Druckartikel: Die Einwohnerzahlen in der Region driften auseinander

Die Einwohnerzahlen in der Region driften auseinander


Autor: Hans Kurz

Bamberg, Donnerstag, 03. Januar 2013

In der Bevölkerungsentwicklung gibt es nicht nur große Unterschiede zwischen Oberbayern und Oberfranken, sondern auch innerhalb des Landkreises Bamberg.
Grafik: Thomas Mathäi/Modus


Wir werden weniger und wir werden älter. Das ist der Grundtenor des demographischen Wandels. Das Älterwerden betrifft alle, die Abnahme der Bevölkerung ist jedoch recht ungleich verteilt. Das besagen erst wieder die in der vergangenen Woche veröffentlichten Berechnungen des Landesamtes für Statistik.

Demnach soll die Einwohnerzahl in den kommenden 20 Jahren on Oberbayern sogar um 6,5 Prozent steigen, während Oberfranken in Bayern das Schlusslicht bildet und fast ein Zehntel der Bevölkerung (9,3 Prozent) verlieren wird. Doch auch diese Aussage ist noch sehr pauschal. Denn vergleicht man die Berechnungen des Statistischen Landesamtes oder die Prognosen verschiedener Institute, so zeigt sich, dass auch innerhalb Oberfranken die Spannbreite recht groß ist.

So wird etwa der Stadt Bamberg sogar ein Wachstumspotenzial von knapp zwei Prozent bis ins Jahr 2030 vorhergesagt. Und ein Minus von drei Prozent für den Landkreis Bamberg ist immer noch der zweitbeste Wert im Regierungsbezirk. Im Vergleich zu den drohenden Bevölkerungsverlusten von beispielsweise 10,2 Prozent (gesamter Regierungsbezirk), 10,9 Prozent (Landkreis Bayreuth), 16,8 Prozent (Landkreis Kronach) oder gar 20,2 Prozent (Landkreis Wunsiedel) geradezu ein stabile Situation.


Nur die Alten werden mehr

Doch keines der 36 Gemeindeoberhäupter des Landkreises kann sich beruhigt zurücklehnen. Zum einen findet der Wandel ja auch bei einer relativ stabilen Bevölkerungszahl statt. Insbesondere, was die Alterspyramide betrifft. So wird die Zahl der über 65-Jährigen den Statistikern zufolge um mehr als die Hälfte ansteigen, während alle jüngeren Altersgruppen schrumpfen.

Vor allem aber wird es auch im Landkreis große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden geben, was ihre Einwohnerzahl betrifft. Das geht zum Beispiel aus einer Studie de Bamberger Instituts Modus hervor, die erstmals 2007 im Auftrag des Landkreises angefertigt und 2009 überarbeitet wurde. Darin haben die Bevölkerungsforscher die einzelnen Landkreiskommunen detailliert unter die Lupe genommen und kleinräumige Projektionen in jeweils drei Varianten mit unterschiedlichen Voraussetzungen berechnet.

So reicht etwa für den gesamten Landkreis die Spanne von 132 300 Einwohnern über 139 500 bis zu 147 100 Einwohnern im Jahr 2029. Der Mittelwert (Variante 2) des Modus-"Instituts für angewandte Wirtschafts- und Sozialforschung, Methoden und Analysen" liegt also recht nahe an den Berechnungen des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung.


Einbrüche an den Rändern

Interessant ist vor allem ein Blick auf einzelne Ergebnisse. Schrumpfende Gemeinden auf dem Jura sowie an den Rändern des Landkreises im Steigerwald und in den Haßbergen sind kein neues Phänomen. Ebenso wie Boomtowns im Bamberger Speckgürtel und im Regnitztal. Dies war bislang aber fast ausschließlich der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Der demographische Wandel scheint dies aber noch zu verstärken.

So rechnet die Modus-Studie etwa damit, dass Burgwindheim im ungünstigsten Fall bis 2029 fast ein Viertel seiner Einwohner verliert. Die mittlere Variante sieht immer noch einen Rückgang um 14 Prozent - und nur unter den günstigsten Voraussetzungen bleibt es bei einem Minus von knapp drei Prozent. Ähnlich ungünstig ist die Prognose für den Nachbarort Ebrach aus (-18,6/11,7/-5,4 Prozent). Auch Stadelhofen (-17,2/-8,1/+0,1 Prozent) ist stark betroffen, nur unwesentlich günstiger sind die Aussichten für Königsfeld und die ohnehin schon kleinste Landkreisgemeinde Wattendorf sowie für Gerach und Reckendorf. selbst relativ zentrale Großgemeinden wie Memmelsdorf oder Litzendorf müssen laut Modus mit einem Rückgang im zweistelligen Prozentbereich rechnen.

Gewinner gibt es der ungünstigsten Variante 1 des Modus-Instituts im Landkreis keine, was die Bevölkerungszahl im Jahr 2029 betrifft. Aber Burgeb rach (-1,4) Breitengüßbach (- 2,1) und Lisberg (-2,7 Prozent), dürfen auch in diesem Fall als relativ stabil gelten. In der mittleren Variante könnten sogar acht Gemeinden zulegen, wobei Pettstadt mit einem Plus von 4,5 Prozent Spitzenreiter wäre, gefolgt von Breitengüßbach (4,2) und Altendorf (3,1).


Wachstumsräume

In Variante 3, in der die Bamberger Forscher allerdings ein konstantes Wirtschaftswachstum von jährlich zwei Prozent, eine um zweieinhalb Jahre höhere Lebenserwartung (2029 im Vergleich zu 2009), eine steigende Zuwanderung und sogar eine deutlich steigende Geburtenrate voraussetzen, wären dann fast alle Gemeinden im Plus. Lisberg (18,0 Prozent), Pettstadt (13,3), Breitengüßbach (11,6) und Altendorf (10,8) könnten dann sogar zweistellig wachsen.

Egal, welche Variante der realen Entwicklung am nächsten kommen wird. Alle drei haben eines gemeinsam. Die Schere zwischen Wachstumsräumen und sich allmählich entvölkernden Regionen, geht im Landkreis Bamberg fast ebenso weit auseinander, wie innerhalb Oberfrankens oder innerhalb Bayerns.

Weitere Dokumente, wie etwa den Demographiebericht der Bertelsmann Stiftung finden Sie auf den Seiten des Landkreises Bamberg.