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Der Bürgermeister von Zapfendorf im Interview


Autor: Johannes Michel

Zapfendorf, Freitag, 12. Sept. 2014

Bahn, Landärzte, Finanzen: Matthias Schneiderbanger (CSU) spricht über seine neue Aufgabe als Bürgermeister von Zapfendorf.
Matthias Schneiderbanger an seinem neuen Arbeitsplatz im Zapfendorfer Rathaus, der genau ein Stockwerk über seinem vorigen Büro als Leiter des Standesamtes liegt. Foto: Johannes Michel


Seit 1. Mai ist Matthias Schneiderbanger Bürgermeister der Marktgemeinde Zapfendorf. Mit ihm begann eine neue Ära - sein Vorgänger Josef Martin hatte das Amt 36 Jahre lang inne. Wir sprachen mit ihm über seine neuen Aufgaben, die wichtigsten Projekte für die Zukunft und auch das leidige Thema Bahnausbau.

Herr Schneiderbanger, seit rund 120 Tagen sind Sie nun Bürgermeister der Marktgemeinde Zapfendorf. Die Arbeit einer Kommunalverwaltung ist dabei nichts Neues für Sie, schließlich waren Sie bereits zuvor als Leiter des Standesamtes in der Gemeinde beschäftigt. Was hat sich aber geändert?
Matthias Schneiderbanger:Als erstes fällt mir die Aufgabenfülle ein. Jeder Mitarbeiter kennt sich in seinem Bereich sehr gut aus, als Bürgermeister kommt aber noch einiges hinzu, natürlich auch die Gesamtverantwortung. In der Öffentlichkeit ist man plötzlich eine ganz andere Person, wird anders wahrgenommen - früher der gute Freund, den man schnell etwas fragen kann, jetzt spürt man einen gewissen anderen Respekt. Das ist nichts Negatives, aber schon ungewohnt.

Was hat sich für Sie seit dem Amtsantritt geändert?
Meine Zeiteinteilung ist eine völlig andere. Ich empfinde es als angenehm, nicht nach Stechkarte arbeiten zu müssen, etwas freier in meiner Einteilung zu sein. Rückblickend betrachtet ist die Arbeitszeit pro Tage aber viel länger - mit 40 Stunden geht da gar nichts mehr. Viele Veranstaltungen verlagern sich auf den Abend. Einige davon würde ich sicher auch besuchen, wenn ich nicht Bürgermeister wäre, hier verschmelzen mein Amt und mein gesellschaftliches Interesse und ehrenamtliches Engagement, zum Beispiel auch als Vereinsvorstand, etwa vom SV Zapfendorf.

Wie bewerten Sie die Situation der Marktgemeinde? Wie steht die Kommune insgesamt da?
Zapfendorf ist gut aufgestellt. Alles funktioniert, alles läuft. Aber natürlich kommen wichtige Projekte und auch Probleme auf uns zu. Immer wieder dominant ist hier die ICE-Maßnahme, welche die Gemeinde in finanzieller Hinsicht fordert, ja überfordert. Im Hauptort Zapfendorf wird uns außerdem die Ortsgestaltung beschäftigen.

Sie haben es eben erwähnt: Ein beherrschendes Projekt war für Ihren Vorgänger Josef Martin, der 36 Jahre lang Bürgermeister war, der Ausbau der Bahnstrecke. Während die letzten Jahre vor allem durch Verhandlungen geprägt waren, geht es nun bald in die Bauphase. In Unterleiterbach wird bereits gebaut. Was kommt da auf die Bürger zu und wie sehen Sie die Position der Gemeinde?
Beendet sind die Verhandlungen keineswegs, auch wenn wir schon viel erreicht haben. Zwar sind die förmlichen Verfahren abgeschlossen, ich denke da an die gerade verabschiedeten Kreuzungsvereinbarungen für die Querungen im Norden und im Süden von Zapfendorf, den Erörterungstermin und den kommenden Planfeststellungsbeschluss. Es wird aber noch nachverhandelt. Auch in der Ausführungsphase werden sich Probleme ergeben. Aktuell laufen noch Grundstücksverhandlungen, besonders betroffen sind hier die Unternehmen in der Mainstraße, die umgesiedelt werden müssen. Hier ist endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die Gespräche mit der Bahn sind also keineswegs beendet, sie finden lediglich punktueller statt.

Ein weiteres Thema, das momentan die Runde macht, sind die erneuerbaren Energien. Im Zapfendorfer Ortsteil Sassendorf steht das erste Windrad des Landkreises Bamberg. Wie sind die Perspektiven für Wind und Co. im Gemeindegebiet?
Grundkonsens ist: Wir sind für die erneuerbaren Energien und unterstützen den Ausbau nach unseren Möglichkeiten. Für Sassendorf spielen zwei Aspekte eine Rolle: Würden weitere Windräder ins Vorranggebiet gebaut, wären diese fast doppelt so hoch wie das bisherige. Daraus ergibt sich ein massiver Eingriff ins Landschaftsbild, vor allem, weil Sassendorf eine exponierte Lage hat - das aktuelle Windrad ist weithin zu sehen, auch von Bamberg aus. Auch den Nachbargemeinden wie Rattelsdorf würde das nicht gefallen. Hinzu kommt die 10-H-Regelung, die zwar in Bayern noch beschlossen werden muss, was aber nach aktuellem Stand nur eine Formsache ist. Sassendorf würde dann für hohe Windräder nicht mehr in Frage kommen. Es sei denn, die Gemeinde würde einen separaten Bebauungsplan aufstellen, um von der 10-H-Regelung abzuweichen. Dies würde aber auch eine Bürgerbeteiligung nach sich ziehen, und hier gibt es deutliche Widerstände. Der Gemeinderat hat durch den jüngsten Beschluss hier erst einmal eine defensive Position eingenommen. Anträge von potenziellen Investoren würden wir natürlich trotzdem prüfen, hier aber die Bürger mitnehmen.

