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Die meisten Bamberger mögen Maxplatz-Events


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Dienstag, 14. Mai 2013

Eine große Mehrheit von 1107 befragten Bambergern findet die Art und Menge der Innenstadt-Veranstaltungen richtig. Eine vom Fränkischen Tag in Auftrag gegebene Umfrage zeigt aber auch, dass die Besucher der Feste und Feiern Verständnis für die Klagen der Zentrums-Bewohner haben.
Alfons Distler freut sich als Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing über die große Zustimmung, die die Umfrage zu den Veranstaltungen des Vereins zu Tage gebracht hat. Alle Fotos: Matthias Hoch


Die anhaltende Debatte um die nächtlichen Beeinträchtigungen für Innenstadt-Bewohner lässt sich nicht auf die großen Veranstaltungen reduzieren. Vandalismus, Lärm und Schmutz scheinen ein gesellschaftliches Phänomen zu sein, das mit der allgemeinen Ausgehkultur zusammenhängt.

Das ist wohl mit die wichtigste Aussage einer Studie, die am Dienstag im Pressehaus an der Gutenbergstraße vorgestellt wurde. Demnach begrüßt die große Mehrheit der Menschen, die in Bamberg wohnen, Art und Anzahl der Innenstadt-Veranstaltungen.



Sie finden, dass diese die Stadt attraktiv machen und glauben nicht, dass es weniger negative Folgen gibt, wenn es weniger Feste und Feiern gäbe.

Gute "Noten" für die Veranstalter
Den Veranstaltern an sich und dem Stadtmarketing-Verein im Besonderen attestieren die Befragten gute Arbeit, wenngleich sich mancher allgemein mehr Qualität und Sicherheit wünschen würde.

Wie viele Veranstaltungen verträgt Bamberg? Welche erhöhen die Attraktivität der Stadt? Gibt es "Lieblingsveranstaltungen" der Einheimischen? Gibt es Veranstaltungen, die "verzichtbar" sind? 1107 Bambergerinnen und Bamberger antworteten telefonisch auf diese und weitere Fragen, die das Bamberger Centrum für Empirische Studien (Baces) zwischen 22. April und 8. Mai im Auftrag der Mediengruppe Oberfranken durchgeführt hat.

Damit liefert die Erhebung ein repräsentatives Bild zu einem Themenkomplex, der seit Wochen hoch emotional und teils mit persönlichen Angriffen diskutiert wird und heute erneut den Stadtrat beschäftigen wird.

Glaubwürdigkeit setze eine objektive Berichterstattung voraus, die Beleuchtung eines Themas aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Deshalb habe der "Fränkische Tag" zu einem Aufreger-Thema die Einschätzung der Bevölkerung in ganz Bamberg erforschen lassen, und zwar mit wissenschaftlichem Anspruch.

Das sagte der Chefredakteur der Mediengruppe Oberfranken (MGO), Frank Förtsch, bei der Präsentation der Umfrage-Ergebnisse durch Zoltan Juhasz, den Leiter des Centrums für Empirische Studien.

Grundlage waren etwa 15-minütige Telefoninterviews mit Bürgern aus verschiedenen Bamberger Stadtteilen. Die Antworten der 218 Innenstadt-Bewohner unter ihnen wurden bei einigen Fragestellungen vom Team um Juhasz gesondert herausgearbeitet, damit die erwarteten Unterschiede deutlich zu sehen sind.

So sind 43 Prozent der Menschen, die in der Stadtmitte leben, für eine Verlagerung des Public Viewing vom Maxplatz, aber nur 35 Prozent der Gesamtheit. Große Übereinstimmung herrscht dagegen in der Frage nach einer Einbeziehung der Bürger in Entscheidungen über Veranstaltungen: 71 Prozent aller und 68 Prozent der Betroffenen wünschen dies.

OB Starke begrüßt die Umfrage und die Ergebnisse
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), der wegen einer Sitzung des Deutschen Städtetags in Berlin nicht an der Präsentation teilnehmen konnte und über seine Pressestelle vom Ergebnis der Studie informiert worden war, sagte in einer ersten Stellungnahme: "Ich begrüße die repräsentative Umfrage außerordentlich, weil sie zur Versachlichung der Debatte beitragen kann und weil wir ein echtes Stimmungsbild erhalten haben.

So sollte es jetzt unstrittig sein, dass die überwältigende Mehrheit große Veranstaltungen wie die Sandkirchweih und "Bamberg zaubert" schätzt und liebt. Diese Veranstaltungen erhöhen die Anziehungskraft unserer Stadt.
Zugleich gilt aber auch, dass es viele Innenstadt-Bewohner gibt, die sich von den Begleiterscheinungen der Veranstaltungen gestört, ja sogar belästigt fühlen. Wir sind also gut beraten, wenn wir das Thema differenziert diskutieren und nicht nur im Sinn von Entweder-Oder. Eine weitere Schlussfolgerung sollte sein, dass wir versuchen, Abhilfe bei den negativen Begleiterscheinungen zu schaffen.

Dazu könnte das schon beschlossene öffentliche Hearing im Herbst dienen. Wir sind offenbar auf dem richtigen Weg, wenn wir versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, damit wir hören, wo genau sie der Schuh drückt." Soweit Bambergs Oberbürgermeister.


