Die Brose-Fans lassen die Kasse klingeln

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Der Kauf der Halle für vier Millionen Euro löste vor einem Jahr eine heftige Debatte aus. Bisher zumindest erwies sich das Geschäft als kostenneutral für die Stadt ...

Im Oktober 2010 hat die Stadt Bamberg trotz kritischer Stimmen die Stechert-Arena von Insolvenzverwalter Siegfried Beck für über vier Millionen Euro gekauft. Zu den befürchteten Verlusten für die Stadtkasse ist es bisher nicht gekommen. Der Betreiber macht sogar leichte Gewinne.

Basketballfan Peter Neubauer weiß, was er und viele Brose-Anhänger der Stadt zu verdanken haben: Wäre Bamberg im vergangenen Oktober nicht in die Bresche gesprungen, als es um die Zukunft des Basketballstandorts ging, hätte es nicht nur kein doppeltes Doppel der Brose Baskets mehr gegeben. Es gäbe vermutlich auch Freak City nicht mehr. "Der Verein wäre nach Nürnberg abgewandert, und in Bamberg hätte die Abrissbirne anrücken können", sagt Neubauer.

Vor einem dreiviertel Jahr, als der Bamberger Stadtrat für den Kauf der drittgrößten Halle in Bayern stimmte, hätte man solche Überzeugungen bei manchen Entscheidern vergeblich gesucht. Immerhin 17 von 40 Stadträten wollten nicht, dass die Stadt und ihre Töchterunternehmen Stadtbau und die Stadtwerke viereinhalb Millionen Euro in die Hand nehmen und Eigentümer einer Arena werden.

Eine der größten Sorgen, die Stadträte aus mehreren Fraktionen geäußert hatten, war die Befürchtung, Bamberg könnte sich mit dem Riesenbau am Rande der Südflur einen neuen Klotz ans Bein binden - eine Einrichtung, die mehr kostet als sie einbringt.

Zumindest vorerst kann Horst Feulner, der Chef der Arena Betriebsgesellschaft, Entwarnung geben. Neun Monate nach dem Gang zum Notar zeichnet sich ab, dass die Hoffnung auf eine schwarze Null nicht nur eine optimistische Prognose war, um die Wogen zu glätten. Schon 2010 hatte die Betreibergesellschaft nach Abzug von Miete und allen Kosten 20 000 Euro Gewinn in der Tasche. Auch die Besitzgesellschaft musste kein Geld zuschießen, um die Darlehen zu bedienen. Feulner glaubt fest daran, dass es nach dem hervorragenden Verlauf des ersten Halbjahres 2011 heuer und auch nächstes Jahr mit der "Erfolgsgeschichte" weitergeht. Ein Einbruch sei nicht in Sicht.

Hat die Stadt damit geschafft, was drei Eigentümer und vier Betreibergesellschaften vor der öffentlichen Hand vergeblich versuchten? Eine große Veranstaltungshalle wirtschaftlich zu betreiben, keine Defizite anzuhäufen? Dies wäre, wie nicht wenige Insolvenzen bewiesen haben, in Deutschland eine Ausnahme.

Der Wechsel von einer Hand zu anderen und die damit verbundene Minimierung der Darlehensschuld hatten jedenfalls ihr Gutes: Aus der Sicht von Heiner Kemmer, Stadtbau-Chef und Geschäftsführer der Arena Besitzgesellschaft, profitieren die neuen Besitzer von zwei Umständen, die das Scheitern eher unwahrscheinlich machen: Zum einen spart die Zusammenarbeit mit der Bamberg Congress und Event GmbH, die die Konzerthalle betreibt, erhebliche Personalkosten. Außerdem liegen die Kosten für Zins und Tilgung mit rund 100 000 Euro im Jahr deutlich niedriger als der Betrag, den etwa Voreigentümer Peter Klappan und dessen Mieter, die Brose Baskets, zu leisten hatten. Der Unterschied wird auch deutlich, wenn man sich vor Augen hält, was es kosten würde, müsste man die Halle neu bauen: "25 Millionen Euro!", schätzt Heiner Kemmer.

Doch den Hauptanteil an den guten Zahlen des letzten Jahres haben die Bamberger selbst geleistet. "Sie haben mit den Füßen für die Halle abgestimmt", freut sich Horst Feulner. In 109 Veranstaltungen kamen seit 1. Oktober vergangenen Jahres 321 000 Besucher in die Stechert-Arena. Damit setzt sich fort, was bereits 2010, dem ersten Jahr mit gleichzeitigem Pokal- und Meisterschaftssieg durch die Brose Baskets begann: Damals war die Bamberger Halle mit 104 unterschiedlichen Veranstaltungen die meist ausgelastete der großen Arenen Deutschlands, noch weit vor vor der Münchner Olympiahalle (59 Veranstaltungen) oder der Porsche-Arena in Stuttgart (61 Veranstaltungen).

Doch wie denken jene im Stadtrat, die damals ihr Veto einlegten, heute? Daniela Reinfelder (CSU) etwa stimmte 2010 gegen den Kauf, weil sie die gescheiterte "Premiumlösung" von OB Starke aus dem Jahr 2009 nicht nachträglich sanktionieren wollte. Außerdem war sie, wie drei andere Mitglieder der CSU-Fraktion, der Meinung, dass es zum Kauf der Halle durch die Stadt noch eine private Alternative gab, die mit weniger Risiko verbunden gewesen wäre. Reinfelder macht keinen Hehl daraus, dass sie heute anders abstimmen würde. Der Schritt, die Halle zu kaufen, habe sich als richtig erwiesen. Das sagt die leidenschaftliche Basketballanhängerin auch deshalb, weil sie sich in der nächsten Saison noch mehr Einnahmen durch zusätzliche Fernseheinnahmen verspricht.

Peter Gack von den Grünen würde auch heute noch gegen einen Einstieg der Stadt stimmen. Dies nicht nur deshalb, weil sich aus seiner Sicht die wirtschaftliche Lage wieder verschlechtern könnte, wenn es mit den Basketballern in der Liga bergab gehe. Kritisch sieht der Grüne vor allem , dass sich die Stadt erpressbar gemacht habe, weil sie vom Hauptmieter Basketball auf Gedeih und Verderb abhänge. An diesem Problem habe sich nichts geändert.

Außerhalb von Basketballkreisen gibt es in der Bevölkerung nicht nur Zustimmung zum Kauf der Immobilie. Kritisch wird die Beteiligung durch öffentliche Gelder unter anderem in Mieterkreisen der Stadtbau GmbH gesehen. Elmar Hübner aus der Hauptsmoorstraße sähe es viel lieber, wenn die Stadtbau ihren Wohnungsbestand pflegen würden, stat in ein Großprojekt wie die Halle zu investieren. "Sie sollten verhindern, dass "die Mietpreise in astronomische Höhen steigen". In der Gartenstadt gebe es heute noch Wohnungen aus den 50er Jahren, die sich im Originalzustand befänden, sagt Hübner.

Stadtbau-Chef Heiner Kemmer bestreitet, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Engagement für die Halle und den Wohnungen gebe. "Die Mieten steigen, weil alle Mieten in Bamberg steigen und wir vom Gesellschafter den Auftrag bekommen haben, den Wert des Immobilienvermögens nach bestem Wissen und Gewissen zu erhalten." Für ihn ist die Arena eine Einrichtung, die Bamberg viele Vorteile bringt. "Man muss sich nur mal vorstellen, was andere Städte tun müssen, um ähnliche Medienpräsenz zu erreichen. "