Die nächste Kirche ist marode
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 01. Juni 2015
Die Heilig-Grab-Kirche zwischen Bahnhof und Gärtnerviertel weist im Dach- und Mauerwerk Schäden auf. Das Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert wird nun für eine halbe Million Euro saniert.
Die Herrenrunde in der Heilig-Grab-Kirche kann diesem Sanierungsfall sogar noch etwas Positives abgewinnen: "Im Vergleich zu anderen Bamberger Kirchen ist Heilig-Grab für ihr Alter noch in einem guten Zustand", betonen Architekt Alwin Zenkel und Statiker Udo Keßler. Das stimmt Pfarrer Marcus Wolf und Kirchenpfleger Josef Schirmer nur bedingt froh. Denn die Kirchenstiftung St. Gangolf, die Besitzerin dieses Gotteshauses aus dem 14. Jahrhundert, muss von den anstehenden Baukosten in Höhe von rund 510.000 Euro zehn Prozent aufbringen. Viel Geld angesichts der Tatsache, dass im nächsten Jahr bis 2018 auch eine Generalsanierung der St. Gangolfs-Kirche ansteht: "Das wird eine Millionengeschichte", sorgt sich der Kirchenpfleger.
Die Heilig-Grab-Kirche, die von den Dominikanerinnen des zugehörigen Klosters genutzt und gepflegt wird, ist seit einigen Tagen eingerüstet. Das Dachwerk dieses Kleinods zwischen Bahnhof und Gärtnerviertel muss dringend saniert werden. Schon von Mai 2012 bis November 2013 hat das Ingenieurbüro Burges + Döhring, zu dem Statiker Keßler gehört, ein Tragwerksgutachten erstellt und die Schäden dokumentiert. Dazu zählen Fäulnis an Holzbalken und Sparren, die "zimmermannsmäßig repariert werden müssen", so Architekt Zenkel. Die Dachbalkenlage wird auch durch das Anbringen einer Dielung stabilisiert sowie die Biberdeckung erneuert. Anschließend soll die Natursteinfassade konserviert werden, "damit kein Wasser mehr eindringen kann".
Das Außengerüst muss in den inneren Chorraum wandern: Dort wurden im Oktober 2009 heruntergefallene Putzbrocken entdeckt, die aus dem Bereich der Mauerwerkrisse über den Chorfenstern stammten. Diese Risse in den Fensterscheiteln sind mit bloßem Auge zu erkennen. Sie sollen in den Sommermonaten verpresst werden.
Eine komplette Innenrenovierung ist allerdings nicht geplant. So bleibt die Kirche weiterhin für Gottesdienste und den täglichen Rosenkranz geöffnet. Das freut Pfarrer Wolf, denn er sieht in diesem Gotteshaus ein "spirituelles Zentrum", in das viele Menschen auch zum stillen Gebet kommen. Nicht zuletzt die Ruhestätte der Dominikanerin Columba Schonath, für die ein Seligsprechungsverfahren läuft, ist ein Magnet.
Diese Kirche zieht ebenso Denkmalpfleger und Bauforscher an: Hier wurde - erstmals in Bamberg nachgewiesen - 1451-53 ein liegender Dachstuhl über dem Langhaus errichtet. Und zwar parallel zum stehenden Dachstuhl über dem Chor aus den Jahren 1423/24. Für Statiker Keßler ist dieser Konstruktionswechsel während der Bauphase die Besonderheit schlechthin: "Eine originäre Innovation der Kirchendachwerke überhaupt." Ein Experte in Sachen Sponsoring ist dagegen der frühere Bezirkstagspräsident Edgar Sitzmann: Der unmittelbare Nachbar der Kirche bezeichnet sich lachend als "Schutzherr und Protektor" des Gotteshauses und der Dominikanerinnen, der so manche Spendenaktion ins Leben gerufen hat.
So organisiert er Benefizkonzerte zwecks Linderung des Eigenanteils. Bereits am Sonntag, 7. Juni, wird der Organist Edgar Krapp um 17 Uhr Werke von J.S. Bach, dessen Lehrern und Schülern spielen. Im Herbst ist ein Konzert mit Domorganist Markus Willinger geplant. Und am 8. November unterstützt die Dekanatskantorin der evangelischen Stephanskirche, Ingrid Kasper, die Sanierungsarbeiten.