Bahnausbau: Der Main bekommt ein neues Bett
Autor: Hans Kurz
Ebing, Dienstag, 24. Mai 2016
Die Verlegung der Mainschleife bei Ebing ist ein großer Eingriff in die Umwelt. Lang- und mittelfristig soll jedoch die Natur davon sogar profitieren.
Eine Autobahn, eine Staatsstraße, eine zweigleisige Bahnstrecke und ein Fluss: Schon bislang ging es im Maintal zwischen Unteroberndorf und Ebing recht eng zu. Und nun kommen zwei weitere Bahngleise hinzu. Mit dem aufwendigen Überwerfungsbauwerk - die Fundamente sind von der Autobahn aus bereits deutlich zu sehen - wird bei Unteroberndorf das künftige ICE-Gleis über die Bahntrasse in Richtung Hof geführt. Von dort bis Ebensfeld verlaufen die beiden Schnellfahrgleise der Neubaustrecke dann zwischen dem Main und der alten Trasse.
Schon bisher fuhren die Züge auf einem Damm am Fluss. Platz für die zusätzlichen Gleise hätte also durch eine Verbreiterung des Dammes geschaffen werden müssen. Dies hätte wiederum das Flussbett dermaßen eingeengt, dass die Hochwasserdynamik des Mains nicht mehr zu kontrollieren gewesen wäre.
170 Meter westwärts
Eine zweite Möglichkeit, der Bau einer Brückenkonstruktion entlang des Flussufers, wurde von den Planern schließlich ebenfalls verworfen. Eine derartige Verbauung hätte eine weitere Renaturierung des Mains in diesem Abschnitt nahezu unmöglich gemacht.Schließlich entschieden sich die Planer für die scheinbar aufwendigste Lösung: Auf einer Länge von gut einem Kilometer wird der Flusslauf um bis zu 170 Meter in Richtung Westen verlegt. Die Entscheidung dafür fiel laut Frank Kniestedt, Pressesprecher des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE8), "nach Abwägung aller wichtigen Aspekte - Ökologie, Hochwasserschutz, Wirtschaftlichkeit". Die Verlegung "soll so erfolgen, dass die Natur durch die Schaffung von Rückzugsgebieten für Flora und Fauna letztlich von der aufwendigen Maßnahme profitieren kann".
Für das neue Flussbett muss jedoch zunächst viel Boden abgetragen und zwischengelagert werden. Danach können die Flächen neu profiliert und gestaltet werden. Das alte Gewässerbett wird im Gegenzug zu Altarmen und Stillgewässern umgebildet. Es soll künftig als Rückzugsraum für Fische, Vögel und Pflanzen dienen. Insgesamt sollen bei den Erdbauarbeiten mehr als 200 000 Kubikmeter Boden bewegt werden. Diese großen Erdbewegungen sollen aber Kniestedt zufolge weitgehend an den angrenzenden Orten vorbei durchgeführt werden. Die Anwohner würden davon gar nicht so viel mitbekommen.
Hochwasserschutz bleibt
Die Notwendigkeit, Platz für die Aus- und Neubaustrecke der Bahn zu schaffen, soll nach dem Willen der Planer also auch die Chance auf mehr Natur anstatt eines bislang in diesem Bereich recht stark verbauten Flusslaufs bieten. Die Planung sei in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und dem Wasserwirtschaftsamt erfolgt, heißt es. Dabei bleibe auch der Hochwasserschutz für die Anwohner in Ebing und Breitengüßbach gewahrt.