Die Bamberger Lokalredaktion im Fernsehen

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Das Filmteam im Großraumbüro bei den Dreharbeiten in der Bamberger Lokalredaktion. Links im Bild Jan Betke, der für den Ton zuständig ist, daneben Kameramann Klaus Lautenbacher und Regisseur Matti Bauer. Rechts im Hintergrund ist Chefreporter Michael Wehner an seinem Arbeitsplatz zu sehen. Foto: Ronald Rinklef
Das Filmteam im Großraumbüro bei den Dreharbeiten in  der Bamberger Lokalredaktion. Links im Bild Jan Betke, der für den Ton zuständig ist, daneben Kameramann Klaus Lautenbacher und Regisseur Matti Bauer. Rechts im Hintergrund ist  Chefreporter Michael Wehner an seinem Arbeitsplatz zu sehen.  Foto: Ronald Rinklef

In der Serie "Unter unserem Himmel" strahlt das Bayerische Fernsehen am kommenden Sonntag den Film "Lokalreporter in Bamberg" aus. Gedreht wurde beim FT in Bamberg.

Wenn am frühen Morgen die Tageszeitung im Briefkasten liegt, dürfen die Leser erwarten, dass sie mit den wichtigsten Meldungen und interessantem Lesestoff versorgt werden. Nichts ist selbstverständlicher, als die Nachrichten aus aller Welt und der Region ins Haus geliefert zu bekommen. Vor allem der Lokalteil ist für viele Bürger unverzichtbar. Wer wissen will, was in der eigenen Stadt, der eigenen Gemeinde passiert und wer mitreden will, ist auf die lokalen Nachrichten aus der Nachbarschaft angewiesen.

Was die gedruckten Seiten allerdings nicht preisgeben ist die Arbeit des Lokaljournalisten, die am Tag zuvor geleistet wird. Wie findet der Reporter seine Themen? Wie recherchiert er? Wie kommen Texte und Bilder ins Blatt? Diese Fragen beantwortet auf eindringliche und unterhaltsame Weise ein 45 Minuten langer Film, der in der Reihe "Unter unserem Himmel" am kommenden Sonntag, 14. Oktober, um 19 Uhr im Bayerischen Fernsehen gezeigt wird. Sein Titel: "Lokalreporter in Bamberg".

Wie arbeitet ein Reporter?


Der Drehbuchautor und Regisseur Matti Bauer hat den Spieß gewissermaßen umgedreht und seinerseits recherchiert und mit der Kamera festgehalten, wie Reporter in der Bamberger Lokalredaktion des Fränkischen Tags arbeiten.


Drei Wochen lang hat er sich mit seinem Team, dem Kameramann Klaus Lautenbacher und dem Tonspezialisten Jan Betke, im Mai und Juni an die Fersen von Anette Schreiber und Michael Wehner geheftet und dokumentiert, was in dieser Zeit an wichtigen Ereignissen passiert ist, wie die Auswahl der Themen erfolgt und wie sie für die Lokalzeitung aufbereitet werden.

Der Streit um die ICE-Trasse gehörte dazu, die Bekanntgabe der Ansiedlung von Brose in Bamberg, der Ausbau des Wasserwerks im Süden der Stadt, der Pferdemarkt in Mürsbach, ein Besuch im Levi-Strauss-Museum in Buttenheim, eine Stippvisite auf der Landesgartenschau, wo das Team die legendären fränkischen "Stehbrunzer" kennengelernt hat, und eine FT-Radltour für Leser. Die bunte Vielfalt reflektiert das breite Spektrum an Themen, die Tag für Tag auf eine Lokalredaktion zukommen und journalistisch aufbereitet werden müssen.

Begeisterung bei Vor-Premiere


Wie bei jeder Recherche war die Stoffsammlung des Filmteams letztendlich größer als das, was nach dem Schnitt in 45 Minuten gezeigt werden kann. So mussten die Filmemacher auf die Bilder aus einer Gemeinderatssitzung in Burgwindheim verzichten. Auch der neue Trausaal in Oberhaid wird leider nicht im Film zu sehen sein.
Anschauen lohnt sich trotzdem, "und zwar unbedingt", befanden alle Mitglieder der Lokalredaktion bei einer inoffiziellen Vor-Premiere im Medienhaus an der Gutenbergstraße.

Wer den Film anschaut, bekommt einen guten Einblick in die Arbeit hinter den Zeitungs-Kulissen und lernt Menschen kennen, für die der Beruf immer auch Berufung sein muss. So zeigt Kameramann Klaus Lautenbacher, wie Chefreporter Michael Wehner auf seinem Fahrrad durch die Stadt saust, von Termin zu Termin eilt und immer am Puls des lokalen Geschehens ist. Zurück im Großraumbüro und am Schreibtisch klebt sein Ohr am Telefonhörer für weiterreichende Recherchen. Dazwischen nimmt er sich Zeit, um den Zuschauern seine Arbeit zu erläutern.

