In der jüngsten Umweltausschusssitzung hat der Landkreis das neue "intermodale Mobilitätskonzept" vorgestellt.
Hinter dem sperrigen Namen "intermodales Mobilitätskonzept" verbirgt sich ein 180-seitiges Pamphlet nebst umfangreichem Anhang, welches systematisch einen genaueren Blick unter anderem auf den öffentlichen Nahverkehr, die Erreichbarkeit kleinerer Ortsteile, den Radweg und Verkehrskonzepte wie E-Car-Sharing im Landkreis wirft.
"Die Erstellung des umfassenden Konzeptes hat mit rund eineinhalb Jahren etwas länger gedauert, aber dafür ist der Landkreis Bamberg wohl der einzige in Bayern mit solch einem systematischen Konzept", erläuterte Landrat Johann Kalb (CSU). Die Umsetzung des Konzeptes ist in Schritten bis zum Jahre 2024 geplant und wohl auch mit größeren Kosten verbunden. Dennoch ist der Landrat zuversichtlich, dass einige der Punkte noch in diesem Jahr umgesetzt werden können.
Das Konzept sieht beispielsweise eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots vor. Denn, so heißt es dort, der öffentliche Personennahverkehr stellt das Rückgrat des öffentlichen Mobilitätsangebotes im Landkreis Bamberg dar. Der Stärkung des Regionalbusverkehrs mit einer Überplanung des Liniennetzes und einer Verdichtung des Bedienungsangebots sowie der Ausweitung der Bedienungszeiten komme dabei eine wesentliche Bedeutung zu. Weitere wichtige Maßnahmen sieht das Konzept in der Gestaltung eines einheitlichen Fahrzeugdesigns sowie der Verbesserung der Fahrzeugqualität, die Gewährleistung einer guten Anschlussqualität und die Überprüfung und Flexibilisierung des Schulverkehrs.
Nicht vergessen werden dürfe auch ein bedarfsorientiertes flexibles Bedienungsangebot, der sogenannte "Flexbus". Dieser ist vor allem im Landkreis Bamberg in Bereichen mit geringerer Einwohnerdichte und auf Verbindungen mit geringem Fahrgastpotenzial eine Alternative. Die Bedienung dieser Busse wäre denkbar beispielsweise durch ehrenamtliche Fahrpersonal oder Fahrpersonal von Verkehrs- oder Taxi-/Mietwagenunternehmen. Das Bedienungsangebot richtet sich nach Fahrplan mit Anschlüssen zu übergeordneten Regionalbusverkehren bzw. zum Schienenverkehr.
Einer Optimierung bedarf laut des neuen Konzepts auch der Radverkehr. Obwohl auch der Landkreis Bamberg bereits ein breites Angebot an Freizeitradwegen für seine Alltagsnutzer und Pendler biete. Verbesserungsbedürftig seien allerdings die Rahmenbedingungen für Fahrradfahrer als Alltagsnutzer (zum Beispiel für Fahrten zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen). So müssten Maßnahmen geschaffen werden für den Lückenschluss des Radwegenetzes im Landkreis auf relevanten Pendlerrouten sowie im lokalen Bereich für eine schnelle und sichere Erreichbarkeit der Versorgungsstandorte und Verknüpfungspunkte zum Schienen- und Regionalbusverkehr - wie zum Beispiel beim Bau eines Geh- und Radweges an der Kreisstraße BA 29 zwischen Frensdorf und Reundorf.
Darüber hinaus schlägt das Mobilitätskonzept eine Stärkung der E-Mobilität vor. Hier hat der Landkreis bereits begonnen, die Infrastruktur wie Ladesäulen und Ladestationen auszubauen. Dennoch müsse dringend an der Weiterentwicklung verschiedener bestehender Maßnahmen gearbeitet werden, heißt es. Neben Schnellladestationen für Pkw sollten auch Lademöglichkeiten für Pedelecs sowie Fahrradboxen für Elektrofahrräder geschaffen werden. Dazu gehört auch die Förderung der E-Mobilität in öffentlichen Verwaltungen.
Denkbar wäre auch die Errichtung räumlich gebündelter Verknüpfungspunkte wie unter anderem in Baunach, Breitengüßbach, Burgebrach, Hirschaid, Scheßlitz, Schönbrunn im Steigerwald und Zapfendorf. Dort könnten Bushaltestellen des Regionalbusverkehres mit E-Ladesäulen, Verleihstationen für Fahrräder, sichere Fahrradabstellungen, attraktive überdachte Wartebereiche mit einem Bürgerbüro, Einkaufs- oder Zeitschriftenladen oder Bäcker kombiniert werden. Wichtig dabei sei es, das Image des Regionalbusverkehres (auch gegenüber dem Stadtbus Bamberg) aufzuwerten. Am Ende müsse ein zuverlässiges, attraktives und modernes Mobilitätangebot stehen.
Mehr als zwanzig Jahre, nachdem diese Erkenntnis in die Straßenverkehrs-Ordnung eingezogen war - leider wurde ein Teil auf Druck der Autolobby in den letzten fünf Jahren zurückgenommen -, sollte eigentlich auch im Landkreis Bamberg angekommen sein: Straßenbegleitende Radwege erhöhen keinesfalls die Verkehrssicherheit. Daher wurde die Radwegbenutzungspflicht zum rechtfertigungsbedürftigen Ausnahmefall - was die Verkehrsbehörden indes geflissentlich zu ignorieren versuch(t)en.
Im Streckenverlauf vervielfacht sich die Zahl der Konflikte und Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern. An Knotenpunkten (Kreuzungen, Einmündungen, Grundstückszufahrten) erhöhen sich Zahl und Schwere der Unfälle zwischen Kfz und Fahrrad. Denn sowohl abbiegende als auch aus wartepflichtiger Richtung kommende Autofahrer haben nicht auf dem Schirm, daß die den Radweg nutzenden Pedalisten Vorfahrt haben. Die Lage sähe noch verheerender aus, wenn die Radler nicht häufig vorbeugend auf ihr Vorfahrtrecht verzichteten und dank schneller Notbremsung das Schlimmste verhinderten.
Hinzu kommt: Werden Radwege noch falsch geführt und / oder zu klein dimensioniert, steigt das Risiko noch einmal erheblich. Und obwohl diese Fehlkonstruktionen (vor allem bei angeordneter Benutzungspflicht) auch rechtlich nicht zulässig sind, sind sie im Landkreis (wie auch in der Stadt) Bamberg der Normalfall.
Solange wichtigster Zweck der Fahrradinfrastruktur weiterhin ist, dem Autoverkehr durch Beiseitedrängen der Radler den Weg freizumachen, wird Radfahren weder sicherer noch attraktiver. Dabei ist anzumerken: Sicherer als Autofahren ist es schon jetzt. Doch Verbesserungspotential und -notwendigkeit sind zweifellos gegeben.