Die Grünen im Grünen: Schwere Kost beim Picknick
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Sonntag, 14. August 2016
Die GAL lud auf die Wiese beim Malerviertel ein. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die die drohende Versiegelung der Grünfläche.
Sommerzeit ist auch Picknickzeit, dachte die Bamberger GAL und lud zum gemütlichen Brotzeitmachen auf die Wiese hinter dem Malerviertel. Doch trotz der idyllischen und entspannten Atmosphäre, war der Gesprächsstoff ein ernstes und es fielen auch deutliche Worte in Richtung Stadtverwaltung. Denn im Mittelpunkt der Diskussionen standen der Bebauungsplan und die geplante Ansiedlung des BMW-Autohauses Sperber auf eben jener Wiese.
"Wir wollen die schöne Wiese noch genießen ehe sie versiegelt wird. Leider ist die Stadt geldgierig und opfert dafür zahlreiche Grünflächen", sagte Karin Zieg. Zwar müsse für die drohende Versiegelung eine Ausgleichfläche geschaffen werden, aber die Grünen-Sympathisantin bezweifelte, dass es überhaupt so viele Ausgleichsflächen in Bamberg gäbe und hegte den Verdacht, dass ein und das selbe Gelände auf dem Papier mehrmals als Ausgleichsfläche herhalten müsse.
"Ohne Strategie geplant"
Auch GAL-Stadträtin Petra Friedrich kritisierte, dass an dieser Stelle ohne Strategie geplant worden sei: "Hier wurde ein Filetstück unter der Hand vergeben. Andere Unternehmen, die ebenso auf der Suche nach Gewerbeflächen sind, wurden erst gar nicht gefragt." Leider, so bedauerte sie, bekommen man das Autohaus nicht mehr weg. Aber dennoch wolle man mit der Aktion sowie einer Unterschriftenliste und einer Online-Petition die Verwaltung und der Stadtrat, aber auch das Autohaus dazu bewegen, die Grundfläche zu verkleinern und mehr in die Höhe als in die Breite zu bauen.
Denn immerhin seien der Bolzplatz, ein Spielplatz und sogar das Jugendzentrum "Filterlos" in Gefahr und sollen nach derzeitigen Plänen in die Nähe der Blauen Schule verlegt werden. Angeblich im Einvernehmen mit den Jugendlichen.
Herzblut und Zeit investiert
Doch nicht alle von denen sind so glücklich darüber. "Bei dem Gespräch mit dem Oberbürgermeister waren wir sieben Jugendliche und vier Erwachsene. Der Vorschlag auf Verlegung kam von einer Erzieherin", schilderte die 13-jährige Anahita. Sie selbst würde es lieber sehen, wenn das Jugendzentrum, aber auch die Spielplätze an Ort und Stelle bleiben würden."Wir haben wir Herzblut, Ideen und Zeit zur Ausgestaltung des Jugendzentrums gesteckt. Da hängen viele schöne Erinnerungen dran, die verloren gehen würden", bedauerte sie. Zudem wäre die neue Fläche bedeutend kleiner und würde nicht so günstig liegen wie der jetzige Standort.
Stadtrat Norbert Tscherner (BBB), der nicht an dem Picknick teilnahm, ist sauer. In einem Brief an den Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), den er unserer Redaktion zukommen ließ, beklagte er die Verlegung des Jugendzentrums. Er schreibt, dass zwar Starke behaupte die Jugendlichen hätten die Verlegung vorgeschlagen.
Wenn man aber das Bild im FT zu dem Artikel genauer anschaue, "sind der Geschäftsführer von iSo e.V. und die Erzieherinnen mit drei Jugendlichen zu erkennen. Der iSo e.V. erhält für seine Arbeit jährlich um die 500 000 Euro von der Stadt für Jugendarbeit und wird sich deshalb nicht gegen die Stadt entscheiden, zumal die Stadt die Kosten der Verlegung übernimmt", heißt es in dem Schreiben.
"Anlieger werden nicht gefragt"
Darüber hinaus erinnerte er daran, dass er vor rund zehn Jahren ehrenamtlich die gesamte Erschließung des Jugendtreffs Ohmstraße mit rund 120 Metern Kanal, Wasser, Strom, Gas und Telefon verlegt hätte. Ebenso hätte er den Eingangsbereich des Jugendtreffs gepflastert und für den Hartplatz 200 Quadratmeter Pflastersteine zur Verfügung gestellt, da in dieser Gegend die Jugend damals sonst keine Anlaufstelle gehabt hätte."Jetzt soll der gesamte Bau mit den Sportgeräten auf den Platz der Blauen Schule verlegt werden. Die Anlieger der Kloster-Langheim-Straße werden nicht gefragt. So geht man mit den Bürgern um und das ehrenamtliche Engagement wird ignoriert", wetterte er schriftlich gegen den OB und die Stadtverwaltung. Dabei verfüge seiner Meinung nach die Stadt über andere Grundstücke, die für eine gewerbliche Bebauung bestens geeignet wären.