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Der Lisberger Keller mit dem Wow-Effekt


Autor: Sabine Christofzik

Lisberg, Donnerstag, 10. August 2017

Bernhard Strohwald ist Sammler aus Leidenschaft. Mit Überraschungseiern hat 1989 für ihn alles angefangen.
Brauerei-Trucks, die nicht mehr in der Verpackung sind, präsentiert Bernhard Strohwald nicht unterm Partyraum-Dach, sondern auf Regalen im Keller. Foto: Barbara Herbst


Hier hängt nicht der Himmel voller Geigen, sondern der Partyraum voller Mini-Trucks. Nach oben schauen muss man trotzdem, denn Bernhard Strohwald hat mit den kleinen Lastern - 1600 an der Zahl - die Dachschrägen "tapeziert". Ein bisschen Präsentationsraum ist noch frei. Doch im Keller des Hauses lagern nochmal 440 Lkw mit Brauerei-Logos: die, die er doppelt hat, und die, die nicht mehr in ihrer Verpackung sind.


Leicht untertrieben

Es kommt nicht oft vor, dass wir zu einem Sammler zweimal hingehen, um ihn und sein Hobby vorzustellen. Vor Weihnachten war es die 125 Exemplare umfassende Krippensammlung, die nicht einfach in Regalen gelagert, sondern jedes Jahr im ganzen Haus aufgebaut und immer wieder anders arrangiert wird. Fast beiläufig hatte der Lisberger damals auch den Raum mit den Trucks gezeigt. "Und im Keller, da habe ich noch so verschiedenen Sachen", hatte er wissen lassen.

Ein "paar Sachen" ist stark untertrieben. "Naja, wenn man sich alles ganz genau anschauen möchte, kann man schon zwei Stunden hier unten verbringen", sagt er jetzt und freut sich über das Staunen der Besucher.
Raum um Raum, Durchgänge und wieder ein Raum und noch einer... - es scheint kein Ende zu nehmen und man fragt sich, ob der Keller des Hauses in der Straße "Zum Kreuzstein" größere Dimensionen hat, als die Grundfläche der Stockwerke.

Das kommt daher, dass man so viel Sammelgut an diesem Ort nicht vermutet. Figürchen, wohin das Auge blickt. In Schaukästen und eigens angefertigten Regalen, nach Jahreszahlen geordnet, komplette Serien, einzelne Exemplare in mehrfacher Ausfertigung. Kennt Bernhard Strohwald die Stückzahlen? "Bei vielen Sammlungen weiß ich genau, wie groß sie sind. Bei anderen habe ich aufgehört zu zählen."


Nicht mehr ganz so sammelwütig

Jetzt ist der bei Bosch als Transporteur innerhalb des Werks beschäftigte Lisberger nicht mehr ganz so "sammelwütig" wie vor Jahren. "In der Hoch-Zeit hätte man mich fragen können: ,Hast Du die und die Figur?' und ich hätte es nicht nur gewusst, sondern auch sagen können, in wievielfacher Ausführung. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.

Mittlerweile ist mir aber bei Einigem der Überblick ein bisschen verloren gegangen. Einfach deswegen, weil so viel dazugekommen ist und die Anschaffungszeit zu lange zurückliegt." Angefangen hat alles mit Überraschungseier-Figuren. Kaum hatte er die ersten vollständigen Serien beieinander, war es um ihn geschehen.

Ein Schüttler und Horcher zu sein beim Kauf, das reicht nicht, wenn man es richtig machen will. "Man kann zwar am Klappergeräusch der Plastikkapsel in der Schokoladenhülle abschätzen, ob sich eine Figur darin befindet, oder ein anderes Spielzeug - mehr Erfolg hat man allerdings durch den Einsatz einer Briefwaage", sagt der Fachmann.

Im Supermarkt? "Im Supermarkt. Wir haben sortiert und die Ü-Eier palettenweise heimgeschafft. So viel Schokolade kann man aber auch als Familie nicht essen. Deshalb haben wir immer mal wieder was in den Kindergarten gebracht."

Schafkopfkarten vom Flohmarkt war eines anderen frühen Sammelgebiete. Und danach kamen Dutzende dazu. Nicht nur bei den Brauerei-Trucks ist die Zahl der Objekte vierstellig. Bei den Bierfilzla, von denen nur ein Bruchteil in Sammelalben passt, dürfte sie deutlich fünfstellig sein.


Der Nostalgie-Faktor

Modellautos und -flugzeuge, Bierkrüge, Schlüsselanhänger, Feuerzeuge, Kugelschreiber, Sparbüchsen, Flaschenöffner, Zollstöcke, alte Wintersportgeräte, Musikinstrumente und, und, und. All diese Schätze zeigt Bernhard Strohwald gern. Für mehrere Lisberger Kommunionjahrgänge war ein Besuch in seinem Haus eine Attraktion. "Erwachsene freuen sich über die vielen Dinge, die sie aus der Kinderzeit kennen."

"Meine eigenen Kinder habe ich mit den ganzen Sachen immer spielen lassen können. Sie waren oft dabei, wenn der Papa sortiert hat und haben gut achtgegeben." Vieles ist auch einfach zum Spielen gemacht, wie die Barbie-Puppen, von denen es eine kleine Vitrine voll gibt.

Zu tun haben muss Bernhard Strohwald immer was. Und wenn er sich einen Sack voll Legosteine besorgt und wie bei einem Puzzle die Teile für Rennautos, Raumschiffe und anderes daraus zusammensucht, sich die Anleitungen aus dem Internet holt und zu bauen anfängt.

Alles in allem aber doch ein kostspieliges Hobby oder? "Das schon, aber ich verkaufe ja auch vieles wieder. Das hält sich dann meistens die Waage."


Ehefrau hat viel Verständnis

Bernhard Strohwald führt als letztes ins Arbeitszimmer. "Und das ist das, was meine Frau sammelt" , sagt er und deutet auf die Sarotti-Figuren aus Porzellan und die Sonderedition-Barbies. Sie hat für die Sammelleidenschaft ihres Mannes viel Verständnis. Und meistens ist sie ja auch dabei, wenn er wieder was sucht (und noch mehr findet) für Sammel-Dach und Sammel-Keller.