"Die heilige Hure" im Brentano-Theater Bamberg
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 17. März 2014
Eine Oscar-Wilde-Rarität feiert am Bamberger Brentano-Theater am 21. März Premiere: "Die heilige Hure", entwickelt von Martin Neubauer und Victoria Heinz aus einem Fragment, nachdem das vollständige Manuskript verloren ging. Eine Herausforderung, über die wir mit beiden sprachen.
Als einzige "Sünde, die nicht vergeben wird", bezeichnete Oscar Wilde die Langeweile. Zügellos lebt der Literat im Viktorianischen Zeitalter auch seine Homosexualität aus, bis man ihn 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilte. "Moral ist immer die letzte Zuflucht von Leuten, die die Schönheit nicht begreifen", war eine Antwort des Skandalautors auf die Prüderie seiner Zeit. Zu welchem Eklat hätte nach dem "Bildnis des Dorian Gray" erst die Aufführung der "heiligen Hure" geführt, die am 21. März am Brentano-Theater Premiere feiert. "Nur ließ Wilde die Endfassung des Werkes in einer Droschke liegen, so dass nichts außer einem umfangreichen Fragment erhalten blieb", wie Martin Neubauer berichtet, der sich des Stückes aber gerade darum als Theaterleiter annahm - mit Victoria Heinz als "heiliger Hure".
Deutsche Erstaufführung
"Es lockte
Geschichten zum Wein
So beschwört der Bamberger Theaterprinzipal nun einen jener legendären Abende herauf, an denen Wilde seinen Freunden zum Wein Geschichten kredenzte - und in diesem Fall die Geschichte der "heiligen Hure". Aus dem Erzählen heraus entwickelt sich das Spiel: Ein nicht alltäglicher Zweikampf zwischen der Kurtisane (Victoria Heinz), der "Könige und Kaiser zu Füßen liegen" und dem frommen Eremiten (Martin Neubauer), der keine Frau erhören will - weshalb Myrrhina beschließt, ihn zu verführen. Alle noch erhaltenen Szenen fließen in die Handlung ein. "Dabei ergibt die lyrische Sprache der Bühnenpassagen mit Wildes lockerem, mit scharfen Pointen gespicktem Plauderton einen scharfen Kontrast, und doch entsteht ein rundes Ganzes."
Natürlich war's nicht leicht, mit nur einem Fragment zu arbeiten. Umso mehr reizte es Victoria Heinz, in die Rolle der Myrrhina einzutauchen - "schillernd, gefährlich, ja fast abgründig", so die 26-Jährige, die im vergangenen Jahr ihre Schauspielausbildung abschloss. "Viel Raum blieb für Interpretationen, nachdem wir kein so klares Bild von den Charakteren vermittelt bekamen wie bei einem vollständigen Manuskript." Aber die beiden Bamberger nahmen die Herausforderung an, "Kunstfiguren inmitten eines Feuerwerks der Bildsprache fürs Publikum in zwei lebende, atmende Menschen aus Fleisch und Blut" zu verwandeln.
Als "ungeborene Seele"
Bekannt dürfte Victoria Heinz vielen Bambergern bereits von diversen Auftritten bei Chapeau Claque und eben am Brentano-Theater sein, wo sie als "ungeborene Seele" oder beispielsweise als "Tod" in "Seelenspiele" zu bewundern war. Als Mai-Muse verzauberte die Schauspielerin, die weiterhin freiberuflich arbeiten möchte, das Publikum im Hain. Nun "Die heilige Hure" als herausfordernder Spagat, nachdem Wilde dem Geschehen "eine aberwitzige Wendung gab, die ihn als großen Satiriker zeigt, vorab aber bestimmt nicht verraten wird", wie Martin Neubauer betont.
So ist die "heilige Hure" für Martin Neubauer "genau eine jener Produktionen", für die er sein Brentano-Theater vor zwei Jahrzehnten gründete: "Inspiriert von der Entstehungszeit des Hauses in der Gartenstraße war die Epoche um 1900 schließlich immer ein Schwerpunkt unseres Spielplans, auf dem beispielsweise auch Rilke, Keyserling, Vollmoeller und Hofmannsthal standen. "
Von Oscar Wilde waren am Brentano-Theater zuvor schon "Eine florentinische Tragödie" und mehrere Märchendichtungen zu sehen. "Unsterblich wurde der Bühnenautor vor allem aber wegen seiner geschliffenen Komödien", so Neubauer, der gleich darauf von "Salome" als einzigem Drama Wildes schwärmt, das mittlerweile vor allem in der Opernversion von Richard Strauss zu erleben ist. "Hier glitzert und funkelt Wildes Sprache wie viele Edelsteine." Kaum zu glauben, dass das Werk anfangs von der Zensur abgelehnt wurde und in England keinen Verleger fand, während es in Paris drei Jahre später mit Sarah Bernhardt uraufgeführt wurde. So hatte der Ire, der den Geschmack des literarischen Jugendstil prägte, immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen und Kritikern, die ihn lächerlich machten.
Tragisch auch das Ende des Erfolgsschriftstellers, nachdem er 1897 gesundheitlich schwer angeschlagen aus der Haft entlassen wurde. Noch am gleichen Tag reiste Wilde unter falschem Namen nach Frankreich und kehrte nie wieder zurück nach Großbritannien. In Armut und Isolation starb der Literat. Er wurde nur 46 Jahre alt.
Alle Termine auf einen Blick
Zu sehen ist das Stück "Die heilige Hure" mit Victoria Heinz und Martin Neubauer am Freitag, 21. März, 20 Uhr (Premiere), Sonntag, 23. März, 17 Uhr, Dienstag, 25. März, 20 Uhr, Donnerstag, 3. April, 20 Uhr, Sonntag, 6. April, 20 Uhr, Sonntag, 13. April, 17 Uhr, Dienstag, 15. April, 20 Uhr, Freitag, 9.Mai, 20 Uhr, Sonntag, 11. Mai, 17 Uhr, Dienstag, 13. Mai, 20 Uhr und Donnerstag, 15. Mai, 20 Uhr. Plätze für sämtliche Aufführungen, die am Brentano-Theater (Gartenstraße 7) stattfinden, können sich Interessenten unter der Telefonnummer 0951/54528 reservieren lassen.