Unfälle auf der A3: Wie gefährlich ist die Autobahn?
Autor: Günter Flegel
Würzburg, Freitag, 09. März 2018
Wer auf der Autobahn zwischen Nürnberg und Frankfurt unterwegs ist, hat nicht selten Angst. Ist die A 3 gefährlicher als andere Strecken?
Die Bilder prägen sich sofort ein: ein Lkw hat am Ende eines Staus mehrere Pkw ineinander geschoben. Die Straße gleicht einem Trümmerfeld, es gibt Tote, Verletzte, kilometerlange Staus. Auch am Samstagabend, 10. März hat es auf der A3 wieder gekracht. W egen einer Massenkarambolage war die Autobahn sechs Stunden gesperrt , fünf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
So schlimm die Bilder auch sind: Sie verstellen den Blick auf die Wirklichkeit, denn keine Statistik belegt eine Zunahme der schweren Lkw-Unfälle. Im Gegenteil.
Was in den letzten Tagen und Wochen vor allem auf der A 3 in Unterfranken passiert ist, bewegt sich bei allen furchtbaren Folgen für die Betroffenen im Bereich der statistischen Unschärfe: Lkw-Unfälle sind sehr selten; ereignen in einem ausgewählten Zeitraum einmal vier statt zwei, dann ist das zwar eine Verdoppelung, aber eben doch nur eine zufällige.
Verzerrte Wahrnehmung
„Die Wahrnehmung ist es“, beschreibt ein Beamter der Verkehrspolizei in Unterfranken das Phänomen. „Wenn wochenlang gar kein Unfall passiert, was die Regel ist, gibt das keine Schlagzeile. Bei zwei oder wie aktuell gleich drei ähnlichen Unfällen innerhalb kürzester Zeit ist das naturgemäß ganz anders.“
Auf der A3 zwischen Biebelried und Rottendorf in Unterfranken hatte es Mitte Februar gleich zweimal gekracht. Zunächst war ein 60-Jähriger mit seinem Sattelzug mit großer Wucht auf einen vor ihm stehenden Lastwagen aufgefahren. Der Mann kam dabei ums Leben. Auf das Stauende etwa zehn Kilometer östlich zwischen Kitzingen und Biebelried fuhr zwei Stunden später ein weiterer Lastwagenfahrer auf.
„Krieg auf der Straße“? Sein 48 Jahre alter Beifahrer starb, als durch den Aufprall drei Lkw ineinander geschoben wurden.
Zweiter Tödlicher Unfall auf der A3 innerhalb von zwei Stunden
In den sozialen Netzwerken ist die Ursache schnell gefunden: Vom "Schlachtfeld Autobahn" ist da die Rede, von übermüdeten Lkw-Fahrern, die viel zu schnell unterwegs sind, zu dicht auffahren und riskant überholen, auch in baustellen-Bereichen. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Seit 1992, in diesem Jahr begann die bundesweite Verkehrsstatistik, hat der Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen massiv zugenommen; die Zahl der bei Lkw-Unfällen Getöteten und Verletzten sank aber drastisch. Die Zahlen hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Um die Veränderungen zu messen, rechnen die Statistiker die von den Lkw zurückgelegten Kilometer und die transportierten Mengen zusammen. Die Einheit heißt "Tonnenkilometer".