Die "Klopfer" zeigen ihr Potenzial
Autor: Andrea Spörlein
Strullendorf, Mittwoch, 08. April 2015
Im Bildhaueratelier von Franz Rosenklee in Strullendorf treffen sich Schlaganfallbetroffene und künstlerisch Interessierte. Beim gemeinsamen Werkeln tauscht man sich aus und hilft sich gegenseitig. Eine Ausstellung zeigt die Ergebnisse.
Es wird geklopft, gehämmert und geschliffen, wenn man das Ateliergebäude von Franz Rosenklee, mit bürgerlichem Namen Horst Hauck, am Mühlberg in Strullendorf betritt. Jeden Montag bearbeiten hier Schlaganfallbetroffene, Partner von Schlaganfallbetroffenen oder ganz "normale" Menschen unter der Anleitung von Franz Rosenklee gelbe Sandsteinblöcke aus der Gegend, roten Burgsandstein aus dem Nürnberger Raum oder feinen Marmor aus Carrara. Die "Klopfer", wie sich die Mitglieder der Gruppe selber nennen, sind unermüdlich tätig, um ihr künstlerisches Schaffen und ihr kreatives Potenzial zu zeigen.
Für Dieter Bornkessel, der seit Anfang an dabei ist, hat seine bildhauerische Tätigkeit gleichsam eine therapeutische Wirkung. In Folge eines Schlaganfalles war er aus dem aktiven Berufsleben ausgebremst worden.
Kreativ am Montag
So sieht es auch Helene Spath. Die rüstige Rentnerin ist eher durch Zufall zur Montagsgruppe gekommen. Hat sie doch einmal einen Kurs vor Ort als Geburtstagsgeschenk bekommen. Jetzt ist bei ihr jeder Montag fest verplant für das "Klopfen" im Atelier. Arzttermine können montags nicht wahrgenommen werden, gleiches gilt für Besuche von Freunden oder der Familie. Über eine Porträtdarstellung ihrer Enkelkinder hat sie die künstlerische Auseinandersetzung von Gesichtern für sich gefunden. Eine in Arbeit befindliche Sandsteinstehle zeigt dies zurzeit ganz eindrucksvoll.
In der Gruppe wird viel miteinander gesprochen, ob das nun beim gemeinsamen Mittagessen oder in den Kaffeepausen ist. Manchmal spricht man über das eigene Werkstück und wie es weiterbearbeitet werden könnte, auch über Politik, eine gesehene Ausstellung oder die nächste Exkursion wird diskutiert, die die Gruppe vermutlich auf den Kunigundenweg führen soll. Viele Teilnehmer schätzen gerade den Austausch in der Gruppe, insbesondere dann, wenn die eigenen Ideen nicht immer so umgesetzt werden können, wie man sie sich gerade vorstellt. Oft hilft schon ein gemeinsames Begutachten des Werkstücks oder ein kleiner Tipp von Franz Rosenklee selbst.
So entstehen, oft über Wochen hinweg, Kunstwerke, die ihre ganz eigene Geschichte haben und sowohl dem Künstler als auch dem Betrachter eine neue Sichtweise ermöglichen. Ganz gleich, ob das nun ein kunstvoll ausgeführte Stehle, eine innige Darstellung der Muttergottes mit ihrem leidenden Sohn oder ein abstraktes Kunstwerk ist. Sollte wieder Erwarten dann doch nichts weitergehen, "ein Igel geht immer." Das ist ja auch das Leitbild der Künstlergruppe.
Die letzte Ausstellung in der Rehaklinik in Bad Staffelstein erhielt von den Besuchern viel Beifall und alle Exponate wurden verkauft. Mit dem Erlös kann neues Material gekauft und die Arbeit der Selbsthilfegruppe weiter unterstützt werden.
Die nächste Ausstellung soll am 10. April um 17 Uhr, im "Glaskasten" in Strullendorf eröffnet werden. In Zusammenarbeit mit dem Heimatkundlichen Verein Zeegenbachtal hat die Gruppe die Präsentation geplant. Die "Künstlerkolonie am Weizenfeld" feiert heuer ihr 15-jähriges bestehen. Die Arbeiten von Helga Billings, Ralf Berner, Toni Schnapp, Franz Rosenklee, Sonja Ardito, Helene Spath, Maria und Dieter Bornkessel, Sieglinde Feldner und Georg Schwarzmann können dann bewundert und käuflich erworben werden. Ideen gibt es auch für eine mögliche Präsentation von Arbeiten der Künstlergruppe in der Strullendorfer Kulturscheue in der Schulgasse.
Weitere Informationen zum Propjekt gibt es bei Franz Rosenklee, Am Mühlberg 14 a (Atelier), 96129 Strullendorf,
www.rosenklee.de, E-Mail:
horst-hauck@t-online.de, Telefon 0170/4705840
Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg e.V., Vorsitzende ist Renate Göller, Drosselweg 8, 96114 Hirschaid, Telefon 09543/9406.