Der neue Zug braucht noch Zeit
Autor: Hans-Werner Penning
Zapfendorf, Donnerstag, 07. März 2013
Der zusätzliche Halt eines Regionalexpress in Zapfendorf hat die Situation zwar entspannt. Nach wie vor aber trägt der Zug um 7.10 Uhr die Hauptlast des morgendlichen Berufs- und Schülerverkehrs nach Bamberg.
Recht unterschiedlich sind nach der jüngsten Fahrplanänderung die Erfahrungen der Bahnfahrer, die morgens von Zapfendorf aus mit dem Zug in Richtung Bamberg unterwegs sind. Von "nicht viel besser" bis "ein schönes Gefühl" reichen die ersten Empfindungen, nachdem die Bahn am Bahnhof Zapfendorf mit einem zusätzlichen Zug-Halt zumindest die Möglichkeit zur Entlastung geboten hat. Gebrauch davon machen müssten die Passagiere schon selber, doch das scheint gar nicht so einfach.
Bisher fuhren so um sieben Uhr herum von Zapfendorf aus zwei Züge nach Bamberg. Einer hielt um 6.52 Uhr, der nächste um 7.10 Uhr. Mit beiden sollten vor allem Schüler, aber auch Arbeitnehmer, die um 8 Uhr anfangen, in die Domstadt kommen.
Doch vor allem der Zug um 7.10 Uhr, der "Schülerzug" war zuletzt übervoll, weshalb die Bahn einen Regionalexpress, der um 7.02 eigentlich ohne anzuhalten durchfuhr, seit einigen Tagen zusätzlich halten lässt. Das Ergebnis?
"Jetzt passen alle gut nei"
"Es ist schön zu erleben, dass sich was geändert hat", sagt die Schülerin Cornelia Porzner. Es sei ein "schönes Gefühl", dass ein großes Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG auf eine relativ kleine Zahl ihrer Kunden gehört habe. Der zusätzliche Zug habe schon Entlastung gebracht, "jetzt passen alle gut nei". Von den früheren Zuständen habe man sich doch "etwas veräppelt gefühlt": Die Lautsprecherdurchsagen, die Gänge freizumachen und - innen - von den Türen zurückzutreten, damit diese geschlossen werden könnten. Beides war einfach nicht möglich.
Zweimal ist es ihr selber passiert, dass sie nicht mehr in den Zug gekommen ist und erst später zur Schule kam. Dort hatte man Verständnis für die Situation, aber oft mussten bis zu 30 - meist kleinere - Kinder draußen bleiben. "Man kam sich komisch vor", sagt Cornelia Porzner.
Nicht auf wundersame Weise gelöst sieht Petra Helmreich das Problem. Für die 49-jährige Verwaltungsangestellte ist die Situation beim 7.10-Uhr-Zug "nicht viel besser geworden. Die Kinder weichen nicht großartig auf andere Züge aus", sagt sie. Nach wie vor stünden schon Personen bei der Einfahrt im Zug, der auch nicht verlängert worden sei. Wenn dann in Zapfendorf rund 100 Personen zustiegen, werde es eng.
"Die großen Erwartungen sehe ich nicht erfüllt", sagt Petra Helmreich, weil die Ausweichmöglichkeiten zu wenig genutzt würden. Auch sie selber nehme vorzugsweise den Zug um 7.10 Uhr, der für die meisten einfach Gewohnheit sei. "Den um 7.02 Uhr habe ich noch nicht probiert. Der Zug um 6.52 Uhr ist aber angenehm.". Dennoch wollten die Schüler halt oft miteinander fahren, und das gehe offenbar am besten mit der letztmöglichen Gelegenheit.
"Not und Elend" gelindert
"Mit dem zusätzlichen Zug um 7.02 Uhr ist es deutlich besser geworden", findet dagegen Gunther Schmiedl. Ein paar Mal hat er den Zug um 7.02 Uhr genutzt, für ihn selbst war die Situation "schon vorher nicht so tragisch". Seiner Tochter aber habe er schon mal hineinhelfen müssen, "beim 7.10-Uhrer". Schmiedl dankt vor allem MdL Heinrich Rudrof (CSU) für seinen Einsatz: "Die Aktion hat was gebracht." Sogar "Not und Elend der Ebinger Kinder", die schließlich auch noch mit wollten, seien geringer geworden. "Früher hatten die oft keine Chance", sagt Schmiedl. Der zusätzliche Halt in Zapfendorf sollte deshalb nicht rückgängig gemacht werden.
Nur einmal - ausnahmsweise - ist Jutta Eichhorn mit dem Zug um 7.10 Uhr gefahren, am Montag. Das hat ihr vollkommen gereicht. Normalerweise fährt die Angestellte erst später, um 7.35 Uhr, doch diesmal hat sie den 7.10-Uhr-Zug erwischt, weil der Verspätung hatte. Ihr Fazit: "Ich fahre seit 30 Jahren Zug, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt." Der Zug war gestopft voll, in Bamberg dauerte es geraume Zeit, bis alle wieder draußen waren. Abgesehen davon, dass sie zu spät zur Arbeit kam: Wie ist das eigentlich mit der Sicherheit? Nicht auszudenken, sollte etwas passieren.
Längere Züge?
Der Zapfendorfer Gemeinderat Christopher Rosenbusch dagegen sieht in der neuen Regelung "schon eine Entspannung". Fast an jedem Wochentag benutzt er den Zug um 7.10 Uhr nach Bamberg und will das auch weiterhin tun. Sein Sohn hingegen fahre inzwischen auch schon mal um 7.02 Uhr.
Was sich Rosenbusch "nicht erschließt", ist, wie er sagt, dass später am Tag längere Züge verkehren. Ideal sei deshalb die gefundene Lösung noch nicht, die Situation habe sich mit der Einführung des Zugtypes "Talent II" (Franken-Thüringen-Express) zum Fahrplanwechsel am 8. Dezember eher verschlechtert. Oft gab es keine Sitzplätze, inzwischen "kommt man wieder rein, der untragbare Zustand ist nicht mehr".
Besser als S-Bahn
MdL Heinrich Rudrof, der namens der Zapfendorfer bei der Deutschen Bahn vorstellig geworden ist, will der neuen Lösung noch Zeit geben. "Da muss sich einiges noch einspielen", meint der Landtags-Abgeordnete. Nicht wenige seien früher schon auf den ersten Zug um 6.53 Uhr ausgewichen, jetzt habe man eine weitere Alternative um 7.02 Uhr - "das müsste eigentlich eine Entspannung geben", meint Rudrof.
Inzwischen sei die Anbindung von Zapfendorf sogar besser als an den meisten S-Bahn-Stationen, die Bahn habe sich sehr flexibel gezeigt.
Einen Dank sagt Rudrof den Medien, die die Anliegen der Zapfendorfer mit ihrer Berichterstattung unterstützt hätten.