Die nächste Kirche ist marode
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Mittwoch, 18. Mai 2016
Ab Juni wird St. Gangolf, die älteste bestehende Kirche in Bamberg, für 4,4 Millionen Euro generalsanier - bis Ende 2018.
Nein, die St.-Gangolf-Kirche würde nun nicht gerade einstürzen, wenn keine Generalsanierung anstünde. Und ein Vergleich mit dem Großprojekt Michelskirche sei ohnehin abwegig. Architekt Alwin Zenkel macht jedoch klar, dass eine Sanierung der ältesten bestehenden Kirche in Bamberg - vermutlich um 1063 geweiht - "unumgänglich ist". Das haben umfangreiche Untersuchungen im Jahr 2014 und entsprechende Gutachten ergeben. Kirchenpfleger Josef Schirmer bilanziert die voraussichtlichen Gesamtkosten der Maßnahme: rund 4,4 Millionen Euro.
Vor allem am Dachtragewerk des Langhauses und an der Vierung, also oberhalb der Kuppel, wurden massive Schäden festgestellt. Diese verursachten Risse in der Decke und an den Wänden.
Architekt Zenkel spricht geradezu ehrfürchtig von diesem nach einem Feuer im Jahr 1185 errichteten Dachstuhl: "Es ist einer der ältesten noch bestehenden Dachstühle Deutschlands, vermutlich sogar der älteste in Bayern." So werde bei den anstehenden Arbeiten versucht, so viel wie möglich von dem historischen Tragwerk zu erhalten und nur die morschen Balken auszutauschen. Außerdem hätten sich einige Balken um bis zu einem halben Meter nach Westen geneigt, so dass auch hier Ausbesserungen notwendig seien.
Drei Bauabschnitte sind geplant, die bis Ende 2018 abgeschlossen sein sollen. "Wir brauchen keine Archäologen, weil wir nicht im Boden arbeiten", ist Alwin Zenkel vor denkbaren Verzögerungen gefeit. Zudem sei alles "sorgfältigst vorbereitet, so dass wir nicht mit Überraschungen rechnen". Anfang Juni rücken nun die Gerüstbauer an, damit die Außen- und Dacharbeiten am Chorraum beginnen können. Wenn wie geplant bis Oktober alles glatt läuft, kann die Innensanierung beginnen. Während dieser Zeit wird der Chorraum durch eine Plane von Altarraum und Langschiff getrennt.
Der zweite Bauabschnitt der Außensanierung beginnt im März 2017. Dann sind das Querhaus, Langhaus und die Seitenschiffe an der Reihe. Ebenfalls ab März 2017 und voraussichtlich bis Januar 2018 wird in den gleichen Bereichen auch innen saniert, also die Risse in den Wänden beseitigt, geweißelt, die Altäre und Figuren gereinigt. Außerdem soll St. Gangolf elektrotechnisch auf Vordermann gebracht werden. Die Alarm- und Beschallungsanlage sowie die Beleuchtung werden erneuert. Die Heizung soll ertüchtigt werden bei Prüfung der Nutzung von alternativen Energiequellen. Auch die Orgel wird generalüberholt.
Der dritte Bauabschnitt im Jahr 2018 umfasst die Türme der Kirche sowie die Anna-Kapelle und die Göttlich-Hilf-Kapelle. Für die künftige Nutzung der Anna-Kapelle schwebt Pfarrer Marcus Wolf etwas "Multifunktionelles" vor. "Kinderkirche, Meditationsraum, Raum der Stille, vielleicht auch Taufkapelle", listet der Pfarrer Ideen für eine liturgische Verwendung auf.
"Ich möchte so lange wie möglich weiterhin die Gottesdienste in St. Gangolf feiern", betont Pfarrer Wolf. Dies werde vor allem im ersten und dritten Bauabschnitt verhältnismäßig problemlos möglich sein. Während des zweiten Bauabschnitts steht die Göttlich-Hilf-Kapelle für die Werktagsgottesdienste offen, an den Sonn- und Feiertagen siedeln die Gangolfer dann für die 10.30 Uhr-Messe in die Heilig-Grab-Kirche um, das zweite Gotteshaus der Kirchenstiftung St. Gangolf.
Von der veranschlagten Bausumme trägt das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg 2,8 Millionen Euro, die Oberfrankenstiftung beteiligt sich mit 875 000 Euro. Weitere Zuschüsse aus den einschlägigen Fördertöpfen sind beantragt.
Bleibt der Eigenanteil von zehn Prozent der gesamten Bausumme, nämlich 440 000 Euro: "Das Geld fehlt uns hinten und vorn", stellt Pfarrer Wolf nüchtern fest. Doch Kirchenpfleger Schirmer ist zuversichtlich, "dass wir bei der Endabrechnung 2018 die Gelder zur Verfügung haben". Er bringt einen möglichen Förderverein ins Spiel, der mit kreativen Aktionen die notwendigen Euros und Spenden einholen könnte. "Die Obere Pfarre und St. Martin haben mit ihren jeweiligen Förderkreisen sehr gute Erfahrungen gemacht", weiß Josef Schirmer.