Der Steigerwald ist in höchster Gefahr
Autor: Hans Kurz
Ebrach, Sonntag, 08. Sept. 2019
Forstexperten und Wissenschaftler schlagen Alarm. Nach mehreren Trockenjahren in Folge sind sogar die Buchen im Steigerwald geschädigt.
Den fränkischen Wäldern geht es schlecht. Das liegt vor allem an der Trockenheit der vergangenen Jahre. Betroffen sind nicht nur Fichten-Monokulturen, sondern auch nachhaltig bewirtschaftete und aus der Bewirtschaftung genommene naturnahe Laub- und Mischwälder. Wissenschaftliche Messungen an den Waldklimastationen (WKS) der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) belegen das mit erschreckender Deutlichkeit.
"Normalerweise wird das Laub erst bunt. Jetzt werfen die Bäume es schon ab, wenn es noch grün ist", stellt Gerald Ziegmann fest. Der Forstwirt kniet in der Waldklimastation bei Schmerb im Ebracher Wald vor einem der zehn Auffangbehälter, die sammeln, was von den Bäumen herunterfällt. Ziegmann trägt Laborhandschuhe und steckt Laub, Bucheckern und kleine Zweigstücke in eine sterile, zuvor und danach versiegelte Tüte.
Der frühe Laubwurf ist nur ein Indiz für den Hitze- und Trockenheitsstress, in dem sich die Bäume in diesem aus der Nutzung genommenen Waldstück befinden. Neben den Streusammlern stehen in vier Reihen mit je fünf Säulen Auffangbehälter für Regenwasser. Hier wird gemessen, was vom - ohnehin geringen Niederschlag - an verschiedenen Stellen des Waldbodens überhaupt noch ankommt. Viel ist es auch in diesem Jahr wieder nicht.
Unter Laborbedingungen
Behälter für Behälter muss Ziegmann jede Woche in Laborflaschen füllen und diese exakt beschriften. Sie gehen ebenso wie die Laubtüten und viele andere Proben und Messergebnisse an ein Labor des LWF in Freising. Dort wird alles auch chemisch untersucht, zum Beispiel auf Schad- und Nährstoffe.
"Wir beproben hier unter Laborbedingungen", stellt Benjamin Göbel klar, der als örtlicher Revierleiter für die Betreuung der Station zuständig ist. Dass die WKS Ebrach nicht irgendeine Hobbyeinrichtung, sondern Teil eines wissenschaftlichen Netzes von 19 Waldklimastationen in Bayern ist, betont auch Gregor Schießl, Abteilungsleiter für die sechs Forstreviere im Kreis Bamberg.
Ein Blick auf die Messergebnisse, die die Station in den letzten Jahren geliefert hat, treibt den Forstexperten Sorgenfalten auf die Stirn. Dazu reicht aber auch schon ein fachmännischer Blick nach oben - auf die Stämme und in die Baumkronen. Dünn ist es geworden, das sonst so dichte Dach der Buchen, an den Stämmen löst sich teilweise die Rinde.
"Es herbstelt scho g'scheit", stellt Schießl an diesem sonnigen, warmen Septembertag fest. Der Besucher sehe zwar ein grünes Waldbild, doch der Blick nach oben zeige, dass von den Kronen der alten Bäume keine einzige unbeschädigt sei.