"Der Biomarkt gibt das nicht her"
Autor: Matthias Litzlfelder
Hallerndorf, Donnerstag, 14. Februar 2019
Eine Quote für ökologischen Landbau sehen selbst Bio-Landwirte kritisch. Die Preise seien schon jetzt unter Druck, vor allem durch Produkte aus dem Ausland. Die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln werde immer schwieriger.
Er hat inzwischen komplett umgestellt. "Ich wollte mich unabhängig machen von Pflanzenschutzmitteln, wollte weg von der Großindustrie", berichtet Heiko Hippacher aus Schnaid (Lkrs. Forchheim). Der 37-Jährige ist Bio-Landwirt. 2017, rund zehn Jahre nach der Übernahme des konventionellen elterlichen Betriebs, hatte er die erste Bio-Ernte eingefahren. Bio, das heißt zum Beispiel, dass er sein Getreide nicht spritzt und nur organisch düngt.
80er Jahre schlimm
Probleme mit seinen konventionellen Kollegen hat Hippacher nicht. Ebenso wenig wie die Biolandwirte Markus Nagengast aus Trailsdorf und Helmut Ott aus Wiesenttal (beide ebenfalls Lkrs. Forchheim). "In den 1980er Jahren war das schlimm. Da gab es eine richtige Ausgrenzung, auch von Seiten der Landwirtschaftsämter", sagt Ott. "Mittlerweile sieht man, dass Bio funktioniert."
Ott führt einen Hof, der schon seit 1977 nach biologischen Kriterien arbeitet. Sein Vater war einer der ersten in Oberfranken, die diesen Weg gegangen sind. "Das Ziel war, dass man sich vom Markt der Billigprodukte abgrenzt", erklärt der 51-Jährige. Viele hätten inzwischen auf Bio umgestellt. Und es würden noch mehr Landwirte umstellen, wenn sie die Sicherheit hätten, dass ihre Geschäfte nicht schlechter laufen.
Weniger Ertrag, höhere Preise
Doch da beginnt die Skepsis. "Wenn der Verbraucher möchte, dass es mehr Bio-Bauern gibt, dann muss er auch Bio-Produkte kaufen", sagt Ott. Leider sei aber eine Sättigung zu spüren, die Preise seien unter Druck.
"Es geht uns nicht schlecht, aber viele Betriebe stellen um, und wir merken, dass der Markt das nicht aufnimmt", sagt Markus Nagengast. Der 41-Jährige hat in Triesdorf Landwirtschaft studiert. Der Hof seiner Eltern, den er gepachtet hat, wirtschaftet seit rund zehn Jahren nach den Richtlinien von Bioland, des größten Bioverbands in Deutschland. Auch Hippacher und Ott sind diesem Verband angeschlossen.
Mit seinem 2018 geernteten Biogetreide für die Lebensmittelproduktion habe er 15 Prozent weniger erzielt als im Vorjahr - und das bei einem Dürrejahr, berichtet Nagengast. Der Preisabstand zwischen Bio und Konventionell sei geringer geworden. Zuvor hätten Bio-Landwirte das zwei- oder zweieinhalbfache mehr bekommen als die konventionellen. Heuer sei es ungefähr das 1,8-fache.
Ein Bio-Landwirt düngt weniger und hat dadurch weniger Ertrag. Höhere Preise sollen das ausgleichen. Doch die müssen die Verbraucher auch bereit sein zu zahlen. "60 Prozent aller Bio-Produkte in Deutschland kommen aus dem Ausland. Damit sind die Preise enorm unter Druck", sagt Ott. Kollege Nagengast hat vor einigen Jahren schon nach neuen Absatzmöglichkeiten Ausschau gehalten. Und so baut er auf seinen Feldern nicht nur Bio-Roggen oder -Dinkel an, sondern auch Hanf, Lein, Emmer oder Rispenhirse. "Anfangs war das Interesse der Händler groß", erzählt der Bio-Landwirt. Aber die Anforderungen, die an Bioland-Produkte gestellt würden, seien von den Ölmühlen oder Bio-Weiterverarbeitern nicht ausreichend honoriert worden. "Jeder wollte deutschen Hanf haben, aber keiner wollte mehr zahlen als für chinesischen Biohanf", berichtet er. "Das hat mich so geärgert, dass ich mir selbst eine Ölmühle gekauft habe."