Die nervigste Nicht-Baustelle - in Ebrach
Autor: Anette Schreiber
Ebrach, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Seit fast einem Jahr ist die Ebracher Ortsdurchfahrt halbseitig gesperrt - als Schutz für die einsturzgefährdete Klostermauer.
Verursacher-Prinzip oder Eigentümer-Prinzip? Das sind die Knackpunkte, die womöglich noch einmal die Juristen bemühen werden. Fakt ist bislang nur, dass die seit nunmehr fast einem Jahr in der Ebracher Ortsmitte bestehende Phantom-Baustelle nervt. Damit nerven die Bürger den Gemeinderat und der reagiert seinerseits genervt und überlegt in Richtung Straßenbauamt sogar eine Klage wegen Untätigkeit anzustreben. Stein des Anstoßes ist die einstige Klostermauer an der B 22, die vom Einsturz bedroht ist.
"Der Ton wird schärfer", fasst Ebrachs Verwaltungschef Walter Hanslok die derzeitige Situation zusammen. Die Sachlage an sich ist höchst kompliziert. So handelt es sich bei der Ebracher Ortsdurchfahrt um eine Bundesstraße (B22). Für die ist bayerische Staat zuständig, Baulastträger, wie es heißt und damit kommt das Bauamt ins Spiel. Südlich der B22 befindet sich besagte Klostermauer. Zwischen dieser und der Straße liegen in einem Teilbereich Gehweg und Parkstreifen - im Besitz der Gemeinde. Die Mauer selbst gehört zu einem kleinen Teil ebenfalls der Marktgemeinde. Und zwar vor ihrem Grundstück, dem früheren Kräutergarten der Abtei. Der restliche Teil befindet sich in kirchlichem Besitz, also in dem der Kirchenstiftung Ebrach. Zu einem großen Teil gilt die Mauer als einsturzgefährdet.
Deswegen war aus Sicherheitsgründen vor etwa einem Jahr seitens des Bauamtes die halbseitige Sperrung der B 22 angeordnet worden. Rotweiße Warnbaken halten den Verkehr fern. Die Absperrbaken erzeugen nicht nur Baustellencharakter, die halbseitige Sperrung bremst auch die Verkehrsteilnehmer aus. Allerdings ist hier kein einziger Bauarbeiter tätig.
Im Moment gibt der Verwaltungschef die Positionen so wieder: Die Gemeinde steht auf dem Standpunkt, die vor Jahren erhöhte Fahrbahn und insbesondere der darauf rollende Schwerlastverkehr üben auf die Mauer verstärkt Druck aus, daher die Schäden - das Verursacherprinzip. Das Bauamt hingegen berufe sich auf das Eigentümerprinzip: Somit liege die Instandsetzung aufseiten der Eigentümer, also Gemeinde und Kirche. Bisherige grobe Schätzungen gehen von einem Kostenaufwand von etwa 450 000 Euro aus. Logisch, dass die nicht eben finanzstarke Marktgemeinde Ebrach hier nicht in irgendeine Art Vorleistung treten kann oder will.
In der festgefahrenen Situation hat zumindest das Erzbischöfliche Bauamt die Initiative ergriffen und Gutachten in Auftrag gegeben. Von den jüngsten Ergebnissen wurde der Gemeinderat in Kenntnis gesetzt.
Aktennotiz erhalten
Das Gremium hat die Aktennotiz erhalten. Die bezieht sich auf ein Arbeitsgespräch Ende November mit einem Fachbüro (Statiker), der Denkmalpflege und dem Erzbistum. Vorgestellt wurde dabei der Stand der Gutachten zu den erforderlichen Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen mit konkreten Vorschlägen. Im Dezember werde es eine weitere technische Besprechung und im Januar einen Termin mit allen Beteiligten geben, teilt Diözesanarchitekt Herbert van Beek den Ebrachern mit.Dann werden wohl auch weitere Details zu den Kosten abschätzbar sein.Freilich heißt das auch, dass bis dahin müssen sich alle weiter durchs Nadelöhr quälen. Dennoch fordert der Marktgemeinderat weiterhin mit Nachdruck eine Sperrung der Ortsdurchfahrt für den Schwerlastverkehr.
"Eine Katastrophe, jeder schimpft und wir können nichts dafür", kommentiert Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) die derzeitige Lage.