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"Die Kirche muss sich immer reformieren"


Autor: Klaus Angerstein

Bamberg, Montag, 30. Oktober 2017

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick äußert sich zum Reformationstag aus katholischer Sicht.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Armer/dpa


Wie stehen Sie als katholischer Bischof zum Reformationstag, dem zweithöchsten Feiertag der evangelischen Kirche?
Ludwig Schick:Der Reformationstag erinnert an ein geschichtliches Ereignis des Jahres 1517, das für die Kirche, für Deutschland und für die ganze Welt einschneidend war und bis heute ist.
Daran und an die Folgen, die es hatte, zu denken, ist unserem Geschichtsverständnis geschuldet, lässt uns die Gegenwart besser verstehen und die Zukunft gestalten.

Sehen Sie einen Reformbedarf speziell auch für die katholische Kirche?
Reformation meint Erneuern. Die Kirche hat sowohl in allen ihren Mitgliedern als auch in allen ihren Gemeinschaften und Konfessionen immer Erneuerungsbedarf. Biblisch und theologisch nennen wir das Umkehr und Bekehrung. Daraus ist das lateinische Dictum entstanden, das viel älter ist als die Reformation 1517, "Ecclesia semper reformanda - Die Kirche muss sich immer reformieren". Reformation in diesem Sinn bedeutet "Kehrt um zum Evangelium und lebt nach dem Beispiel Jesu Christi!"

Wie sollten katholische Christen Ihrer Meinung nach mit dem Reformationstag umgehen?
Die katholischen Christen können wie alle Christen den Reformationstag als Aufruf zur Umkehr und Bekehrung verstehen. So bekommt er einen biblischen Sinn, ist hilfreich für das aktive christliche Leben und kann zur Einheit der Christen beitragen.
Denn zur Einheit der Christen finden wir zurück, indem wir zu den Quellen, das heißt zum Evangelium, zu Jesus Christus, zurückkehren. Für dieses Anliegen ist allerdings der Buß- und Bettag besser geeignet. Der Reformationstag erinnert mehr an ein geschichtliches Ereignis mit weitragenden Folgen.