Druckartikel: Der tägliche Kampf um den Parkplatz in Bamberg

Der tägliche Kampf um den Parkplatz in Bamberg


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 01. Juli 2015

In der Färbergasse hinter der Unteren Königstraße droht der Streit um die Anwohnerparkplätze zu eskalieren. Grund: Eine Baulücke, die lange Zeit als Parkplatz genutzt wird, soll geschlossen werden. Gegen die Folgen des Beschlusses wehrt sich der Bürgerverein Gangolf.
Wolfgang Böhmelt hat wenig Verständnis für die Planung der Stadt. Hier entsteht ein Mehrfamilienahaus auf einer lange Zeit als Parkplatz genutzten Fläche. Gleichzeitig verabschiedet man sich von einer Tiefgarage im Bebauungsplan. Das Chaos sei künftig vorgezeichnet.  Foto: Ronald RInklef


Es sind vor allem die Abendstunden und der Sonntag, in denen sich im Gebiet um die Färbergasse unschöne Szenen abspielen. Die Suche nach einem der wenigen freien Parkplätze - sie wird zum Kampf und macht aus Nachbarn unliebsame Konkurrenten. "Eine Katastrophe ist das. Man fährt eine Stunde im Kreis", klagt Matthias Graßmann aus der Mittelstraße. Häufig sind sogar die Feuerwehrzufahrten zugeparkt.

"Der Mangel wird noch zunehmen", sagt Wolfgang Böhmelt vom Bürgerverein Gangolf. Der Architekt führt uns auf ein asphaltiertes Grundstück in der Färbergasse. Hier waren am Mittwoch alle 30 Plätze belegt. Doch mit dem freien Parken ist es bald vorbei. Schon in Kürze soll hier eines von zwei Mehrgenerationenhäusern gebaut werden. Der Bausenat hat seinen Segen erteilt. Auch für die Tatsache, dass das Haus mit elf Eigentümern nur über drei Carsharing-Stellflächen verfügt.

"Insgesamt gehen den Anwohnern auf der rechten und linken Seite der Färbergasse 40 Stellfächen verloren", rechnet Böhmelt vor. Was die Nachbarn ärgert, ist aber nicht nur der sich verschlechternde Saldo, wenn auf mehr Bewohner deutlich weniger Parkplätze kommen. Die beiden Bauvorhaben verhindern aus seiner Sicht, dass die im Bebauungsplan eingezeichnete Tiefgarage mit 90 Stellflächen gebaut werden kann. "Wir verstehen nicht, dass diese Tiefgarage nicht vor dem Bau der Häuser in Angriff genommen, ja genaugenommen durch diese unmöglich gemacht wird."

Nun droht der Streit zu eskalieren. Böhmelt und der für die CSU im Stadtrat sitzende Bürgervereinsvorsitzende Michael Kalb laden am Dienstag nächster Woche, 19 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung in das Jugendheim St. Otto ein. Dort soll der Startschuss zu einem Bürgerbegehren gegeben werden. Ziel sei es zu verhindern, dass sich die Parkplatznot rund um Färbergasse, Heiliggrabstraße und Mittelstraße weiter verschärft. Böhmelt und Kalb wollen die Bauherren zwar nicht gegen die Parkplatzsuchenden ausspielen, mögen aber auch nicht zusehen, wie eine Chance für die Zukunft buchstäblich verbaut wird.

Für viele ist die Garage zu teuer

Doch wird sie das wirklich? Markus Schäfer versteht nicht, warum man sich im Bürgerverein erst jetzt über Probleme Gedanken macht, auf die er die Stadt schon im Oktober 2013 aufmerksam gemacht hatte - den akuten Parkplatzmangel im Gebiet rund um die Färbergasse, einem Gebiet, das zuletzt von starkem Bevölkerungszuwachs geprägt war. Der Sprecher der "Bauherrengemeinschaft Färberhaus" räumt ein, dass die Parkplatznot durch die wegfallenden Stellplätze noch zunehmen werde, selbst wenn keiner der Eigentümer einen Lizenzparkplatz beanspruchen dürfe.

Doch geht es nach seiner Einschätzung eher um einen Mangel an bezahlbaren Stellplätzen. "Deshalb glaube ich nicht, dass der Bau einer Tiefgarage das Problem lösen würde. Nach meinen Informationen gibt es in der benachbarten Tiefgarage Wachsbleichen noch freie Kapazitäten. Doch vielen sind die 90 Euro im Monat zu teuer."
Dass Tiefgaragenplätze nur zu hohen Kosten zu verwirklichen sind, hat die Bauherrengemeinschaft am eigenen Projekt durchgerechnet. Würde sie die Tiefgarage errichten, wären die Baukosten pro Quadratmeter von derzeit 3100 auf 4000 Euro gestiegen - zu teuer für die Mehrheit der Interessenten.

Auch Baureferent Thomas Beese winkt ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein öffentlicher oder privater Bauherr eine neue Tiefgarage neben der bestehenden baut, hält er für gering. Die Stadtbau habe ihre mit Städtebaufördermitteln bezuschusste Anlage deutlich größer realisiert, um ein Angebot für das Quartier vorzuhalten. Am Anfang des Jahres seien noch etliche Stellplätze frei gewesen.

Beese verteidigt die Entscheidung des Bausenats. Die Möglichkeit, als Alternative zu einer teueren Stellplatzablöse Carsharing-Stellflächen zu erlauben, sei von dem Willen getragen, in einem Gebiet mit begrenztem Platzangebot Alternativen zu erproben - und das Bauen bezahlbar zu halten.

Doch ist an Ersatz für Anwohner gedacht, die auf das Auto nicht verzichten können? Beese verspricht, dass es Neuausweisung von Linzenzparkplätzen geben soll, so dass die Relation von 100 Lizenzen auf 65 Anwohnerparkplätze erhalten bleibe. Gleichzeitig weist er auf offene Angebote in der Nachbarschaft hin, etwa im Parkhaus Atrium, auf dem Stadtwerkeplatz auf der Bahnhofsrückseite und auf einem Privatparkplatz in der Heiliggrabstraße.
Man muss halt ein paar Meter laufen.