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Der "Mythos Cowboy" in Buttenheim


Autor: Anette Schreiber

Buttenheim, Montag, 12. November 2012

Mit der Sonderausstellung im Levi Strauss Museum erfüllt sich ein Herzensanliegen von Leiterin Tanja Roppelt. Sie hat offenbar den Geschmack der Besucher getroffen, bis jetzt waren schon über 7000 Gäste hier.
Museumsleiterin Tanja Roppelt inmitten der Exponate der Sonderausstellung. Foto: Anette Schreiber


"Zückt die Colts, es ist High Noon." Mit diesem Kommentar im Gästebuch verabschiedete sich ein Besucher, der augenscheinlich begeistert in die Welt der Cowboys eingetaucht war. Tanja Roppelt schmunzelt. Offenbar hat die Leiterin des Levi-Strauss-Museums mit dieser achten Sonder-Ausstellung einen Volltreffer gelandet. Denn seit Juli sind über 7000 Besucher gekommen und damit mehr als in jeder Ausstellung zuvor. "Levi und Cowboys, das passt ja auch hervorragend zusammen", findet sie.

Ein Dreivierteljahr hat die Museumsleiterin diese Sonderausstellung, an der "ihr Herz hängt" vorbereitet und in Kooperation mit dem Institut für Amerikanistik an der Uni Erlangen-Nürnberg den "Mythos Cowboy" interessant aufbereitet.


Pferdeschnauben und Kuh-Gebrüll

Gekicher schon, bevor man in den Ausstellungsräumen des Museumsanbaus angelangt ist.

Denn ein lebensgroßer Papp-Cowboy wartet nur darauf, dass ihm Besucher ein Gesicht geben. Ein gern und viel geknipstes Motiv, bei dem kaum eine (Handy-) Kamera in der Tasche bleibt. Wenige Meter später bleibt man unweigerlich schon wieder stehen: Pferdeschnauben und Kuh-Gebrüll - in einer Video-Präsentation auf dem Video tobt ein Rodeo in allen Facetten, das sofort in seinen Bann zieht. Bulle contra das Team Cowboy-Pferd, aber auch in halsbrecherischer Geschwindigkeit Tonnen umrundende Reiter. Yiippeee!

Um die Bodeninstallation, die Amerikas Besiedlung vom Osten in den Wilden Westen hin zeigt, kommt man schon rein räumlich nicht wirklich vorbei, sondern wird fast automatisch zum Stehen und Sehen animiert. Doch was ist nun der "Mythos Cowboy"? Von wegen taffe, coole, einsame Typen, die eins mit der Prärie und ihren Tieren sind und alle hübschen Frauen abkriegen. "Das waren ganz normale, arme Rinderhirten, die ein entbehrungsreiches Leben geführt haben", weiß die 42-Jährige. Aber sei's drum.


Cowboys oft für Werbung eingesetzt

Der Wilde Westen hat nicht zuletzt dank Karl May und natürlich über die Film-Western gerade im letzten Jahrhundert einen unglaublichen Siegeszug erlebt und mit ihm natürlich der Cowboy. Was trägt der - als Arbeitshose natürlich Jeans. So nutzte ihn Levi's für diverse Werbekampagnen. Unvergessen auch die fast schon legendäre Marlboro-Werbung. Tanja Roppelt weiß von der Ausstellungsvorbereitung, dass Marlboro ursprünglich eine Frauen-Zigaretten-Marke, "mit roten Mundstücken damit man der Lippenstift nicht auffiel", war. Es war der hart arbeitende Cowboy aus der Werbung, der sie auch für Männer zur Marke machte...

Das Rauchen abgewöhnen hingegen, das musste sich der coole Comic-Cowboy Lucky Luke. "Der kaut jetzt nur noch auf nem Strohhalm rum", erklärt Tanja Roppelt, während sie auf das entsprechende Exponat deutet.
Ganz entspannt zurücklegen kann man sich im Western-Kino, während das "Lied vom Tod" oder fünf weitere Western-Klassiker der verschiedensten Epochen ausschnittsweise über die Leinwand laufen. Highlights haufenweise, eine ganze Stunde lang. Im Eintritt inbegriffen. Ach ja und damit man mal aus der Nähe sieht, wie wuchtig so ein rauchender Colt eigentlich wirklich ist, liegen jede Menge Schießeisen in zwei Vitrinen. "Schussfähige Repliken", Munition gleich mit dabei, ebenso die Pistolen-Behältnisse.

Tanja Roppelt führt mit spürbarer Begeisterung durch die Ausstellung. Als Kind hat sie selbstverständlich Cowboy und Indianer gespielt. Das dürfen die kleinen Besucher hier zwar nicht. Für sie gibt's in der Etage über der Sonderausstellung eine eigene Spielecke mit Comics, Hut und anderen Cowboy-Utensilien. Der eine oder andere Playmobil-Cowboy wird nach Ausstellungsende (sie dauert noch bis 12. Januar) auf dem Schreibtisch der Museumsleiterin weiter "reiten".

"Mythos Cowboy" ist eigentlich ein Muss für alle, die vom Wilden Westen fasziniert sind und gerne ein bisschen tiefer eintauchen wollen. Dann werden sie auch erfahren, wann und warum amerikanische Präsidenten gerne den Cowboy geben...