Druckartikel: Deshalb sind wir dauernd müde - und was wir dagegen tun können

Deshalb sind wir dauernd müde - und was wir dagegen tun können


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Freitag, 20. Januar 2017

Der Bamberger Chefarzt Göran Hajak erklärt im Kurzinterview, was mit uns dieser Tage los ist.
Dösen, dösen, dösen - das ist die liebste Beschäftigung von Faultieren - und momentan auch von vielen Bambergern. Foto: Bernd Wüstneck/dpa


Frühzeitig ins Bett und trotzdem schlecht rausgekommen? Und nach dem Mittagessen könnte man direkt auf dem Sofa versumpfen? So geht es derzeit vielen. Göran Hajak ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Sozialstiftung und erklärt, was mit unserem Körper los ist.

Frage: Herr Hajak, warum sind wir dauernd müde, auch wenn wir viel schlafen?
Göran Hajak: Momentan geht das Wintertief sozusagen nahtlos in die Frühjahrsmüdigkeit über.

Frage: Oje, das sind ja tolle Aussichten. Woran liegt's?
Antwort: An drei Komponenten: Erstens an der Temperatur, dem Wechsel von kalt zu warm. Gehen wir nach draußen in die Kälte, ziehen sich unsere Gefäße zusammen. Drinnen im Warmen weiten sie sich und das Blut versackt in peripheren Gefäßen. Deswegen kann das Müdigkeitsgefühl bis in den Kopf reichen, weil im Gehirn nicht mehr so viel Blut ankommt.

Zweitens leben wir mit dem genetischen Erbe unserer Vorfahren, der "circannualen Rhythmik": Im Winter sind wir biologisch dem Winterschlaf näher. Das ist die Zeit, in der sich unsere Vorfahren in ihre Höhlen zurückgezogen haben, weil man nichts jagen konnte. Überlebt haben vor allem die Menschen, die geschlafen und geruht haben - weil sie am wenigsten Energie verbraucht haben.

Drittens kann es bei manchen Menschen zu einer saisonalen Depression kommen. Wir alle sind lichtempfindlich, das wirkt sich direkt auf unser Stimmungszentrum aus. Licht aktiviert. Wenn wir davon zu wenig bekommen, kann sich das mit einer leichten bis hin zu einer stärkeren Depression auswirken.

Frage: Wenn man mit der als landläufig bekannten "Winterdepression" kämpft, was kann man tun?
Antwort: Zunächst einmal sollten Sie sich nicht ärgern, dass es so ist. Man sollte versuchen, die beruflichen und privaten Belastungen anzupassen, so gut es geht. Und wenn einem danach ist, am Wochenende mal länger im Bett zu bleiben, sollte man das auch tun.

Frage: Ach schön. Also nicht aufraffen und rausgehen?

Antwort: Doch, unbedingt! Drei Viertel der Menschen leiden im Winter an einem Vitamin-D-Mangel. Wer über Wintermüdigkeit klagt, dem hilft Licht. Gehen Sie raus an die frische Luft, vor allem bei Sonne oder wenn es hell ist. Das beeinflusst positiv. Im Notfall helfen auch Vitaminpräparate. Wer eine Depression hat, sollte sich zu Hause oder am Arbeitsplatz eine Lichtmaschine aufstellen, die richtig viel Power hat. Dabei handelt es sich um die sogenannten Tageslichtlampen.

Das Gespräch führte Anna Lienhardt
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