Der Gundelsheimer Heinz Tillig und sein Erbe
Autor: Anette Schreiber
Gundelsheim, Donnerstag, 06. August 2020
Der Name Tillig verpflichtet - Heinz Tillig gewährt in Gundelsheim Einblick:Weshalb und was er so leidenschaftlich fotografiert und filmt, und was seine Frau mit einem Papst zu tun hat.
Zu den schönsten Momenten im Leben von Heinz Tillig zählt der erste Auftritt mit seiner Dixi-Band in Bambergs Kleberstraße. Zu den traurigsten der Tod von Vater Hans und von Wilma, so nannte er seine Mutter. Auch diese extremen Ereignisse gehören zu einem Leben von bislang 69 Jahren, bei dem der gebürtige Bamberger im Rückblick nichts anders machen würde. Mit Tillig beginnt unsere Sommer-Interview-Serie. Wir sind auf ihn gestoßen, als er gerade die Hauptstraße entlang geradelt kam.
Bambergern ist der Name Tillig, "mit hartem T", wie man in Franken immer dazusagen muss, bekannt: Vater Hans hat vor allem in den 60ern viele Bamberg-Motive im Foto auf Ansichtskarten festgehalten und über den eigenen Lichtbildverlag unters Volk gebracht. Im Hauptberuf war Tillig senior für eine Bausparkasse tätig, seine Liebe galt aber den Postkarten mit Motiven aus Bamberg und der Fränkischen Schweiz, wo man ein Wochenendhaus hatte.
Drucker gelernt
Freilich hätte den aus der Heilig-Grab-Straße stammenden Heinz Tillig auch der Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers interessiert. Aber es überwog die Faszination von Fotos und Druckwerken: "Ich war schon als Sechsjähriger mit dem Vater im Labor und in Druckereien". Ein ganz spezieller Geruch, der ihm jedes Mal das Gefühl von Heimat gibt. So erlernte Tillig junior bei der Bamberger Druckerei Urlaub den Beruf des Druckers. Er wurde Geselle, dann Reproduktionsfotograf. Noch immer schwärmt er für das Unternehmen, das ihm auch die Freiheit ließ, sich nebenbei mit seinem nach ihm benannten Grafischen Atelier Verlag selbstständig zu machen und noch dazu genau im gleichen Sektor wie das Unternehmen. Sein Vorteil bestand darin, so erklärt Tillig, dass er in der eigenen Firma die Aufträge annehmen konnte, die ihm gefielen. "Darunter waren auch Lohnarbeiten für Urlaub."
Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte veränderten sich Beruf und Nebentätigkeit entsprechend der fortschreitenden Technisierung. War Heinz Tillig früher mit der Linhof Technika 6 x 9 zu Gang, so vertraut er heute auf seine Nikon D 90 beziehungsweise Nikon D 4.
Schon sehr früh begeistere sich der gebürtige Bamberger fürs Motorradfahren. Sein erstes Gefährt schenkte ihm ein Gärtner, "weil der Fahrzeugschein weg war". So übte Tillig auf der Flur bei Gundelsheim das Fahren in vollkommener Freiheit. Später hatte er dann "ganz legal" eine 125er NSU Lambretta und eine 750er BMW.
Die war auch recht praktisch, als er die Liebe seines Lebens kennenlernte. Wo? Keine Frage, natürlich in der Druckerei Urlaub. Dort jobbte die junge hübsche Danuta. Die Studentin aus dem polnischen Lublin hatte ihren Masterabschluss in Soziologie in der Tasche und wollte nun in Bamberg promovieren. "An der Katholischen Universität Lublin hatte sie übrigens Karol Wojtyla, den späteren Pabst Johannes Paul, als Dozent", ist Tillig noch heute beeindruckt.
Auf jeden Fall nahm Heinz Tillig die junge Frau mit auf Motorrad-Touren durch die Fränkische Schweiz. Wobei diese sich nicht nur für die Landschaft, sondern auch für den feschen Fahrer begeisterte. Ihr Onkel, ein katholischer Pfarrer, traute das Paar 1986 im Dom.