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Design-Thinking-Camp in Bamberg: "Es geht immer um Innovation"


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Dienstag, 04. Sept. 2018

Am 21./22. September lädt Stephan Raimer in den Räumen der Mediengruppe Oberfranken zur "Unkonferenz" in Sachen Design Thinking.
Beim Design Thinking geht es auch darum, Gedanken zu Papier zu bringen, sie zu ordnen und so etwas Neues entstehen zu lassen. Hier ein Eindruck vom Hamburger "dtcamp 13". Foto: Stephan Raimer


Nach Berlin, Hamburg oder München wird es demnächst auch in Bamberg ein sogenanntes "dtcamp" geben, bei dem über die Methode Design Thinking Lösungen erarbeitet oder vorgestellt werden sollen. Ideengeber Stephan Raimer erklärt vorab, was den Reiz dieser Veranstaltung ausmacht. Worum geht es beim "dtcamp"? Stephan Raimer: Es handelt sich um keine klassische Konferenz mit eingeladenen Gästen und Vorträgen, die der Teilnehmer in einer Konsumhaltung aufnimmt wie im Kino. Es geht darum, dass alle Teilnehmer mitgestalten und aufgerufen sind, entweder ihre Fragen einzubringen, bei der Beantwortung zu helfen oder aber über ihre Erfahrungen zu berichten. Das sind für mich die typischen Formate, die in der Regel bis zu einer Stunde dauern. Wir haben parallele Räumlichkeiten, in denen das Themenspektrum vom Improvisationstheater, um neue Services zu prototypen, bis zum Einsatz von neuen Multi-Media-Tools reicht. Solche Sessions von einer Stunde gestaltet einer der Teilnehmer. Ich spreche aber lieber von Teilgebern, die sich selbst mit einbringen. Wer kann mitmachen? Wir hätten gerne eine gute Mischung. Darunter auch Teilnehmer, die sagen, ich weiß noch gar nicht, ob Design Thinking für mich richtig ist, ich weiß noch gar nicht, wie das funktioniert, und habe davon nur gehört oder was gelesen und möchte jetzt das erste Mal in den Austausch kommen. Unterschiedliche Teilnehmer vom Anfänger bis zum Profi, der lange Jahre mit dem Thema arbeitet und das Ganze hier zur Diskussion stellt. Das gemeinsame Gestalten und Lernen, der Austausch, das Netzwerken ist für mich zentral.

Es gibt ja im Design Thinking klassischerweise keinen genormten Prozess und in der Praxis sehr viele unterschiedliche Herangehensweisen. Es geht immer um Innovation, die Gestaltung von etwas Neuem. Und um die Bearbeitung von sogenannten Wicked Problems, komplexen Problemstellungen, für die ich in der Regel nicht als Einzelperson die Lösung gestalten kann. Wo ich eine Mischung brauche aus technischer Machbarkeit, Finanzierbarkeit und Attraktivität für den Kunden. Wir innovieren dann häufig Services, Produkte oder vielleicht sogar eine neue Organisationsform. Das sind die Dinge, die im Design Thinking dann häufig angewandt werden. Es ist eine neue Art, mit Problemstellungen im Alltag umzugehen. Das hört sich so an, als ob Sie in einer Stunde Probleme angehen, die manche Firmen Jahre beschäftigten. Was kann in so kurzer Zeit überhaupt erarbeitet werden? Wir wollen konkrete Denkanstöße geben, wie kann ich an ein Problem überhaupt herangehen? Es geht nicht darum, das Gehörte eins zu eins zu kopieren, sondern um die Frage, wie man das für seinen Kontext nutzbar machen kann. Wir haben in der Vergangenheit, bei den letzten neun Barcamps, Beispiele gehört, wie andere das angehen. Wir haben das von großen Banken gehört oder zum Beispiel von einem Energieversorger, wo wir die spannende Herausforderung hatten: Wie können wir mit Kunden umgehen, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen? Dieses Beispiel, wie Eon das realisiert hat, ist genauso mit vorgestellt worden wie viele andere Themen. Die Vielschichtigkeit macht den Reiz des Camps aus. Würde sich ein völliger Neuling, der die ganzen Begrifflichkeiten noch nicht kennt, überhaupt zurechtfinden und mitkommen? Eine der schönsten Sessions, an die ich mich erinnere, hatten wir in Berlin. Da hatten wir einen mittelständischen Unternehmer, der sagte: Wir haben 400 Mitarbeiter, wir machen Beleuchtungskonzepte für Schaufenster. Ich habe von Design Thinking gehört, aber keine Ahnung wie das geht. Ich hätte jetzt gerne eine Anleitung, wie ich damit starten kann. Dann haben sich 13 erfahrene Design-Thinking-Coaches getroffen und gemeinsam gefachsimpelt: Wie können wir in diesem Kontext Hilfestellung geben? Wir konnten dann sehr wertvolle Hinweise geben, wie ein Zugang zu diesem Unternehmen aussehen kann. Design Thinking gibt es inzwischen seit zehn Jahren. Was sind aktuelle Herausforderungen? Bei vielen Großunternehmen gibt es mittlerweile eine gewisse Routine, das in irgendeiner Form anzuwenden. Die spannende Frage für mich ist aktuell: Wie kriegen wir dann auch einige andere vermeintlich moderne Arbeitsformen mit Design Thinking verbunden? Wie können wir agiles Prozessmanagement mit Kreativität und Innovation verbinden? Viele Unternehmen haben das Problem, dass sie nicht mehr fünf oder zehn Jahre im Voraus planen können. Das schnelle Agieren im Markt ist eine wichtige Herausforderung. Design Thinking ist da vielleicht ein Teil der möglichen Antwort. Was wünschen Sie sich für Bamberg? Neugierige Teilnehmer, die Mischung aus Leuten, die wirklich ganz neu dabei sind und tolle Fragen einbringen, und auf der anderen Seite alte Hasen, die bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen, über funktionierende Projekte und auch mal über ein Scheitern zu berichten - um daraus gemeinsam zu lernen. Das Interview führte Stefan Fößel.

Das dtcamp Bamberg

Idee Die Mediengruppe Oberfranken ist am 21./22. September Gastgeber des dtcamps Bamberg. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Barcamp-Reihe, in deren Zentrum Design Thinking steht. Etabliert wurde die Serie im August 2013 als zweitägige "Un-Konferenz" von Stephan Raimer und ging bisher bereits in neun Großstädten wie München, Berlin oder Hamburg über die Bühne. Die Idee hinter der Veranstaltung ist, dass die Teilnehmer die dtcamps mit Sessions von bis zu 60 Minuten gemeinsam gestalten.

Themen Die Themen sind so unterschiedlich wie die Menschen: von 3D-Druck, Lego-Serious-Play über Service-Prototyping als Improvisationstheater bis zu "Design-Thinking-Heldenreisen" habe es schon alles gegeben. Das dtcamp Bamberg läuft am Freitag, 21. September, von 12 bis 18.30 Uhr und am Samstag, 22. September, von 9 bis 15 Uhr in den Räumlichkeiten der Mediengruppe Oberfranken in der Gutenbergstraße, Bamberg. Sponsoren Neben der Mediengruppe unterstützen Teambank und Bosch die Veranstaltung.

Karten Weitere Informationen und Tickets für einen oder beide Tage (13,61 Euro pro Tag, die ausschließlich zur Deckung der Unkosten und für die Verpflegung eingesetzt werden) gibt es auf der Homepage www.dtcamp.de. mm