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Der "Glanzersmichl" in Straßgiech glänzt wieder


Autor: Hans-Werner Penning

Straßgiech, Mittwoch, 05. Sept. 2012

Aus einer denkmalgeschützten Ruine ist ein schmuckes Gasthaus geworden. Eine engagierte Kunsthistorikerin hat ihr Talent für die Praxis unter Beweis gestellt.
Ein Schmuckstück geworden ist das Gasthaus "Glanzersmichl". Nicht nur Ingrid Winklmann genießt  die einmalige Atmosphäre.  Foto:  Matthias Hoch


Es ist nicht nur der Name, der dem Gasthaus oder auch nur dem Gebäude Glanz verleiht: Das Haus in der Kirchgasse 1 im Scheßlitzer Stadtteil Straßgiech hätte auch Ausstrahlung, wenn hier nicht der gastronomische "Glanzersmichl" seine Gastlichkeit entfalten würde. Schon beim ersten Bier spürt der Gast die anheimelnde Atmosphäre, die man nur in einem sanierten Fachwerkhaus findet. Auch im Inneren sind die vielen Holz-Elemente stilvoll saniert und geben den Gästen des "Glanzersmichl" ein Gefühl der Geborgenheit. Am Sonntag, 9. September, macht Besitzerin Ingrid Winklmann zum "Tag des offenen Baudenkmales" nicht nur die Türen der Gaststube auf.

Die Kunsthistorikerin lässt es sich natürlich nicht nehmen, ihre Besucher selbst von der Gaststube aus durch das Haus zu führen. Bis zur noch nicht sanierten Scheune sollen die Erläuterungen zum Haus und seiner Geschichte reichen.

Schon bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), die den Tag des offenen Baudenkmals alljährlich veranstaltet, hat sie die nötigen Punkte gesammelt, um ins Programm aufgenommen zu werden. Bei Führungen um 10,11, 13, 15 und 16 Uhr können die Besucher somit alles über das Haus erfahren und auch, warum es heute "zum Glanzersmichl" heißt. Ein früherer Bewohner hat hier seinen guten Namen geliehen. Der Dendrochronologe Georg Brütting gibt dazu Erläuterungen über die Datierung des Baustoffes Holz, und für Speis' und Trank ist natürlich gesorgt.

Rustikale Zeitreise


Darüber hinaus zeigt eine kleine Bilderausstellung Stationen der Sanierung des Gebäudes, nachdem es von Ingrid Winklmann vor drei Jahren aus seinem Dornröschenschlag erweckt worden ist. Die Kunsthistorikerin aus Starkenschwind hatte das denkmalgeschützte Anwesen, bestehend aus Wohnstallhaus, Holzlege und Scheune sozusagen am Wege liegen gesehen und beschlossen, es neu zu nutzen. Heute hat sie das Ensemble in ein Schmuckstück verwandelt. Der Fachwerkgiebel, das charakteristische Frackdach, Schaufassaden mit Sandsteinelementen und Sichtmauerwerk aus Sandstein sind ein einziger Hingucker!

Und man kann hier einkehren, der Aufenthalt in dem Wirtshaus wird zur rustikalen Zeitreise. Gemütliche, fränkische Gastlichkeit unter der Balken-Bohlen-Decke aus dem Jahr 1715, handwerklich gearbeitete Dielen- oder Terazzoböden, Schablonenmalerei an den Wänden, illuminiert von Wandleuchten aus Großmutters Kindertagen (um 1910/20). Davor ein sehr interessantes, historisch gewachsenes Hofgefüge.

Gelitten hatte unter dem Fast-Verfall auch die Statik des Gebäudes. Teilweise ließen sich die Mängel von Fachleuten bereits auf bauliche Fehler der Erbauer zurückführen, die durch fehlende Hinterlüftung und Undichtigkeit des Daches zusätzlich gelitten haben.Weil die anno 1796 erbaute Scheune noch nicht saniert ist, kann hier das Bauwesen dieser Zeit sehr gut nachvollzogen werden.