Druckartikel: Die Bauern spüren den "Druck der Disteln"

Die Bauern spüren den "Druck der Disteln"


Autor: Hans-Werner Penning

Scheßlitz, Freitag, 07. Februar 2014

Trotz der widrigen Umstände im vergangenen Jahr geht es der Landwirtschaft relativ gut. Aber frei von Sorgen ist man noch lange nicht, wie bei der Traditionsveranstaltung in der TSV-Halle am Schießgraben zu hören war. Zu den zahlreichen Landwirten gesellten sich zahlreiche Firmen- und Behördenvertreter.
Die Hauptrednerin Angelika Schorer MdL (Mitte) beim Scheßlitzer Bauerntag Foto: Ronald Rinklef


Macht ein Scheßlitzer Bauerntag noch Sinn, wenn es der Landwirtschaft in Bayern und Deutschland - relativ - gut geht? Der Milchpreis bewegt sich auf das zu, was man an der Börse ein "Allzeithoch" nennt, die Fleischerzeuger haben derzeit ebenso wenig Grund zur Klage wie die meisten anderen Sparten der Landwirtschaft einschließlich der Energiebranche: Fehlt da dieser Traditionsveranstaltung nicht die Würze vergangener Jahrzehnte, als es dem Bauernstand vergleichsweise dreckig ging? Eine Zeit lang hätte man gestern daran glauben können, dann aber, als es schon dem Ende zu ging, verschaffte sich der Protest doch noch Luft. Denn ohne Sorgen ist das Landvolk niemals.

"Die Öko- und Bio-Bauern werden immer mehr", kritisierte Alfred Deinlein aus Neudorf, langjähriger Vorsitzender des Maschinenringes. Wobei er weniger an den Öko- und Biobauern als solche etwas auszusetzen hatte.

Aber: Weil die immer mehr zunehmen, bleibt die Natur viel mehr als früher sich selbst überlassen, und das nicht ohne Folgen. "Der Druck der Disteln steigt, wir müssen sogar den Raps noch spritzen", monierte Deinlein die Auswirkungen der Bio- auf die konventionelle Landwirtschaft. Beistand erhielt er von Georg Göller aus Rossdorf am Forst. "Die haben von der Praxis keine Ahnung, bräuchten Preise, die sie nie erzielen." Und monierte die "große Entfernung zur Realität".

Dass die Bauernschaft "noch lange nicht am Ziel ihrer Wünsche angekommen" ist, machte die Hauptrednerin des Tages deutlich. Angelika Schorer MdL aus Marktoberdorf im Allgäu, Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, redete vor allem der regionalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte das Wort. "Wir brauchen bessere Preise für Öko-Produkte und die herkömmliche Landwirtschaft", lautete ihre Antwort. "Ein Mehrwert in beiden Bereichen ist das Ziel", und das habe man noch lange nicht erreicht. Deshalb gelte es, den gerade gefundenen "bayerischen Weg" in Deutschland wie in Europa zu verteidigen, für die CSU-Abgeordnete "das Wichtigschte", so die Landwirtin. Daheim bewirtschaftet sie mit ihrer Familie einen Milchviehbetrieb mit 90 Kühen, dazu kommen eine Biogas-Anlage und Forstwirtschaft.

Betont wurde von Angelika Schorer der hohe Stellenwert einer guten Darstellung des Bauernstandes nach außen. "Vor allem im Lebensmittelbereich brauchen wir gute Nachrichten", so Schorer. Die Jugend solle in der Landwirtschaft eine attraktive Zukunft sehen, wobei die Energieerzeugung eine nicht unwesentliche Rolle spiele. "Die Aufgaben sind nicht kleiner geworden." Deshalb müsse die Politik weiter gute Rahmenbedingungen schaffen für den Wettbewerb. Die Aufgabe dieser Zeit in der Landwirtschaft sei der Dialog mit dem Verbraucher, der Gang an die Öffentlichkeit. "Die Politik muss das unterstützen." Rein gar nichts hält Angelika Schorer - und das ist ein wichtiger Teil des "bayerischen Weges" - von Flächenstilllegungen durch "Greening" oder andere Methoden.

"Die Natur schützen durch nützen" ist ihre Devise, schließlich erwarteten sogar die Touristen im Allgäu wie in Franken eine gepflegte Landschaft und hochwertige Lebensmittel. Um die Landwirte dabei zu unterstützen, müsse das bayerische Kulturlandschaftsprogramm aufgestockt werden. "Hier sind noch Nachtragsverhandlungen nötig, um mehr Geld für gute Ideen zu bekommen", schloss Angelika Schorer ihre viel beklatschte Rede.
Besonders in die "Pflicht" genommen wurde dabei der hei mische Landtags-Kollege Heinrich Rudrof (CSU). Als Mitglied im Haushaltsausschuss des Landtages habe er "die Hand am Geldhahn", so Angelika Schorer. Auch für Rudrof trägt die Agrarreform "eine deutlich bayerische Handschrift", was vor allem dem Vorsitz des bayerischen Landwirtschaftsministers Thomas Brunner in der Agrarkommission zu danken sei. "Wir haben die Zeit genutzt, der bayerische Weg ist heute anerkannt", betonte Rudrof. Nachdrücklich distanzierte er sich nochmals von der Schaffung eines Nationalparks im Steigerwald.

Eigenen Anbau erhalten

Zum letzten Mal in seiner 30-jährigen Amtszeit entbot der Scheßlitzer Bürgermeister Franz Zenk ein Grußwort an die wie immer zahlreichen Gäste im TSV-Heim. Zenk mahnte, die fränkische Landwirtschaft und damit eine nachvollziehbare Lebensmittelerzeugung für künftige Generationen zu erhalten.
Der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung, Anton Hepple, ließ wissen, dass ein Drittel der von der Behörde im vergangenen Jahr ausgereichten Zuschüsse in den Landkreis Bamberg flossen. Bei neun oberfränkischen Landkreisen sei dies ein "beachtlicher Anteil".