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Die Investitionen im Raum Bamberg bleiben hoch


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Mittwoch, 25. Januar 2017

Das Wachstum in der Region Bamberg schlägt sich auch bei den Bauvorhaben nieder. 2017 dürften viele hundert Millionen Euro "verbaut" werden.
Diese Mehrfamilienhäuser in der Mittelbachstraße in Bamberg werden in Kürze abgebrochen. An ihrer Stelle schafft die Bau-Genossenschaft für den Stadt- und Landkreis Bamberg neue Wohngebäude.Forto: Ronald Rinklef


Eines ist nach dem Bamberger Baugespräch 2017 im Haus des Handwerks sicher: An Baustellen, gleich welcher Art, wird es auch heuer in Stadt und Landkreis nicht mangeln.

Die Kommunen und Verwaltungen nehmen viel Geld für Bauvorhaben aller Art in die Hand. Wie Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Landrat Johann Kalb (CSU) vor zahlreichen Firmeninhabern, Bauhandwerkern und Bürgermeistern darlegten, gelte es 2017 nicht nur, lang geplante Projekte anzupacken und begonnene fortzusetzen. Hinzu komme die Notwendigkeit, die Infrastruktur dem anhaltenden Bevölkerungszuwachs anzupassen.


10 Millionen Euro für zusätzliche Kita-Plätze

In Bamberg schlägt sich das zum Beispiel im anstehenden Ausbau der Kläranlage (2 Millionen Euro) und einer Offensive für mehr Kita-Plätze nieder. Starke berichtete vom Ergebnis eines kürzlich stattgefundenen "Kita-Gipfels" mit allen Trägern, bei dem man sich auf die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten für rund 10 Millionen Euro verständigt habe.

Zu den größten Einzelinvestitionen der Welterbestadt 2017 gehören laut Oberbürgermeister
- der Beginn der Teilsanierungen in Gangolfschule (2,6 Millionen Euro) und Grundschule Bug (900 000 Euro),
- der Einstieg in den Umbau des alten Kreiswehrersatzamtes an der Promenade (2,78 Millionen Euro) zum Bürgerrathaus,
- der Beginn des Umbaus der alten Jugendherberge "Wolfsschlucht" zum erlebnispädagogischen Kompetenzzentrum (3,4 Millionen Euro),
- der Ausbau der Siechenkreuzung mit Schwerpunkt Radwege (1 Million Euro),
- die Schaffung des Welterbe-Besucherzentrums in den Unteren Mühlen (785 000 Euro).


Konversion ist Baustelle für sich

Eine große Bamberger Baustelle für sich ist die Konversion, auch wenn sie "völlig anders verlaufen ist, als wir uns das vorgestellt haben", wie es Starke formulierte. Bamberg hoffe, am 14. Februar das Lagarde-Areal erwerben zu können. Der Notarstermin stehe. Nach dem Kauf soll die Stadtbau GmbH umgehend das ehemalige Headquarter für 3 Millionen Euro zur neuen bayerischen Zentralstelle gegen Cybercrime umbauen. Auch der Bezugstermin steht schon fest: 1. Oktober 2017.

An anderer Stelle des 20 Hektar großen Lagarde-Geländes wollen Stadt und Landkreis gemeinsam das digitale Gründerzentrum realisieren. Wie viel von den veranschlagten 9,2 Millionen Euro Gesamtkosten heuer schon ausgeschrieben werden, blieb beim Baugespräch offen.

Städtische Tochterunternehmen investieren heuer vor allem in Projekte, die über mehrere Jahre laufen. Starke erwähnte unter anderen das Gesundheitszentrum Ulanenpark (Stadtbau/ 8 Millionen Euro), den vierten Bettenturm am Klinikum (Sozialstiftung/ 18 Millionen Euro) und den Ausbau des Strom-, Gas-, Wasser-, Fernwärme- und Breitbandnetzes (Stadtwerke/ 5,2 Millionen Euro).


Riesensumme im Landkreis

Landrat Johann Kalb geht davon aus, dass öffentliche und private Auftraggeber im Landkreis 2017 Hoch- und Tiefbau-Maßnahmen aller Art für etwa 350 Millionen Euro planen.

Bei den kreiseigenen Maßnahmen, die er auf knapp 12,4 Millionen Euro bezifferte, schlagen vor allem die Neu-, Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in Schulen (Ebrach, Hirschaid, Scheßlitz, Stappenbach, Landwirtschaftsschule) zu Buch. Außerdem geht die energetische Sanierung des Landratsamtes weiter.

Von den knapp 3,8 Millionen Euro für Tiefbaumaßnahmen entfällt der Löwenanteil (2 Millionen Euro) auf ein Vorhaben, das mit dem ICE-Ausbau zusammenhängt: Für den Bahnübergang Ebing-Zapfendorf muss Ersatz geschaffen werden.

Der 2016 registrierte Bauboom im Landkreis setzt sich nach Einschätzung des Landrats fort. Hochgerechnet geht Kalb davon aus, dass die Investitionen im privaten Wohnungsbau und im Gewerbe heuer bei 250  Millionen Euro liegen dürften. Er berichtete von 1115 Baugenehmigungen, die im vergangenen Jahr erteilt wurden, davon 348 für Einfamilienhäuser. Das sei "absoluter Rekord".


Abbruch und Neubau in der Gartenstadt

Das größte Vorhaben der Bau-Genossenschaft für den Stadt- und Landkreis steht laut Geschäftsführer Günter Straub im Bamberger Stadtteil Gartenstadt bevor: In der Mittelbachstraße würden in Kürze 96 Wohnungen des Baujahrs 1953 abgebrochen. Statt sie für viel Geld zu sanieren, sollen an selber Stelle rund 70 neue Wohneinheiten geschaffen werden. Zusammen mit einem dort ebenfalls geplanten "Haus des Kindes" handelt es sich laut Straub um eine 26-Millionen-Euro-Investition.

Das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken will im Lauf des Jahrs mehr als 11 Millionen Euro (Fördersumme 5,72 Millionen Euro) in laufende und neue Dorferneuerungs-Maßnahmen stecken. Das ging aus dem Überblick hervor, den Baudirektor Pius Schmelzer gab.

Die vorgetragenen Zahlen schienen nicht nur Hubert Reinfelder, den Obermeister der Bau-Innung, zu beeindrucken - zumal alle Redner zusicherten, sie würden bei der Vergabe von Aufträgen regionale Betriebe nach Möglichkeit zum Zug kommen lassen. Doch das ist anscheinend leichter gesagt als getan, wie aus mehreren Wortmeldungen deutlich wurde. Sowohl Vertreter des Handwerks als auch der Kommunalpolitik halten die Schwellenwerte, ab denen Aufträge europaweit ausgeschrieben werden müssen, für viel zu niedrig.

Ein weiterer Punkt, der aus Sicht von Betriebsinhabern mehr als bisher bei der Auftragsvergabe berücksichtigt werden müsste, ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Betriebe, die noch Lehrlinge aufnehmen, sollten bevorzugt werden, regte ein Teilnehmer an. In Baden-Württemberg ist das nach seinen Worten üblich.


Kein "Mehltau" erkennbar

Matthias Grassmann, Vizepräsident der Handwerkskammer Oberfranken, dankte den potenziellen Auftraggebern für ihre Investitionen. Angesichts der vorgestellten Projekte befand er: "Von ,Mehltau' kann man nicht reden." Er spielte damit, ohne den Namen zu nennen, auf eine kürzlich vom scheidenden IHK-Präsidenten Heribert Trunk geäußerte Kritik am Raum Bamberg an.