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Die kleinen Windmüller schöpfen Hoffnung


Autor: Werner Baier

Litzendorf, Montag, 22. April 2013

Drei Rotoren sollen auf dem Jura bei Hohenellern Strom erzeugen und die regionale Wirtschaft kräftigen. Zufahrten und Netzanschluss bereiten noch Sorgen.
Symbolbild: Michael Gründel


Die Zuversicht wächst, dass es etwas wird mit den Bürgerwindrädern bei Hohenellern. Bei einer Podiumsdiskussion im Pfarrheim wurde die Freude darüber spürbar, dass der Kreisausschuss die Bedenken gegen den Standort südlich der Flurabteilung "Haderknock" im Landschaftsschutzgebiet Fränkische Schweiz/Veldensteiner Forst aufgegeben hat.

Nur noch zwei Probleme

Gibt es keine weiteren Behinderungen im Genehmigungsverfahren und keine Überraschungen bei Herstellung und Aufbau könnten die drei Bürgerwind-räder in zwei Jahren Strom erzeugen - mindestens 20 Jahre lang.
Der Geschäftsführer der schon gegründeten "Bürgerwindpark Litzendorf-Hohenellern GmbH", Marcus Dornauer, verriet, dass ihm eigentlich nur noch zwei Probleme Sorgen bereiten: Die Transportwege für die Anlagen sowie die Einleitung ins Stromnetz.

Keinen Hehl machte Dornauer daraus, dass "die Netzbetreiber keine großen Freunde von uns kleinen Windmüllern sind".

In der von Georg Lunz, Sprecher der Lokalen Agenda 21, geleiteten Podiumsveranstaltung unterstrich der Mikrometeorologe Thomas Foken die Bedeutung der Stromgewinnung aus Windkraft: Sie ist die umweltfreundliche Alternative zur Kernkraft sowie zur Verstromung fossiler Brennstoffe, zu Biogaskraftwerken und zu Freiflächen-Photovoltaikanlagen.

Während in norddeutschen Bundesländern bereits 50 Prozent des Stroms aus Windkraft stamme, rangiere Bayern mit seinem Anteil von 1,6 Prozent am Schluss. Die Staatsregierung will aufholen und lässt nun auch in Landschaftsschutzgebieten Rotoren zu, sofern nicht ein unbedingter Schutz erforderlich ist.

Foken verkennt nicht, dass auch der bei Hohenellern geplante Standort für die drei Windräder Konfliktpotenzial besitzt, aber die Nähe zum Alb-trauf lasse eben den höchsten Windertrag erwarten. Foken ist mit Blick auf die Zukunft der Energiewirtschaft überzeugt, dass Windräder aus dem Landschaftsbild bald nicht mehr wegzudenken sein werden. Er empfiehlt die Aufstellung in der Form einer Perlenkette. Andernfalls drohen durch den Windschatten Verluste von bis zu 40 Prozent.

Alle in einem Boot

Foken betonte, dass bei dem Litzendorfer Projekt Gegner und Befürworter in einem Boot säßen, weil der hervorragend geeignete Standort sofort von kommerziellen Betreibern genutzt werde, wenn das Bürgerprojekt scheitern würde. Wenn die Bürger in die Gestaltung einbezogen werden, wachse die Akzeptanz, gab Foken zu verstehen. Der Diskussionsabend brachte jedoch keinen Hinweis, dass das Vorhaben auf fundamentale Kritik oder offene Gegnerschaft stößt.

Der Diplom-Geoökologe Erich Spranger zog das Fazit, dass der Standort bei Hohenellern vertretbar ist, was die Beurteilung des Landschaftbildes betrifft. Positiv sei, dass die nächsten Orte zwischen 1,2 und sechs Kilometer von den Rotoren entfernt liegen (der Mindestabstand muss 700 Meter betragen) und dass keine Auswirkungen auf die Vegetation der im Übrigen nicht sehr hochwertigen Hochfläche des Jura zu befürchten seien. Ob Großvögel oder andere geschützte Lebewesen in Gefahr geraten können, werde eine separate Artenschutzprüfung zeigen, erklärte Spranger.

Marcus Dornauer bezifferte den finanziellen Aufwand pro Windrad mit rund fünf Millionen Euro. Angestrebt wird eine Bürgerbeteiligung in Höhe von 40 Prozent der Investitionskosten. Wie üblich sollen 60 Prozent als Darlehen von den Banken kommen. Bei einer Einspeisevergütung von neun Cent pro Kilowattstunde und einer Jahresleistung von sechs bis sieben Megawatt könnten die Gesellschafter mit einer guten Rendite rechnen. Anteile soll es ab 5000 Euro geben. Der Geschäftsführer des Windparks wünscht sich die Einbeziehung der Regionalwerke Bamberg, denn: "Wir brauchen eine Stromversorgung und Wertschöpfung vor Ort!"

Bürgermeister Wolfgang Möhrlein dankte den Mitgliedern des Kreisausschusses für die wegweisende Entscheidung. Im Gemeinderat herrsche schon lange Konsens über die Errichtung eines Bürgerwindparkes. Unter dem Gesichtspunkt, auch in der Energiewirtschaft das Geld in der Region zu binden, möchte Litzendorf mit bestem Beispiel vorausgehen.

Schon viele Anfragen

Es lägen, so Möhrlein, genügend Anfragen von Bürgern vor, die sich an der Gesellschaft finanziell beteiligen wollen. Der Bürgermeister sorgt sich gleichwohl, den Zug zu verpassen, denn dann würden sich die Windräder auch drehen, "aber ohne dass wir etwas davon haben".