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Die Deiche in Hallstadt müssen wachsen


Autor: Hans Kurz

Hallstadt, Freitag, 14. Juni 2013

Für die Planungen zur Deichertüchtigung in Hallstadt steht nun mehr Geld zur Verfügung. Die Stadt wird aber frühestens in vier Jahren gegen ein Jahrhunderthochwasser geschützt sein. Geklärt werden muss auch noch, welche städtebaulichen Elemente mit realisiert werden können.
Grafik: Carolin Höfler, Foto: Ronald Rinklef


In Hallstadt wird der Hochwasserschutz aufgestockt. Nicht nur, was die künftige Höhe der Deiche betrifft, sondern auch die finanzielle Ausstattung. Zu den bisherigen Planungskosten von 500.000 Euro für die Ertüchtigung der Deiche kommen nun noch einmal 150.000 Euro, die je zur Hälfte von der Stadt Hallstadt und dem Freistaat Bayern übernommen werden. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten nun in Hallstadt Bürgermeister Markus Zirkel (SPD), Staatssekretärin Melanie (Huml (CSU) und der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Kronach, Hans Hemmerlein.

Bei der geplanten Verbesserung des Hochwasserschutzes geht es vor allem um den Bereich zwischen der Mainbrücke nach Dörfleins und der Achterbrücke. Einbezogen ist aber auch der Gründleinsbach, der erst beim jüngsten Hochwasser den Hallstadtern große Sorgen bereitete.

Folgerichtig fand nach der Vertragsunterzeichnung ein Ortstermin auf dem Sportplatz des SV Hallstadt statt, der vor 14 Tagen komplett unter Wasser gestanden war.

15 Prozent Klimazuschlag zum Jahrhunderthochwasser
Dabei bezifferte die aus Hallstadt stammende Staatssekretärin das Schadenspotenzial, wenn in Hallstadt die Deiche brechen würden, auf 30 bis 50 Millionen Euro. Etwa 3600 Menschen wären betroffen, rund 400 Arbeitsplätze gefährdet. Die bestehenden Deiche sollen deshalb für ein 100-jährliches Hochwasser - also eines, wie es sich rein statistisch gesehen alle 100 Jahre ereignet - plus einem sogenannten Klimazuschlag von 15 Prozent nachgerüstet werden. Denn es wird davon ausgegangen, dass sich solche Ereignis aufgrund des Klimawandels häufen können.

Diese Bemessungsgrenze würde laut Otmar Pfister vom WWA bei einem Abfluss von 1310 Kubikmetern pro Sekunde erreicht. Das wäre bei einem Pegelstand des Mains in Kemmern von etwa 7,70 Meter der Fall. Zum Vergleich: Anfang Juni waren es 6,06 Meter. 7,02 Meter erreichte der Main am 4. Januar 2003, 6,88 Meter am 15 Januar 2011. Wie Pfister ausführt, sind die neuen Hallstadter Deiche aber so geplant, dass dann immer noch 70 Zentimeter bis zur Deichkrone "Luft nach oben" wäre.

Die Stadt sollte jedenfalls auf ein solches Ereignis vorbereitet sein. "Hätte es so stark geregnet, wie der Deutsche Wetterdienst als Maximum prognostiziert hatte, hätten wir diese Marke erreicht", führt Pfister zum Hochwasser vor zwei Wochen aus. Hallstadt hätte damit ein gewaltiges Problem gehabt.

Zu hoffen ist also, dass das nächste, echte Jahrhunderthochwasser wenigstens noch ein paar Jahre auf sich warten lässt. Denn mit dem Bau des neuen Hochwasserschutzes wird - wenn alles zügig läuft - wohl erst 2015 begonnen werden können, wie Hans Joachim Rost, der für Stadt und Landkreis Bamberg zuständige Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt ausführt. Und dann sei noch mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren zu rechnen .

Eine Flutmulde für den Gründleinsbach
Noch unberechenbarer als Main sind die Bäche und kleinen Flüsse. Auch das hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt. Der Entwicklung am großen Fluss lässt sich heutzutage leichter prognostizieren. Wenn etwa ein Hochwasserwelle des Mains den Pegel Schwürbitz bei Lichtenfels passiert, so braucht sie zwischen zehn und 20 Stunden, bis sie rund 50 Flusskilometer weiter unten in Hallstadt ankommt. Es bleibt also genug Vorwarnzeit, um Schutzmaßnahmen oder schlimmstenfalls Evakuierungen durchzuführen.

Am Gründleinsbach ist so etwas nicht nur wegen fehlender Pegelmesssysteme kaum realisierbar. Deshalb gilt auch ihm ein Hauptaugenmerk der Hochwasserschützer.

Eine Möglichkeit wäre, erläutert Rost, die bereits vorhandenen Schutzmauern am Gründleinsbach einfach zu erhöhen. Es gebe jedoch auch eine Alternative. Geplant sei nun, Teile des Gründleinsbachs ab einem bestimmten Wasserstand über eine Entlastungsbauwerk in eine Flutmulde östlich der Bahnlinie und von dort in den Leitenbach überzuleiten.

Zwar hat beim jüngsten Hochwasser im Landkreis vor allem der Leitenbach für Schlagzeilen gesorgt. Doch Rost ist sicher: "Der Leitenbach schafft das, auch größere Mengen abzuführen, ohne Schäden für Dritte zu verursachen." Selbst dann, wenn Main, Gründleins- und Leitenbach gleichzeitig Höchststände führen. "Der Überlagerungsfall ist abgedeckt", versichert Rost. Was die Lage der Flutmulde betrifft, so ist diese laut Rost, in Bezug auf den Ausbau der ICE-Trasse abgeklärt. Man habe mit der Bahn rechtzeitig vereinbart, dass die für die vorgesehene Flutmulde benötigten Grundstücke zur Verfügung stehen, sagt Rost.

"Man kann nicht alles zubetonieren und wegsperren
Der Rahmen für die Umsetzung des Hochwasserschutzes steht also. "Der technische Hochwasserschutz ist die Pflicht, die wir möglichst rasch erfüllen müssen", sagt Huml. "Städtebauliche Elemente sind dann die Kür." Doch auf diese will Hallstadt keineswegs verzichten. Es gilt also, nun zügig zu klären gilt, ist, inwieweit das von den Hallstadter Bürgern gewünschte und vom Stadtrat beschlossene Städtebauliche Entwicklungskonzept mit den Vorstellungen des Wasserwirtschaftsamtes in Einklang zu bringen ist. Die Vorstellungen der Stadt liegendem WWA inzwischen zur Prüfung vor.

"Ein großes Thema für die Stadt ist die Renaturierung", sagt Bürgermeister Zirkel. Daneben gehe es aber auch darum, den Fluss durch gestalterische Elemente erlebbar zu machen. Und sei es nur mit einem Radweg, der auf der Deich-Innenseite verläuft oder Bänken auf der Deichkrone, oder ein Mainfloß, ein "Hallstadter Stück" - im Überschwemmungsbereich platziert. "Nur, wer den Fluss kennt, kann auch die Gefahr einschätzen, die von ihm ausgeht", sagt Zirkel und fügt hinzu: "Man kann nicht einfach alles zubetonieren und wegsperren."