Die Bühne als Schule fürs Leben
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Dienstag, 11. April 2017
Das Theater im Gärtnerviertel sucht Jugendliche für ein unkonventionelles Bildungsprojekt, das am 18. April startet.
Runter von der Couch, rauf auf die Bühne! Unter dem Motto "Überwinde Grenzen. Zeig deinen Style und komm vorbei" ruft das Theater im Gärtnerviertel (TiG) Jugendliche auf, sich on stage zu beweisen. Am 18. April startet ein vom Bildungsministerium gefördertes Kreativprojekt, das mit der Aufführung eines eigenen Stücks in den Sommerferien endet.
Teamwork wurde ausgezeichnet
"Von je her war uns der Austausch mit Jugendlichen wichtig", sagt Nina Lorenz als Regisseurin und Mitbegründerin der Bamberger Bühne. So führt das Ensemble seit Jahren Jugendstücke wie "multiple choice" auch an Schulen auf, um mit Jungen und Mädchen im Anschluss an Vorstellungen ins Gespräch zu kommen. Das Pilotprojekt "Theater & Schule" entstand 2015 als Kooperation, der zwei Stücke zum Thema Cybermobbing entsprangen: "Like me" (TiG) und "Wechselspiel", entwickelt von der Theatergruppe der Graf-Stauffenberg-Realschule. Wechselseitige Besuche bereicherten den kreativen Prozess beider Ensembles. Letztendlich beeinflussten die Jungen und Mädchen auf diese Weise auch die TiG-Produktion maßgeblich, wie auf der Homepage der Bühne nachzulesen ist. Das Zusammenspiel wurde vor kurzem erst mit dem "C.C.Buchner-Preis" ausgezeichnet.
Empathie entwickeln
"Ich liebe es, mit Jugendlichen zu arbeiten und ihnen das Theater näher zu bringen", sagt Olga Seehafer, die die Realschüler als Ensemble-Mitglied des TiG bei der Inszenierung unterstützte. Viele entwickelten auf diese Weise ein neues Selbstvertrauen. "Sie lernen, sich auszudrücken, Team- und Konfliktfähigkeit", so die Theaterpädagogin. Mit der eigenen Geschichte setzten sich die Jugendlichen ebenso wie mit den Geschichten anderer auseinander. Sie würden einfühlsamer, indem sie fremde Perspektiven einnähmen. Ja, auch das bewirke das gemeinsame Theaterspiel. Von Olga Seehafer kam auch die Idee zu dem neuen Jugend-Projekt des TiG. "Diesmal richten wir uns an Jugendliche ab 12 Jahren, die aufgrund ihres sozialen Hintergrunds bislang keine Gelegenheit hatten, Theaterluft zu schnuppern." Schauspiel, Improvisation, Tanz und Musik - vieles würde erlebbar. Auch mit Grenzen setzen sich die Teilnehmer auseinander: "Wo stoße ich an Grenzen?" "Wo sind meine gefühlsmäßigen Grenzen?" "Sind staatliche Grenzen auch individuelle Grenzen?" All diese Fragen werden über Improvisationen thematisiert. So ist das Impro-Ensemble "Ernst von Leben" mit von der Partie, um allen interessierten Jugendlichen auch gleich das eigene Genre vorzustellen.
Die Theaterschule Bamberg ist in das TiG-Projekt involviert, das Leiterin Ila Stuckenberg mitinitiierte. Sie wird dem Bühnennachwuchs Schauspieltechniken vermitteln. Auch Musiker der Bamberger Symphoniker und Spieler von Brose Bamberg können die Jugendlichen kennen lernen, um über sie in die Welt der klassischen Musik beziehungsweise des Basketball-Sports zu blicken.
Nach Ideen der Jugendlichen
Natürlich bestimmen die Jugendlichen darüber, welches Stück das Publikum in den Sommerferien zu sehen bekommt. "Sie sollen eigene Themen und Ideen einbringen", sagt Nina Lorenz, die den Jungen und Mädchen bei der Inszenierung zusammen mit Olga Seehafer zur Seite steht. Auch über den Verein Iso kommen übrigens Teilnehmer, die von der Initiative profitieren sollen.Dass die neue Bildungsoffensive des TiG in Kürze in der BasKidhall starten kann, verdanken die Verantwortlichen dem Förderprogramm "Tanz und Theater macht stark. Bündnisse für Bildung". Nachdem sich die Bamberger Bühne bewarb, "erhielten wir vom Bundesministerium für Bildung und Forschung die Förderzusage zur Umsetzung unseres außergewöhnlichen Projektes", so Lorenz.