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Die Energiewende wird in Bamberg gemacht


Autor: Hans Kurz

Bamberg, Dienstag, 08. Januar 2013

Die Umsetzung des Atomausstiegs ist eine Herausforderung für die Handelnden in der Region. Die "große Politik" macht es ihnen nicht immer einfach.
Windräder - wie hier bei Würgau - sind die augenfälligsten Zeugen der Energiewende Foto: Ronald Rinklef


Sind Windräder auf dem Jura schuld daran, dass der Strom immer teurer wird? Haben Photovoltaik anlagen auf den Hausdächern ursächlich etwas mit Stromausfällen zu tun? Manch einer fragt sich das. Und einige sagen: Der Atomausstieg und die Energiewende sind an allem Schuld. Auch aus der Bundespolitik kommen widersprüchliche Signale, was den Ausbau erneuerbarer Energien betrifft. So spricht Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) schon mal davon, das Ausbautempo zu drosseln. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünscht Windparks dort, wo Wind weht, also im Norden, auf See - Neudeutsch: offshore. Und dafür tausende Kilometer neuer Stromleitungen.

Kein Anlass zur Resignation

Wie kommen diese Signale bei denen an, die die Energiewende vor Ort umsetzen sollen und wollen? Georg Ensner, leitender Verwaltungsdirektor im Landratsamt und kommissarischer Geschäftsführer der neu

gegründeten Regionalwerke Bamberg formuliert es so: "Gerade weil die ,große Politik' nicht so vorankommt und praxisferne Entscheidungen trifft oder auch gar nicht oder viel zu spät entscheidet, ist die Kärrnerarbeit vor Ort so wichtig!" Deshalb gelte es, sich mit Elan den Herausforderungen zu stellen." Und Gabriele Pfeff-Schmidt, Kreisbaumeisterin und Geschäftsführerin der Klima- und Energieagentur Bamberg, wünscht sich "weniger Bürokratie und mehr Mut". Projekte, die innovativ und ausschließlich auf die Zukunft gerichtet seien, könnten nicht ausschließlich auf Erfahrungen der Vergangenheit aufgebaut werden. Für die konkrete Arbeit seien die bundespolitischen Signale jedoch sekundär. "Wir (der Landkreis Bamberg) haben uns zusammen mit der Stadt Bamberg ein eindeutiges Ziel gesetzt: Bilanzielle Energieautarkie bis 2035. Das alleine ist unser Auftrag", stellt sie klar. "Solange uns die lokale Politik unterstützt - ideell, finanziell und personell - und die Gemeinden aktiv mitwirken, gibt es für uns keinen Anlass zur Resignation."

Skepsis gegenüber erneuerbaren Energien habe sie bislang auf dieser Ebene noch nicht feststellen können. Es sei jedoch festzustellen, dass bei der Diskussion in den Gemeinden um die anstehenden europaweiten Stromausschreibungen sich viele Kommunen aus Kostengründen für konventionellen Strom entscheiden. Nicht nur die Bürger, sondern auch die Kommunen in diesem Bereich aufzuklären, sieht Pfeff-Schmidt ebenfalls als eine Herausforderung und eine Aufgabe für die Klima- und Energieagentur (KEA). Schließlich seien die Gemeinden doch Mitglieder der Klimaallianz und hätten deren Ziele somit auch zu den ihren gemacht.

Vorrang für das Thema Windkraft

Eher ein Hemmnis für den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region scheint derzeit auch der im vergangenen Jahr viel diskutierte Regionalplan zu sein. Dessen Fortschreibung durch den Planungsverband Oberfranken-West mit der geplanten Ausweisung von Vorrangflächen zu Nutzung von Windenergie, befindet sich noch im Prüfverfahren.Bis zum 27. Juli 2012 waren Eingaben möglich. Mancherorts wandten sich Gemeinden gegen im Entwurf vorgesehene Ausweisung, andernorts wurden zusätzliche Flächen gefordert. "Aufgrund der Vielzahl an vorliegenden Eingaben wird diese Prüfung sicherlich das zweite Halbjahr 2012 in Anspruch nehmen", hieß es bereits unmittelbar nach Ende der Eingabefrist. Anschließend werde das Ergebnis dem Planungsausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt. Was jedoch nicht vor Anfang 2013 zu erwarten sei.

Die zwischenzeitliche Goldgräberstimmung, der Ansturm von Investoren auf potenzielle Windpark-Standorte ist offenbar etwas abgeflaut zu sein. Sicher auch durch die Andeutungen aus Berlin. Inzwischen warten Initiativen vor Ort auf klare Aussagen und grünes Licht. In Litzendorf etwa gibt es schon seit längerem konkrete Bestrebungen zum Bau von Bürgerwindrädern. Doch der vorgesehene Standort liegt in einem Landschaftsschutzgebiet - und das war im Entwurf des Regionalplans nicht vorgesehen. Auch die Gemeinden Viereth-Trunstadt, Lisberg und Priesendorf warten. Ohne Planungssicherheit kommt offenbar auch hier der angestrebte Bürgerwindpark nicht so recht voran.

Kraftwerk der Zukunft

Windenergie, das wäre auch eine Hauptaufgabe für die Regionalwerke, betonen Pfeff-Schmidt und Ensner. Dass diese trotzdem zu einem effizienten Werkzeug der Klimaallianz aufbauen lassen können, sind beide überzeugt. Ihr Credo lautet: "Wir glauben an die Regionalwerke, weil sie das richtige Instrument sind, die vorhandene Energie aus unserer Region zu bündeln und daraus ein Kraftwerk der Zukunft, ein Kraftwerk aus erneuerbaren Energien, ein Kraftwerk der Beteiligten vor Ort zu bauen." Zunächst gilt es aber ganz profane Dinge zu erledigen. Zum Beispiel einen Geschäftsführer zu finden. Oder Büroräume für die Regionalwerke im Posthochhaus einzurichten.