Die Fluss-Pegel rund um Bamberg steigen
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Dienstag, 18. Dezember 2012
Die milden Temperaturen lassen den Schnee im weiten Einzugsgebiet von Main und Regnitz schmelzen. Deshalb steht der Raum Bamberg im Fokus der ersten Hochwasserwarnungen dieses Winters.
Wer am Dienstag den keineswegs dramatisch erhöhten Wasserstand des Rhein-Main-Donau-Kanals in Bamberg sah und dann im Internet einen Blick auf die Landkarte des Hochwassernachrichtendienstes (HND) der bayerischen Wasserwirtschaftsämter warf, mag sich gewundert haben: Für Stadt und Landkreis Bamberg galt gestern eine Hochwasserwarnung dritten Grades.
Signalrot hob sich das Landkreisgebilde aus der Karte ab, als einziges im ganzen Freistaat. Andere Gegenden Nordbayern waren, wenn überhaupt, orange oder gelb markiert - Farben, die für niedrigere Warnstufen stehen.
Woher rührt die besondere Gefährdungslage für Stadt und Landkreis Bamberg? Das wollten wir vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach wissen, wo man über das Wochenende bereits rund um die Uhr die Lage beobachtet hat, die Laien noch gar nicht so bedrohlich erscheint.
Die Gefährdung für den Raum Bamberg hängt mit der Lage
Diese Konstellation könne schnell zu einem echten Hochwasser führen, wenn einerseits der Schnee schmilzt und es andererseits anhaltend regnet. Schließlich sammle sich im Main bei Tauwetter das Schmelzwasser aus dem ganzen Frankenwald, während die Regnitz ihrerseits über zahlreiche Nebenflüsse gespeist wird und schnell anschwellen könne.
Die aktuelle Lage ist nicht dramatisch, sagt der Fachmann, aber sie sei doch so, dass man sie genau beobachten muss. An verschiedenen Pegeln rund um Bamberg wurde am Dienstag Meldestufe II erreicht. Zum Beispiel an der Rauhen Ebrach in Vorra, an der Baunach in Leucherhof und am Main bei Kemmern. Die Tendenz war gleich bleibend bis leicht steigend.
Auf die beiden Mainpegel bei Kemmern und Trunstadt und den Regnitz-Pegel bei Pettstadt hat der Hochwassernachrichtendienst in Kronach ein besonders Augenmerk: "Sobald einer dieser Drei die Meldestufe I erreicht, geht eine Warnung an unsere Teilnehmer in Bamberg heraus."
Das sind im Stadtgebiet die Freiwillige Feuerwehr und stellvertretend für die Gemeinden im Landkreis wird im Landratsamt der Geschäftsbereich für Sicherheit, Ordnung und Verbraucherschutz informiert. Nach Auskunft von Stefanie Schuhmann, Pressesprecherin im Landratsamt, haben die steigenden Wasserstände bislang nirgends im Umland gravierendere Maßnahmen erfordert.
Hätte es am Dienstag weiter geregnet, wie es vorher gesagt war, hätte sich die Lage durchaus zuspitzen können. Der Hochwassernachrichtendienst basiert auf Prognoseberechnungen. Die Wettervorhersagen gehören dazu, eben so die Schneehöhen in den Mittelgebirgen und die zu erwartenden Temperaturen.
Ist es so mild, dass es selbst nachts taut, steigen die Pegel wesentlich schneller an als bei Nachtfrösten, gibt Schrepfermann zu bedenken. Wenn dann, wie es der Fall ist, noch reichlich Schnee auf den Höhen des Frankenwaldes liegt, kann der Wasserstand im Main schnell anschwellen.
Deshalb sei es wichtig, die angrenzenden Städte und Gemeinden frühzeitig darauf vorzubereiten, dass in den nächsten Stunden oder Tagen Straßensperren erforderlich werden könnten oder Schieber geschlossen werden müssen.
In Bamberg selbst besteht seit der Inbetriebnahme des Hochwassersperrtors in Bug in den 1960er Jahren so gut wie keine Gefahr mehr, dass bebaute Gebiete überflutet werden. Eine Ausnahme bildet die Tiefgarage am Georgendamm, die nahe am Kanal errichtet wurde und zum Teil im Grundwasser steht.
Die Stadtwerke als Betreiber orientieren sich im Ernstfall am Pegel Pettstadt. Wenn dort ein Wasserstand von vier Meter erreicht ist, läuft laut Unternehmenssprecher Jan Giersberg ein Notfallplan für das Parkhaus an.
Davon war man am Dienstag aber noch weit entfernt, genauer gesagt knapp 1.40 Meter: Dem automatischen Pegelansagedienst zufolge betrug der Wasserstand am Nachmittag 2,62 Meter.