Haushalt schadet ebenfalls. Insbesondere sollten Desinfektionsmittel sehr sparsam eingesetzt und wenn möglich ganz gemieden werden. Weiterhin sollte man auf Teppichböden und Stoffmobiliar verzichten. Duschen und Haare waschen sollte man möglichst am Abend , um die Pollenbelastung am Körper zu reduzieren. Getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer belassen werden.
Wie lässt sich die Allergie im Akutfall bekämpfen?
Neben den Antihistaminika, die man bereits prophylaktisch ca. vier Wochen vor Einsetzen der Allergiesaison im Mai/Juni und im August/September nehmen sollte, können hier schnellwirksame Asthma-Sprays oder auch Kortison in Tablettenform helfen. Der Patient sollte im Umgang mit seinen Asthma-Sprays geschult worden sein und neben einem Peakflowmeter zur Überprüfung der eigenen Lungenfunktion mit einem Asthmatagebuch und einem schriftlichen Notfallplan ausgestattet sein.
Bei potentiell lebensgefährlichen Allergien, wie z.B. bei einer Nuss- oder Insektengiftallergie, ist es notwendig, dass der Patient mit einem Allergie-Ausweis und einem Notfallset ausgerüstet worden ist, welches er immer griffbereit dabei haben sollte.
Welche Anlaufstellen gibt es in Bamberg und in der Region?
Im niedergelassenen Bereich können neben allergologisch erfahrenen Hausärzten Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Allergologie helfen. Zu den Fachärzten mit besonderer allergologischer Expertise zählen neben Lungenfachärzten, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte sowie Hautärzte.
Bei lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen mit Kreislaufproblemen und Atemnot stehen die Notaufnahmen der Kliniken in der Region sowie das Klinikum Bamberg rund um die Uhr zur Verfügung.
Die Fragen stellte
Iryna Zakoretska