Druckartikel: Die Musik kann Blockaden lösen

Die Musik kann Blockaden lösen


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Freitag, 22. April 2016

Am Sonntag startet im Dom eine dreijährige Konzertreihe zum Reformationsgedenken. Für Domkapellmeister Pees liegt darin eine "große ökumenische Kraft".
Domkapellmeister Werner Pees hat diese ungewöhnliche Konzertreihe initiiert und leitet auch die neun Konzerte bis 2018.  Foto: Marion Krüger-Hundrup


Einen prominenten Schirmherren kann Domkapellmeister Werner Pees für sein bayernweit einmaliges Projekt reklamieren: Papst Franziskus. Hat das Oberhaupt der weltweiten katholischen Kirche doch in einem Gespräch mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seine ökumenische Position bekräftigt: "Redet miteinander, redet mit Christus, und dann schreitet mutig voran."
Sozusagen mit päpstlichem Segen startet am Sonntag im Dom eine ungewöhnliche Konzertreihe. Sie ist ein katholischer Beitrag zur Erinnerung an den Thesenanschlag Martin Luthers vor 500 Jahren.

Die evangelische Kirche bereitet sich in einer ganzen Dekade auf das Reformationsjubiläum 2017 vor.

Im offiziellen Sprachgebrauch heißt es in ökumenischer Rücksichtnahme eher "Reformationsgedenken". Für Domkapellmeister Pees ist ein solches Gedenken auch für Katholiken unabdingbar: "Wir müssen das Reformationsgeschehen für uns reflektieren, uns Gedanken machen über die Folgen der Reformation", betont er und bringt den Begriff "Mitreformation" ins Spiel.

Seine Idee, das Reformationsgedenken kirchenmusikalisch im Dom aufzugreifen, fand Unterstützung bei Erzbischof Ludwig Schick. Der Erzbischof wird im Auftaktkonzert am Sonntag den geistlichen Impuls geben. Und damit das Zeichen dafür setzen, dass der Kirchenmusik "eine große ökumenische Kraft" (O-Ton Pees) inneliegt. Zumal es keine ausgesprochen evangelische oder katholische Kirchenmusik gibt.

Die Konzertreihe reicht mit neun Einzelaufführungen bis 2018. Sie steht unter dem Motto "Ut unum sint" ("Dass sie eins seien" - Wort Jesu aus dem Johannesevangelium 17,11). Das Gesamtprogramm enthält Musik aus nahezu 1000 Jahren und beleuchtet den Einheitsgedanken unter verschiedenen Gesichtspunkten. Eine Besonderheit ist, dass die Musik jeweils durch eine Reflexion ergänzt wird. Um das Gemeinsame der getrennten Kirchen zu unterstreichen, gehören zu jedem Konzert ein vertontes "Credo" (Glaubensbekenntnis) und "Vater unser". Diese Komponenten machen nach den Worten von Werner Pees deutlich, dass es bei diesen Konzerten in erster Linie um Verkündigung und Lob Gottes geht.

Dem Domkapellmeister ist es gelungen, für die gesamte Reihe renommierte Sänger, Ensembles und Instrumentalisten aus ganz Deutschland zu verpflichten. Um ein Zeichen ökumenischen Miteinanders in Bamberg zu setzen, strebt Werner Pees eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchenmusikerin an St. Stephan, Ingrid Kasper, an.

Mit der Konzertreihe zum Reformationsgedenken sollen alle angesprochen werden, die sich für geistliche Musik interessieren. Da lassen sich wohl auch ökumenische Blockaden lösen, die sonst nur den Amtsträgern nachgesagt werden.

Um vielen Musikfreunden den Zugang zu den Konzerten zu ermöglichen, bittet die Bamberger Dommusik um einen Kostenbeitrag von zehn beziehungsweise ermäßigt sechs Euro.

Der Konzertauftakt ist am Sonntag, 24. April, um 17 Uhr mit Vertonungen des 133. Psalms. "Seht, wie gut und schön es ist, wenn Brüder miteinander in Eintracht leben." Es erklingen Werke von Ludwig Senft, Hans Leo Hassler, Michael Praetorius oder Heinrich Schütz. Mitwirkende sind das international erfahrene "Rosenmüller Ensemble" (Leitung: Arno Paduch) sowie die "Schola Bamberg", ein gemischter Projektchor am Dom. Die Gesamtleitung hat Werner Pees. Weitere Konzerttermine 2016 sind der 19. Juni und 13. November.