Der Zukunft auf der Spur

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Wasserstofftechnik macht es möglich: Sonnenenergie (die auch mal aus einer Glühlampe kommen kann) speichern und bei Bedarf in Strom zum Antrieb eines Riesenrades verwandeln: Anton und seine Mutti Slarinya staunen nicht schlecht. Fotos: Werner Baier
Wasserstofftechnik macht es möglich: Sonnenenergie (die auch mal aus einer Glühlampe kommen kann) speichern und bei Bedarf in Strom zum Antrieb eines Riesenrades verwandeln: Anton und seine Mutti Slarinya staunen nicht schlecht. Fotos: Werner Baier
 
 
 
 
 
 
 

Viele Eindrücke brachten die Besucher der 4. Energiemesse "element-e" in Hirschaid mit nach Hause.

Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich absolut nicht mehr über das, was findige Ingenieure inzwischen aus der Ankündigung des französischen Visionärs Jules Verne gemacht haben: "Wasserstoff kann in Kombination mit erneuerbarer Energie zum Energieträger des 21. Jahrhunderts werden", ist der Veranstalter Frank Seubert überzeugt. Er hatte allein 14 Fachaussteller zu einem Wasserstoff-Forum versammelt und damit wissbegierige Besucher bis aus Lübeck angezogen.

Staatsminister a. D. Erwin Huber, Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft und Energie des Bayerischen Landtags, forderte bei der Eröffnung der Veranstaltung, dass die Politik den Rahmen schaffen müsse, damit der Wandel in der Energiewirtschaft von den Pionieren der neuen Technik und von der Gesellschaft umgesetzt werden könne. Für Huber führt an der Umstellung auf erneuerbare Energien kein Weg vorbei, auch wenn derzeit in den USA ein rückwärts gerichteter Kurs gesteuert werde.

Dem Hausherrn Frank Seuling ging es bei der vierten Energiemesse in seinem Hirschaider Energiepark hauptsächlich darum aufzuzeigen, wie der mittlerweile im Überschuss produzierte Strom sinnvoll genutzt werden kann. Zum anderen bot er Gelegenheit, intelligente Lichtsysteme zur Stadt- und Gebäudebeleuchtung sowie kommunale Energiekonzepte kennenzulernen. Dazu hieß er auch eine Reihe von Bürgermeistern willkommen.


Innovative Berufsschüler

Eine Mechatroniker-Klasse der Bamberger Berufsschule wurde mit einem Preis für ihre Konstruktion bedacht, die den Imkern helfen kann: Die Berufsschüler entwickelten ein System, bei dem mit Hilfe von Sonnenenergie, einer elektronischen Waage und einem Sender dem Bienenzüchter automatisch signalisiert wird, wenn seine Immen so viel Honig gesammelt haben, dass es Zeit wird, den Honig zu schleudern. Das spart zeitraubende Kontrollgänge oder -fahrten zu den oft weit verstreuten Bienenstöcken. Zur Belohnung wird die Mechatroniker-Klasse eingeladen, einen High-Tech-Betrieb einen Tag lang zu erkunden.

An zwei Tagen konnte die Fachwelt und die interessierte Öffentlichkeit nach neuesten Innovationen auf dem Energiesektor suchen. Oder erproben: Oft und gerne wurde die Gelegenheit genutzt, eines der Wasserstoff- und Brennstoffzellenfahrzeuge zur Probe zu fahren. Hyundai verkauft jährlich immerhin schon rund 400 SUV mit Wasserstoffantrieb in Europa. BMW hält sich noch zurück, wie am Informationsstand der Motorenwerke zu erfahren war: "Wir gehen damit in Serie, wenn das Brennstoffzellen-Fahrzeug nicht teurer ist als das vergleichbare Benzin-Modell", kündigte der BMW-Vertreter an.


Das Problem der Reichweite

Der Hyundai ix35 Fuel Cell mit maximal 136 PS, der auf der Energiemesse präsentiert wurde, kostet rund 65 000 Euro und ist damit etwa doppelt so teuer wie sein Diesel-Zwilling. Vom Kaufpreis kann der Käufer 4380 Euro staatliche Förderung abziehen. Trotzdem muss man schon ein grüner Idealist sein, um da zuzugreifen. Vom Tankstellen-Problem ganz abgesehen. Die nächsten Wasserstoff-Tankstellen gibt es derzeit in Geiselwind und neuerdings in Nürnberg. Da kann der Liter Wasserstoff für 9,50 Euro gezapft werden. Knapp sechs Kilo passen in den geräumigen Fahrzeugtank (144 Liter Volumen für das Gas, das unter einem Druck von 700 bar steht). Reichweite einer Tankfüllung (Zeitaufwand dafür: drei Minuten) um die 600 Kilometer, je nach Fahrweise. Das ist schon konkurrenzfähig, jedenfalls gegenüber den Elektrofahrzeugen.

Aber wie könnte das Tankstellennetz verdichtet werden? Eine Antwort haben zum Beispiel die Ingenieure Uwe Eckardt und Michael Bauer aus Neuhaus-Schierschnitz. Dort, nahe Sonneberg, hat die Kumatec GmbH einen Elektrolyse-Prototypen entwickelt, der auf jeder größeren Kläranlage sinnvoll nachgebaut und betrieben werden könnte: Unter Einsatz von Strom aus Wind- oder Sonnenenergie wird Wasserstoff erzeugt und für die Tankstelle aufbereitet. Der bei der Elektrolyse gewonnene reine Sauerstoff - er steht mit einem Druck von 100 bar an - könnte zur Belebung der Mikroorganismen in die Klärbecken geblasen werden. Daumen hoch zeigen die Kumatec-Leute und werden nicht müde, ihre Patentlösung interessierten Kommunalpolitikern und Energie-Fachleuten nahezubringen. Regionale Wertschöpfung - so kann sie funktionieren.

Ganz nah machte sich der achtjährige Anton J. an die Wasserstoff-Versuchsanlage, die da so spektakulär ein Riesenrad-Modell antrieb. Das wäre was fürs Kinderzimmer! Anton ist mit seinen Eltern aus Weimar angereist, weil sich sein beim Bauhaus beschäftigter Vater in Hirschaid Inspirationen versprach. Und weil sich Mutti Slarinya auf den anschließenden Bummel durchs Weltkulturerbe Bamberg freute. Auf der einen Seite scheint eine Glühbirne - oder halt die Sonne - und auf der anderen Seite dreht sich ein Riesenrad. Für Anton noch ein Rätsel. Aber die aus Thailand stammende Mutti ist mächtig beeindruckt, dass dieses technische Zauberwerk in Form einer chemischen Reaktion funktioniert und der Vater verknüpft das alles mit seiner beruflichen Lebenswelt.
"Die Revolution in der Wasserstoffwirtschaft startet in Ostdeutschland", wirbt einer der Aussteller. Gut, dass man in Bayern davon mithilfe der Hirschaider Energiemesse Kunde erhielt ...