Deutschland: voll der Horror
Autor: Christoph Hägele
Bamberg, Montag, 20. Januar 2020
Vom Gefühl, nicht dazuzugehören, und dem Zwang zur Anpassung erzählt Bonn Park in "Das Deutschland". In 90 herrlich verstörenden Minuten feierte das Stück seine Uraufführung am E.T.A.-Hoffmann-Theater.
Dazugehören in Deutschland kann nur, wer denkt, spricht und isst, sich langweilt und ängstigt wie ein Deutscher. Dazugehören kann nur, wer Deutscher ist. Deutscher werden kann nur, wer von Deutschen zu einem Deutschen gemacht wird.
Vom verstörenden Gefühl, nicht dazuzugehören, und vom Zwang zur Anpassung erzählt das Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater in "Das Deutschland". Am Freitag feierte das Stück seine Uraufführung.
Im Auftrag des Bamberger Theaters geschrieben und gemeinsam mit Dramaturgin Victoria Weich auch inszeniert hat das Stück Bonn Park. Dass sich mit dem 32-Jährigen einer der interessantesten Jungregisseure der Republik auf das Angebot einließ, darf sich das Bamberger Haus stolz ans Revers heften. Dies umso mehr, als sich die Zusammenarbeit auch unter künstlerischen Gesichtspunkten als fruchtbar erwies.
Der 32-jährige Park ist als Sohn koreanischer Eltern in Deutschland aufgewachsen. "Ich verstehe ganz gut, was das bedeutet, dazu- gehören zu wollen und aber auch, was die anderen von dir erwarten, um dazu zu gehören", erzählte er Ende vergangenen Jahres dem Deutschlandfunk.
In "Das Deutschland" fühlt Park einem verunsicherten Land den Puls. Den des Bamberger Publikums dürfte er dabei nur weiter in die Höhe treiben. Denn im Kostüm einer schwarzhumorigen Horrorgroteske stellt "Das Deutschland" unbehagliche Fragen über Integration und Assimilation, über das Fremde und das Eigene.
Bereits auf den ersten Blick markiert ihre knallig pinke Hautfarbe Emulie (Clara Kro-neck) als die andere. Eineinhalb Stunden lang dauert auf der Bamberger Bühne ihre Gehirnwäsche und Umprogrammierung. Dann wird in einer schaurigen Krönungszeremonie Emulie zur Deutschen gesalbt. Thumas (Paul Maximilian Pira) und seine Frau Sondra (Ewa Rataj) waschen ihr die Farbe von der Haut. Emulie ist jetzt weiß. Sie ist eine von ihnen. Sie ist jetzt eine Deutsche.
Brutstätte obsessiver Gewalt
Den Passionsweg Emulies pflastert Park mit Zitaten und Ästhetik des populären Horrorfilms. Der an der Decke drehende Ventilator beispielsweise ruft unheilvolle Assoziationen wach an David Lynchs "Twin Peaks". Auch dort lauert das Böse hinter den gepflegten Fassaden bürgerlicher Wohlanständigkeit. Auch dort entpuppt sich die Kleinfamilie als Brutstätte obsessiver Gewalt.