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Der Gründer des Bamberger Marionettentheaters ist tot


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Freitag, 15. Januar 2016

Der Gründer des Bamberger Marionettentheaters ist tot. Klaus Loose starb am Mittwoch in Coburg, wo er zusammen mit seiner Frau seinen Lebensabend verbrachte.
Das Archivbild aus dem Jahr 2003 zeigt Klaus Loose vor seiner Bühne. Foto: Ronald Rinklef


Er bescherte ungezählten Bambergern und Besuchern der Stadt unvergessliche Theatererlebnisse: Klaus Loose, der Gründer und langjährige Prinzipal des Marionettentheaters in der Unteren Sandstraße. Jetzt ist er in seiner letzten Wahlheimat Coburg gestorben; er stand im 88. Lebensjahr. Das teilte seine Witwe Doris Loose der Lokalredaktion mit.

1986 war Klaus Loose mit seiner ersten Frau von Oldenburg nach Bamberg gekommen. Im Gepäck hatte das Ehepaar ein wahres Kleinod: ein Puppentheater von 1825. Loose hatte es 1958 bei einem Berliner Antiquitätenhändler entdeckt, erworben, restauriert und bereits 20 Jahre in Oldenburg bespielt. In Bamberg fand das Marionettentheater Loose im historischen "Staubschen Haus" eine Bleibe, die nicht passender hätte sein können.


Meister der Perspektive

Bis heute ist ein Besuch der winzigen Bühne ein Erlebnis.
Sobald das Licht ausgeht, fühlen sich die maximal 30 Zuschauer in ein großes Theater versetzt, denn die Proportionen von Figuren und Bühne sind perfekt aufeinander abgestimmt. Loose war ein Meister der Perspektive.

In den Pausen und nach der Vorstellung dürfen Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen werfen - eine Tradition, die die Nachfolger des Bühnengründers dankenswerter Weise beibehalten haben.

20 Jahre lang inszenierte Loose, der von Beruf Zollbeamter war, alle Stücke selbst. Gäste erlebten ihn als ebenso charmanten wie strengen Gastgeber. Wenn er es für erforderlich hielt, gab er nicht nur seinen Mitspielerinnen und Mitspielern, sondern auch den Zuschauern klare Regieanweisungen.


Lebenswerk der Stadt vermacht

Ende 2005 legte er die Verantwortung für sein Lebenswerk in jüngere Hände und zog mit seiner zweiten Ehefrau Doris nach Coburg. Die Trennung von seiner Bühne fiel ihm nicht leicht, erinnert sich die Witwe. Er vermachte das Theater der Stadt Bamberg, damit es erhalten bleibt. Doris Loose spricht von einem Gesamtkunstwerk, das das Marionettentheater im "Staubschen Haus" darstelle.

Looses Geist wird dort auch nach seinem Tod weiter wehen. Der noch vom Prinzipal und seiner Gattin gegründete Förderverein "Freunde des Bamberger Marionettentheaters" betreibt die Bühne im Auftrag der Stadt Bamberg und im Sinne des Gründers weiter.

Seit 2012 ist Maria Sebald die Leiterin. Sie sagt, Loose habe Bamberg und den Bambergern etwas "ganz Wunderbares" hinterlassen. Etwas, das es so nicht noch einmal gebe. Sie und ihr Team seien dankbar dafür und stolz auf das Marionettentheater. Man fühle sich Looses Erbe verpflichtet und werde alles dafür tun, dass es weiterhin mit Leben erfüllt wird.

Wie Doris Loose dem FT sagte, hat das Ehepaar in Coburg in den vergangenen zehn Jahren sehr gern und sehr rege am Kulturleben teilgenommen. Eigene Akzente habe man nicht mehr gesetzt, entgegen ersten Plänen.

Klaus Loose bekam viele Auszeichnungen für sein künstlerisches Engagement, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande (1996), den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1986), den Berganza-Preis des Kunstvereins Bamberg (1991) und die Bamberger Stadtmedaille (1995).

Der Termin der Beisetzung, die in Coburg stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Um Loose trauern auch zwei Kinder aus erster Ehe sowie die beiden Kinder seiner zweiten Frau und insgesamt zwölf Enkel.