Mit Anette Schreiber war das Filmteam im Landkreis unterwegs. In Mürsbach berichtete sie für den Fränkischen Tag über den Pferdemarkt und befragte Besucher und Veranstalter. Dass sie bei diesem großen Fest auch als Pausenclown mit ihrer eigenen Ponykutsche aufgetreten ist, zeigt der Film zwar nicht. Im Interview wird aber deutlich, dass ihr Engagement für die Heimatzeitung sehr viel weiter geht als nur Berichterstatterin zu sein: Als Humoristin und Moderatorin - zum Beispiel bei den beliebten Heimatabenden "Der FT vor Ort" - ist sie im Landkreis regelmäßig für den Fränkischen Tag in Aktion. An ihrem Schreibtisch filmte das Team die Entstehung eines ihrer "Tagebücher", das sich mit dem anrüchigen Thema "Stehbrunzer" befasste, das sie von der Landesgartenschau mitbrachte.

So unterschiedlich die beiden Lokaljournalisten Michael Wehner und Anette Schreiber auch sind und so verschieden sie arbeiten: Beiden gemeinsam ist die Liebe zu ihrer Heimat. Ob als kritische Begleiter des lokalen Geschehens oder als "Unterhalter " tragen sie diese Liebe in die Leserschaft hinein.

Preisgekrönter Filmemacher


Michael Wehner findet, dass die Kollegen vom BR einen sehenswerten filmischen Bilderbogen geschaffen haben. "Das ist nicht selbstverständlich, denn das Reporterdasein drängt sich ja nicht durch seine tollen Szenen und Motive auf. Das Entscheidende passiert im Kopf."

Matti Bauers eigene Kreativität ist schon mit Preisen belohnt worden. Der 2004 entstandene Film "Bossa Nova" über die brasilianische Musik der 60er Jahre wurde beim Music Doc Fest von Rom ausgezeichnet. Für seinen Film "Domspatzen" erhielt er 2009 den Bayerischen Fernsehpreis.

Geboren wurde Bauer in Dießen am Ammersee. Er studierte Völkerkunde und Portugiesische Philologie in München, unternahm Forschungsreisen zu Indianern in Zentralbrasilien und im nördlichen Amazonasgebiet. Parallel dazu drehte er Dokumentarfilme und arbeitete als Cutter für die Regisseure Peter Buchka, Jörg Bundschuh, Bertram Verhaag, Hans Beller und Christian Bauer. Seit 1993 hat er als Regisseur etliche Dokumentarfilme für das Fernsehen gedreht, meistens in Zusammenarbeit mit der von seinem Bruder Christian 1989 gegründeten Tangram Filmproduktion.

"Das wird in Dokumentarfilmen nie gezeigt"


In Bamberg hat sich Matti Bauer das Thema "Lokalreporter" vorgenommen, weil "diese Zunft in Dokumentarfilmen nie vorkommt". Filmemacher seien zwar auch eine Art Journalisten, doch kümmerten sie sich so gut wie nie um ihre Kollegen bei regionalen Zeitungen. Dabei seien diese die besten Kenner einer Region, weil sie am stärksten in das regionale Geschehen eingebunden seien. Bauer bewundert den "unglaublichen Rhythmus", in dem Lokalreporter Berichte und Reportagen produzieren müssen - um am nächsten Tag wieder von vorne anzufangen. Sie tragen nach seiner Überzeugung "einen Schatz des Wissens" mit sich herum. Deshalb fand er es lohnenswert, solche Menschen zu beobachten: Wie begegnen sie ihren Gesprächspartnern? Wie machen sie ihre Auskunftgeber locker? Wie schaffen sie es, die gewünschten Informationen aus ihnen herauszuholen?

Durch die Arbeit in und mit der Lokalredaktion des Fränkischen Tags hat der Filmemacher geradezu einen Narren an Bamberg gefressen. Aber nicht allein deswegen: Bauer hat familiäre Wurzeln im Landkreis: Sein Großvater wurde im Grasmannsdorf bei Burgebrach geboren und hat eine äußerst interessante Lebensgeschichte. Nach der Gymnasialzeit in Bamberg studierte er Theologie, war in Rom und kehrte als Krankenhausseelsorger nach Bamberg zurück. Als er durch seine wissenschaftlichen Arbeiten in Konflikt mit der Kirche geriet, verlor er sein Priesteramt. Jahre später heiratete er und gründete eine Familie. Sein Enkel Matti Bauer fährt deswegen immer nach Grasmannsdorf, wenn er in Bamberg arbeitet - und das wird in den nächsten Monaten wieder der Fall sein. Sein neuestes Filmprojekt befasst sich nämlich mit Zwiebeln, und dabei darf die Zwiebeltreter-Stadt Bamberg natürlich nicht fehlen.

Erste Recherchen begonnen


Die ersten Kontakte hat er schon geknüpft: mit dem Schlenkerla, wo die Bamberger Zwiebel serviert wird, mit Birgit Jauernig vom Bauernmuseum im Frensdorf, mit Georg Lang von der Vereinigung Slowfood und mit der Gärtnerfamilie Eichelsdörfer in Hallstadt. Der "Zwiebelfilm" von Matti Bauer wird in der Reihe "Kochgeschichten" ausgestrahlt werden. Vorher darf sich das verehrte Fernsehpublikum aber erst einmal intensiv über die Arbeit unserer Lokalredaktion informieren.