Der totale Blackout
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Freitag, 26. August 2016
Am 1. August 1974 gingen in Oberfranken die Lichter aus. Alle Ampeln erloschen, alle Maschinen blieben stehen.
Plötzlich streikten die Staubsauger, Föhne und Kaffeemaschinen. Waschmaschinen stoppten, Kühlschränke begannen abzutauen. Wer auf einer Rolltreppe stand, blieb stehen. Wer im Aufzug fuhr, saß unversehens im Dunkeln. Und alle Ampeln waren plötzlich aus, so dass die Polizei wieder den Verkehr regelte: Nahezu ganz Oberfranken war am 1. August 1974 ohne Strom - und es dauerte in einigen Bereichen Stunden, bis die Lichter wieder angingen.
Kein Babyboom
Nein, es gab in Bamberg neun Monate später keinen Babyboom, was man vermuten könnte. Im Vergleich zu 1974 gingen die Geburtenzahlen 1975 der städtischen Pressestelle zufolge sogar von 634 auf 589 zurück. In Bamberg hatte der Blackout auch nicht länger als 34 Minuten gedauert - für den eher trägen Franken kein Grund, sich für 'nen Quickie oder mehr aufzuraffen. Was aber war passiert? Ein Schaltfehler im Umspannwerk Würgau der Bayernwerk AG hatte "exakt um 9.36 Uhr zum größten Stromausfall der letzten Jahre im nordbayerischen Raum geführt", wie der FT am Tag darauf berichtete. Der Blackout betraf nahezu unseren gesamten Regierungsbezirk, Teile Mittel- und Unterfrankens, darunter Eltmann und Ebern. Während die Bamberger noch glimpflich davon kamen, wartete man in anderen Regionen fast zwei Stunden lang, bis das Problem behoben war. Was für Privathaushalte ärgerlich ist, kann für Industriebetriebe Produktionsausfälle bedeuten. Bei den Bamberger Bosch-Werken verbrannte damals in einem "Durchlaufhärteofen eine ganze Charge von Teilen", wie der FT schrieb. Auch hätten etliche Spezialwerkzeuge den Blackout nicht überlebt.