Der Markustag hat hier Tradition
Autor: Manfred Welker
Burgebrach, Mittwoch, 27. April 2011
Seit Jahren stemmen die 130 Einwohner von Küstersgreuth und Tempelsgreuth den Markustag. Auch heuer kamen wieder über 500 Gläubige.
Über 500 Wallfahrer, so schätzen Andreas Betz und Thomas Bezold, hatten sich am Sonntag wieder zum Markustag nach Küstersgreuth begeben. Die rund 130 Einwohner von Küstersgreuth und Tempelsgreuth bilden dabei unter dem Dach der Kirchenstiftung Küstersgreuth seit jeher ein eingespieltes Team, was die Vorbereitung betrifft, weiß Vorstand Betz. Bei ihm und Mesner Bezold laufen organisatorisch die Fäden zusammen. "Zwei Tage vorher wird alles hergerichtet." Am gestrigen Montag wurde wieder aufgeräumt. Für die beiden Burgebracher Gemeindeteile Küstersgreuth und Tempels greuth ist der Markustag jedenfalls des größte Ereignis jeden Jahres.
Wallfahrer aus Treppendorf, Unterneuses, Oberköst und Burgebrach hatten sich wie jedes Jahr auf den Weg in den kleinen Wallfahrtsort im Steigerwald gemacht. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Blaskapelle aus Burgebrach. Pfarrer Bernhard Friedmann, für den es heuer der zweite Markustag in Küstersgreuth war, verglich die Emmausjünger in seiner Predigt mit den Wallfahrern, die unterwegs zum Heiligen Markus seien. Die Prozession solle bewirken, dass die Frucht des Glaubens aufgeht. Der Heilige Markus als Wetterpatron könne auch bewirken, dass die Feldfrüchte gut gedeihen. Angesichts der erblühten Natur sagte er: "Wenn wir die Augen öffnen, erkennen wir, dass wir reich beschenkt sind."
Wie der Blick in die Chronik zeigt, befand sich bereits im Mittelalter in Küstersgreuth eine Ansiedlung. Eine Markusfigur trug die Jahreszahl 1552. Nach der Reformation wurde Küstersgreuth zum Zankapfel zwischen der katholischen Pfarrei Burgebrach und der evangelisch-lutherisch gewordenen Pfarrei Steppach. Als Pfand diente der Steppacher Pfarrei die genannte Figur, die am Patronatsfest vom Steppacher Gotteshauspfleger und dem jeweiligen Schulmeister in einem verdeckten Huckelkorb, einer "Kötze", nach Küstersgreuth getragen und von dort wieder zurückgebracht wurde. Die Wallfahrer opferten vor allem Geld und Eier, da Markus ebenso als Hüter und Bewahrer der Feldfrüchte angesehen wurde, auch Getreide allerlei Art und Butter. In den kriegerischen Auseinandersetzungen des 30-jährigjährigen Krieges verschwand das Dorf bis auf die Kapelle. Um 1700 ließ der Höchstadter Pfarrer Philipp Hellmuth (1673 bis 1712), gleichzeitig Dekan des Landkapitels Schlüsselfeld, die Kapelle herrichten und vergrößern. Auch wurde ein neuer Altar mit einer Markusfigur aufgestellt. Ab 1710 wurde auf Veranlassung der Benediktiner von Kloster Michelsberg in Bamberg ein neues Dorf in Küstersgreuth erbaut. Alljährlich am Markustag bevölkerten seitdem zahlreiche Pilger das kleine Dorf.
Mit dem Übergang des Hochstifts Bamberg an das Kurfürstentum, ab 1806 Königreich Bayern, wurde die Wallfahrt verboten. Der bauliche Bestand litt natürlich unter dieser Situation.
1853 erwarb dann die Ortsgemeinde Küstersgreuth die Kapelle dann von der Kirchengemeinde Steppach. Nach einer nötigen Renovierung wurde die Kapelle am 7. Oktober 1855 geweiht. Da auch die Markusfigur zurückgegeben wurde, zogen die Wallfahrten nun wieder nach Küstersgreuth.
In den 1950er Jahren war Küstersgreuth Ziel von Wallfahrten aus Stappenbach und Unterharnsbach, Oberköst, Hirschbrunn und Decheldorf, Treppendorf, Unterneuses, Oberharnsbach und Failshof, die zahlenmäßig meisten Pilger kamen aus Burgebrach selbst.
Damit knüpft die Wallfahrt an eine lange Tradition an. So besuchten die Gläubigen wie üblich nach der Messe am Vormittag die nachmittägliche Fürbittandacht für die Feldfrüchte. Nach der Messfeier freilich waren die Gläubigen eingeladen, sich für den Heimweg zu stärken, bevor sie sich wieder auf den Heimweg machten. Damit begannen dann für Betz, Bezold und ihre vielen Helfer aus Küstersgreuth und Tempels-greuth die Aufräumarbeiten.