Weitere Meinungen von Gästen, die zur Vorstellungen der Umfrage und ihrer Ergebnisse eingeladen waren:
Gisela Schlenker, Innenstadt-Bewohnerin, AG Lärm im Bürgerverein Mitte:
Schade ist, dass sich die Umfrage nicht auf die Innenstadt-Bewohner konzentriert hat. Aber ich bin froh, dass sich der Fokus wieder auf den Kern des Problems richtet. Denn die Belästigungen für die Innenstadt-Bewohner gibt es an 365 Tagen im Jahr. Die Veranstaltungen bilden nur die Spitze des Eisbergs, sie sind nicht das Hauptproblem.
Ich hoffe, dass man sich im Stadtrat intensiv mit dieser Problematik beschäftigt und dass die Debatte wieder auf einer sachlichen Ebene geführt wird.

Klaus Stieringer, Geschäftsführer Stadtmarketing, SPD-Stadtrat :
Die Zahlen bestätigen: Bamberg steht zu 90 Prozent hinter den Veranstaltungen. Ich hoffe, dass Äußerungen wie Fress- und Saufveranstaltungen über "Bamberg zäubert" und Lärmevent für das Blues- und Jazzfestival nun der Vergangenheit angehören.
Der Umfrage zufolge gibt es keine Veranstaltung, die die Bürger gern streichen würden. Ich würde mir wünschen, dass diese leidige Diskussion erst einmal vom Tisch ist und die Ergebnisse der Studie zur Versachlichung beitragen. Ich halte sie für eine gute Entscheidungshilfe.
Nach dem Willen des Stadtrats soll im Herbst alles auf den Prüfstand gestellt werden. Dann muss es darum gehen, Abhilfe für die zehn Prozent der Bevölkerung zu suchen, die sich belästigt fühlt. Wir müssen Wege finden, damit die Akzeptanz der Veranstaltungen weiter wächst.

Heribert Trunk, IHK-Vorsitzender:
Das Stadtmarkting hat bisher rund 1 Million Euro bekommen und es hat drei Aufgaben zu erfüllen. Erstens Veranstaltungen durchzuführen: Die können der Umfrage zufolge in puncto Qualität und Sicherheit besser werden. Zweitens dürfen die Veranstaltungen nicht die Lebensqualität in Bamberg beeinträchtigen. Da sehe ich Handlungsbedarf.
Drittens muss der innerstädtische Einzelhandel besser durch das Stadtmarketing gepflegt werden. Die Stadt Bamberg liegt bei einer Kundenbefragung in Oberfranken zwar auf Platz eins; aber gleichzeitig geht die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Handel zurück. Dem muss entgegen gewirkt werden.

Dieter Weinsheimer, Vorsitzender der FW-BR-Fraktion:
Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gehört habe. Die Umfrage liefert wahrhaftige Ergebnisse, das ist gut. Das Problem ist die Umsetzung.
Positiv finde ich, dass die Bambergerinnen und Bamberger Solidarität zeigen und sehen, dass einige Bürger unter den Veranstaltungen leiden. Die Politik darf und kann sich aber nicht, wie es ein Geschäftsmann wohl täte, nur um die große Mehrheit kümmern. Wir müssen auch schauen, dass sich für die 25 Prozent, die Grund zur Klage sehen, etwas zum Besseren verändert. Es muss für die Bürger spürbar und erkennbar werden, dass etwas geschieht.

Helmut Müller, CSU-Fraktionsvorsitzender: Die Umfrage ist sehr hilfreich, weil wir bisher im Nebel gestochert haben. Sie bietet die Grundlage, dass wir im Stadtrat die Konflikte lösen können.
Die Politik darf keine populistischen Entscheidungen treffen. Die CSU hat mit ihrem Vorstoß im Stadtrat, die Zahl der Innenstadt-Events zu reduzieren, vielleicht eine zugespitzte Debatte ausgelöst. Man muss erst einmal alles in Frage stellen dürfen, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Grundsätzlich stellt das Ausgehverhalten das Problem dar. Wir haben es mit einem Problem rund ums Jahr zu tun. Dass wir uns jetzt auf die Events fokussieren, ist in meinen Augen nur der erste Schritt.

Ursula Sowa, Fraktionsvorsitzende der GAL:
Ich bin eher enttäuscht von der Umfrage. Sie ist ein Ablenkungsmanöver und trifft nicht die wahre Problematik.
Ich hätte mir tiefer gehende Fragen gewünscht - dass die Bürger beispielsweise danach gefragt worden wären, was ihnen wirklich hilft und was gut für den Maxplatz wäre.
Immerhin wird der Wunsch der Bambergerinnen und Bamberger nach Partizipation deutlich.

Mischa Salzmann, Geschäftsführer Radio Bamberg, Veranstalter:
Es hat mich nicht überrascht, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten sensibel ist für die Probleme der Innenstadt-Bewohner. Die Bamberger haben eine gute "Antenne" dafür. Und es überrascht mich auch nicht, dass die überwiegende Mehrheit die Events gut heißt.
Ich verstehe die Problematik aus Sicht der Anwohner. Die muss im Mittelpunkt der politischen Diskussion stehen. Aber es ist nicht der Kern der Sache, ob man eine Veranstaltung streicht - nur, damit man 'was gemacht hat.
Kern des Problems ist meiner Meinung nach, dass sich einige Leute nachts nicht benehmen können.

Heinz Kuntke, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender:
Die Umfrage liefert insoweit neue Erkenntnisse, als wir jetzt wissen, dass die Veranstaltungen des Vereins Stadtmarketing geschätzt und von den Bürgern auch als Angebot an die Bamberger verstanden werden.
Es gibt Probleme. Das kann aber nicht dazu führen, dass man etwas abschafft. Das wollen der Studie zufolge auch die wenigsten.
Es geht um die Lärmbelästigung. Gegen die muss etwas getan werden.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass wir es mit einem gesellschaftlichen Phänomen zu tun haben, einem Mangel an "Kinderstube" bei manchen Leuten.