Die Fahrradstadt rollt weiter
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Mittwoch, 12. Dezember 2018
Auch nach der geplatzten Zusammenarbeit mit dem "Radentscheid" will die Stadt viel Geld für die Bamberger Radfahrer investieren.
Die Studentinnen Franziska Haas und Susanna Hümmer sind ziemlich viel mit dem Rad unterwegs. "Im Großen und Ganzen geht's ganz gut, aber an manchen Kreuzungen muss man schon aufpassen, zum Beispiel vom Markusplatz Richtung Uni", sagt Haas. Was sie nicht weiß, dass sie damit eine Stelle anspricht, die für die Stadtverwaltung Teil eines "Leuchtturmprojekts" der Fahrradstadt Bamberg werden soll. 1,3 Millionen Euro stehen im Haushalt für die Erneuerung der Radstrecke Kapuzinerstraße Markusplatz bereit. Dafür sollen unter anderem die Verkehrsführungen für Abbieger verbessert und eine Mobilitätsstation für E-Bikes geschaffen werden, erläutert Claus Reinhardt aus dem städtischen Baureferat. Zudem wolle man den dortigen Bordsteinradweg entfernen und die Radfahrer im Straßenverkehr mitlaufen lassen - wie bereits in der Langen Straße geschehen. Weiter geprüft wird eine drei Meter breite Fahrstrecke für Radfahrer zwischen Holzmarkt und Markusplatz und auf Antrag von FDP-Stadtrat Martin Pöhner auch der Radwegeausbau zwischen Wilhelms- und Schönleinsplatz. "Der Stadtrat von Bamberg hat sich zu Beginn dieses Jahres zu einer Politik bekannt, die der Stärkung und Verbesserung des Radverkehrs in der Stadt Bamberg den Weg ebnen soll", erklärte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) am Mittwoch in seiner Haushaltsrede vor dem Stadtrat. 2019 würde so viel Geld für den Radverkehr ausgegeben wie noch nie zuvor.
Was sagen dazu die Bamberger Radler? "Man muss manchmal fahren wie mit einem Auto, um gut durchzukommen, unter anderem die Lange Straße ist mit dem Fahrrad eine Zumutung", sagt ein Vater mit Rad samt Anhänger. "Mehr Fahrradstraßen wären auf jeden Fall sinnvoll." "Mittelmäßig" findet Susanne Müller die derzeitige Situation für Radfahrer in Bamberg. Sie wünscht sich mehr Radwege und übersichtlichere Regelungen an Kreuzungen. Selbst sei sie zwar noch in keine brenzlige Situation gekommen, aber wegen ihrer Kinder, die mit dem Rad zur Schule fahren, mache sie sich "schon gelegentlich Sorgen". Dass Bamberg noch weit von den versprochenen 1000 Fahrradbügeln entfernt ist, stört sie hingegen wenig: "Bei meiner alten Kiste ist das nicht so schlimm, wenn ich sie so abstelle."
Wie geht es in Stadtrat und Verwaltung weiter, nachdem die Bürgerinitiative "Radentscheid" beendet haben? "Das sollte uns nicht daran hindern, weiterzumachen. Denn wir stehen hinter der Sache", sagt Bürgermeister Christian Lange (CSU), der stellvertretend die jüngste Sitzung des Umweltsenats leitete. Dort wurde der Sachstand in Sachen Fahrradstadt vorgestellt. Dagmar Spangenberg vom Stadtplanungsamt berichtete über 63 neue Radbügel an 14 Standorten, das entspreche 126 Radabstellplätzen. Weitere 19 Standorte mit insgesamt 132 Parkmöglichkeiten für Fahrräder seien in Umsetzung. Damit liegt man freilich noch weit von den Vorschlägen der GAL entfernt (67 Standorte mit 946 Abstellmöglichkeiten). Da die Verwaltung derzeit prüfe, ob die Anschaffung von Fahrradbügeln Aussicht auf Förderung durch die Nationale Klimaschutzalternative habe, ruhe vorerst die Umsetzung an weiteren Standorten.
Was die Ausweisung von Fahrradstraßen angeht, gibt es solche mittlerweile an der Mayerschen Gärtnerei (Maria-Ward-Straße/Anna-Maria-Junius-Straße) und schon länger im "Fahrradquartier Mitte" (Mittelstraße, Färbergasse, Spitalstraße, Heiliggrabstraße, Klosterstraße). Andere Straßenzüge könnten aus unterschiedlichsten Gründen (noch) nicht als Fahrradstraßen ausgewiesen werden. So müsse zum Beispiel an den Engstellen Zinkenwörth und Generalsgasse erst ein höhengleicher Ausbau erfolgen, im Bereich Herrenstraße-Schranne-Geyerswörthplatz-Lugbank-Unter Karolinenstraße warte man erst noch die Fertigstellung der Baumaßnahmen in der Sutte ab.
Seit dem 24. Oktober ist Bamberg auch Neumitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern, den Titel "Fahrradfreundliche Kommune" gibt es freilich erst nach bestandenem Prüfungsprozess.
Was die Image-Kampagne angeht, wird für die Jahre 2019 und 2020 mit insgesamt 30 000 Euro geplant. Zusätzlich soll über einen öffentlichen Aufruf ein neues Logo gesucht werden. Eine Jury will daraus zehn Logos auswählen, über die dann im Internet abgestimmt werden soll. Die Vorschläge der ursprünglich beauftragten Agentur waren im Stadtrat durchgefallen.Erst kürzlich wurden im Finanzsenat die Mittel für Fahrradprojekte für das kommende Jahr auf 400 000 Euro erhöht. Das entspricht 5,19 Euro pro Einwohner.
"400 000 Euro klingen erfreulich, aber ich bin mir sicher, dass das Geld wieder nicht ausgegeben wird", sagt Christian Hader vom Radentscheid. Von den 160 000 im Jahr 2018 sei auch nur die Hälfte verwendet worden. Und die Stadt müsse zwischen sechs und 15 Euro pro Bewohner investieren, um im AGFK als fahrradfreundliche Kommune anerkannt zu werden.