In Zapfendorf hat sich im Bereich Kinderkrippen und Kindergärten viel getan. Wie bewerten Sie das lokale Angebot in Sachen Kinderbetreuung und wie wollen Sie Zapfendorf außerdem auf den demografischen Wandel vorbereiten?
Im Kinder- und Jugendbereich wird es kaum eine Gemeinde geben, die auf einem so guten Stand ist wie wir: Die Schule wurde generalsaniert, wir haben zwei Kindertagesstätten mit Kindergarten und Kinderkrippen. Das neue Gebäude der Kinderkrippe am Kindergarten St. Christophorus wurde in Passivhausbauweise errichtet. Arbeit kommt noch im Seniorenbereich auf uns zu. Vor wenigen Tagen war ich in Nürnberg zu einem Gespräch im ,Haus der Gesundheit', das dem Gesundheitsministerium unterstellt ist - und es ging um die Hausärzteversorgung. Bewertet wird bei der Verfügbarkeit der gesamte Landkreis, und hier ist Bamberg schon aufgrund der Stadt Bamberg überversorgt. Zwei unserer Hausärzte werden altersbedingt in den nächsten Jahren aufhören. Es ist aber nicht vermittelbar, dass die Bürger für eine Hausarztbesuch nach Bamberg fahren müssten, sollte es bei uns keine mehr geben. Ein anderes Thema ist das Seniorenheim, das nach einem jüngsten Bauantrag um 15 Plätze erweitert werden soll. Allgemein: Für die Gemeinde ist es schwierig, selbst etwas in die Hand zu nehmen, denn dann müsste sie als Investor auftreten. Sie kann also nur die Rahmenbedingungen stecken, alles andere würde die Leistungsfähigkeit der Gemeinde überschreiten.

Seit Ihrem Amtsantritt bieten Sie auch Bürgersprechstunden an. Wie werden diese angenommen und warum sehen Sie einen Bedarf für eine solche Möglichkeit?
Drei Bürgersprechstunden fanden bereit statt - sie werden sehr gut angenommen. Sehen wir mal von der ersten ab, aber das war mein Fehler, denn sie fand während der WM statt, als Deutschland spielte (lacht). Vorgesehen hatte ich jeweils 17 bis 19 Uhr, rund zwei Stunden musste ich aber immer dranhängen. Viele Leute haben eine gewisse Scheu, für vermeintliche Kleinigkeiten einen Termin auszumachen oder auf gut Glück ins Rathaus zu kommen, ohne zu wissen, ob der Bürgermeister auch da ist. Mit der Bürgersprechstunde biete ich ein festes Zeitfenster, um mit mir zu reden. Gerne höre ich mir dabei auch die Sorgen und Ängste der Bürger an. Wenn sich ein Problem nicht gleich lösen lässt, kann ich mir dies notieren und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten. Und auch für mich sind die Sprechstunden eine Erleichterung: Ich habe nicht zehn einzelne Termine, sondern einen überschaubaren kompakten Zeitraum.

Zum Schluss: Was sind ihre wichtigsten Ziele in den kommende Jahren, welche Schritte sind für die Zukunft unbedingt nötig und wie wird Zapfendorf in einem Jahrzehnt aussehen?
Eine schwierige Frage. Durch den ICE-Ausbau wird das Thema Städtebau für Zapfendorf schon sehr bald im Mittelpunkt stehen. Was im Einzelnen aber umsetzbar ist, wird uns aber leider der Geldbeutel diktieren, da wir an den Bahnübergangs-Ersatzlösungen auch nicht ganz unerheblich beteiligt sind. Daher werden wir bis zum Ende der aktuellen Amtsperiode, als bis 2020, keine großen Maßnahmen verwirklichen können. Zwei habe ich aber dennoch im Auge: Das Spielplatzkonzept für Zapfendorf, das seinen Ursprung im Städtebaulichen Entwicklungskonzept hat, das wir in den vergangenen Jahren erarbeitet haben - keine teure Maßnahme, aber eine wichtige und die Geschichte mit den Hausärzten, einhergehend mit einer sinnvollen Nutzung des Anwesens Hofmann, das wir als Gemeinde erworben haben und wo etwa ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen könnte. Nicht vergessen will ich unsere Ortsteile, wo wir in den vergangenen Jahren viel investiert haben, aktuell laufen etwa die Dorferneuerung in Oberleiterbach und die Flurneuordnungsverfahren in Kirchschletten und bald in Sassendorf.