Der Landkreis Bamberg fährt auf Büchereien ab
Autor: Anette Schreiber
LKR Bamberg, Freitag, 21. Juni 2013
Der Sport- und Kulturausschuss stellt den öffentlichen Einrichtungen in 36 Orten insgesamt knapp 15.000 Euro zur Verfügung. Der leichte Rückgang der Ausleihen gilt nicht als dramatische Entwicklung.
Die Früchte seiner Standhaftigkeit und Beharrlichkeit kann ein gelassener Landrat Günther Denzler (CSU) nun ernten: Als er 1999 erkannte, dass der Bücherbus für die Versorgung der Bevölkerung mit Medien nicht mehr zeitgemäß war und der Kreistag dieses Versorgungs-Modell auslaufen ließ, war der Sturm der Entrüstung so groß, dass ganze Gruppen in Denzlers Sprechstunde protestierten. Nun, fast 14 Jahre später, ist der Landkreis auf diesem Gebiet ungleich besser bedient, als zu Zeiten des Bücherbusses und sorgt mit seiner finanziellen Förderung dafür, dass das so bleibt.
Nur alle 14 Tage
Der Bücherbus steuerte Gemeinden ohne eigene Bücherei seinerzeit alle 14 Tage für jeweils eine halbe Stunde an. Wer dann nicht zur Ausleihe kam, hatte Pech, erinnert sich Denzler.
Seit dem Ende des Bücherbusses unterstützt der Landkreis die Büchereien vor Ort finanziell. Getreu dem Motto "Alle Jahre wieder", so Denzler, stand die aktuelle Mittelfreigabe an. In diesem Jahr gewährt der Landkreis einen Zuschuss von 14 970 Euro. Im vergangenen Jahr waren es 14 090 Euro.
Beendete der Bücherbus seine Fahrt im Jahr 1999 mit einem Bestand von 3750 Lesern, so hat sich deren Zahl im Kreis vervielfacht: Die Büchereien verfügten letztes Jahr über 17 517 registrierte Leser. Und die brachten es auf 585 415 Entleihen. Bei einem Medienbestand von 305 806. Diese Zahlen und diverse weitere Parameter, so machte Kämmerer Klaus Motschenbacher deutlich, werden für die Bezuschussung im Folgejahr zugrunde gelegt.
Mit Betreuung
Die Büchereien im Landkreis werden bis auf wenige Ausnahmen vom (katholischen) St. Michaelsbund betreut. Gemeindlich bereut werden Lauter und Schönbrunn, von der evangelischen Kirche Schlüsselfeld-Aschbach und Walsdorf. Michaelsbund-Büchereien erhalten demnach 13 640 Euro, der Rest zusammen 1330 Euro
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Im Vergleich zum Vorjahr (2011) sind die Bemessungszahlen leicht rückläufig. Gefördert werden Büchereien in 36 Orten, die jedoch nicht deckungsgleich mit der Zahl der Gemeinden sind, weil es in manchen Gemeinden Büchereien in mehr als einem Ort gibt. Keinen Förderantrag gestellt haben übrigens Altendorf und Reckendorf.
Den geringen Rückgang bei den Lesern (1,76 Prozent) und den Entleihen (2,76 Prozent) führte das Gremium zunächst auf die allgemeine Entwicklung und die Dominanz der elektronischen Medien zurück. Als wahrscheinlicher stellte sich in der Aussprache jedoch die Vermutung Rüdiger Gersts (CSU) heraus. Er wähnt die Ursache bei der Baunacher, einer der größeren Büchereien liegt. Denn hier gab es Baumaßnahmen, weshalb die Einrichtung geschlossen war und deshalb diese Zahlen in der Statistik fehlen.
Keinen Zweifel ließen die Ausschuss-Mitglieder an der Bedeutung, die sie den Büchereien zumessen, sollen durch sie doch gerade Kinder und Jugendliche ans Buch herangeführt werden. Dafür bedarf es eines aktuellen Bestandes und entsprechender Ausleihtermine.
Entwicklung zeichnet sich ab
Die Förderung befand Fritz Stütz (CSU) als "sehr gut angelegtes Geld". Eine Veränderung bei der Nutzung der Medien erkannte Liebhard Löffler (FDP). Die Entwicklung lasse sich nicht verhindern. Gleichwohl müsse man sich um den Einstieg ins Lesen bei den Kindern bemühen. Landrat Denzler unterstrich die Bedeutung der Kooperation zwischen Schulen und Büchereien bei der Hinführung zur Lesekultur. Von vielen Eltern werde das heute nicht mehr gemacht.
Geschlossen trägt das (beschließende) Gremium die Förderung auch in diesem Jahr.
Claudia Müller, Leiterin der St. Kilian Bücherei in Hallstadt, freut sich. Seit 2009 leitet sie die nach Medienbestand und Entleihungszahl größte öffentliche Bücherei im Landkreis. Seitens der Stadt Hallstadt werde die (unter Trägerschaft der katholischen Kirchenstiftung stehende) Einrichtung zwar auch großzügig unterstützt. Dennoch ist sie "froh über jeden Zuschuss". Schließlich ist etliches nötig, um die Medien auf den neuesten Stand zu bringen, "zehn Jahre alte Bücher mag keiner lesen." Außerdem muss man mit der Zeit gehen. Es gilt, die Jugend unter anderem auch mit (teuren) Konsolenspielen in die Büchereien zu holen. Wert legt Müller auf die Feststellung, dass es neben Hallstadt viele leistungsfähige Büchereien im Landkreis gibt. Die werden sich laut ihrer Einschätzung wohl zusammen tun müssen, um im Verbund den Trend E-Book aufgreifen zu können. Viele Träger seien in dieser Hinsicht skeptisch, auch weil viel Geld investiert werden muss.
Die Zukunft der Büchereien sieht Müller nur, wenn sie eine Mischung aus Papier-Büchern und E-Books anbieten.