Druckartikel: Der "Bierstau" in Bamberg gefällt nicht jedem

Der "Bierstau" in Bamberg gefällt nicht jedem


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 02. Juni 2017

Die Stadt Bamberg sucht nach Wegen, den zeitweiligen Massenandrang vor dem Schlenkerla in geordnete Bahnen zu lenken
Zu wenig Platz für Biertrinker, Passanten und Radfahrer? Schon am frühen Abend geht es oft eng vor dem Schlenkerla zu. Das Bild entstand nicht bei der Sandkerwa.  Foto: Ronald Rinklef


So weit wie in Würzburg mag es Ralf Haupt in Bamberg nicht kommen lassen. Dort hat der Streit zwischen Schoppenfreunden und Radfahrern auf der Alten Mainbrücke skurrile Wellen geschlagen. Beide Gruppen kamen sich medienwirksam ins Gehege.

In Bamberg setzt der Ordnungsrefererent dagegen auf vorsorgliche Konfliktentschärfung. "Wir sprechen mit der Brauerei Heller, um unerwünschten Weiterungen des Phänomens vorzubeugen."

Unerwünschte Weiterungen? Was ist das Problem vor dem berühmten Bamberger Gasthaus Schlenkerla? Ganz einfach: Der beliebte Treffpunkt an einer der schönsten Stellen der Altstadt platzt vor allem am Wochenende aus allen Nähten, droht am eigenen Erfolg gewissermaßen zu ertrinken. Der Massenandrang von Besuchern führt dazu, dass Passanten und Radfahrer es zeitweise schwer haben, sich durch die Menschentrauben hindurchzuzwängen. Das, obwohl die Dominikanerstraße auch eine Verkehrsfunktion hat.

Man muss wissen: Die Straße vor dem Schlenkerla ist zwar ein verkehrsberuhigter Bereich mit dem Gebot der Schrittgeschwindigkeit für alle Verkehrsteilnehmer. Aber sie hat nicht den Status einer teuer bezahlten Freischankfläche. Schon weil die Dominikanerstraße auch als Feuerwehrzufahrt herhalten muss, enden die Ausschankkonzessionen an den Türen der Gasthäuser. Verschärfend kommt hinzu: Wie auch auf der Unteren Brücke gilt für die Dominikanerstraße eine Sondernutzungssatzung der Stadt, die es in sich hat: Sie verbietet das Verweilen und Biertrinken unter Androhung von Geldbuße.

Doch freilich: Ordnungsreferent Haupt und auch die Bamberger Polizei sind weit davon entfernt, den Seidla-Freunden den Spaß verderben zu wollen. Es soll aber zu einem gedeihlichen Miteinander aller Nutzungsansprüche kommen. Rücksichtnahme und Augenmaß sei das Gebot auch im Sandgebiet.

Dass es bereits Beschwerden von Passanten und erstaunlicherweise auch von Wirten gab, bestätigt Ursula Sowa von den Bamberger Grünen. Die haben den "Bier-Stau" vor dem Schlenkerla bereits zum Thema im Stadtrat gemacht. Auch den Grünen ging es bei ihrem Vorstoß nicht um ein Feierverbot, sondern darum, die Situation zumindest zu legalisieren. "Es kann nicht sein, dass der öffentliche Straßenraum benutzt wird, ohne dass dafür gezahlt wird."


Eine Art Mini-Sandkerwa

Allerdings: Auf die leichte Schulter nimmt im Schlenkerla niemand das Thema. Matthias Trum, Inhaber der Brauerei Heller, verweigert sich deshalb auch keiner konstruktiven Lösung im Gespräch mit Behörden und Nachbarn. Man müsse aber wissen, dass nicht nur das Schlenkerla zur Situation beitrage. "Ich sehe auch viel Helles im Glas, Wasser und immer öfter auch Weingläser." Wichtig ist Trum: "Bei einer Lösung müssen alle Verursacher eingebunden werden."

Hört man den Hausherrn im Schlenkerla, sind es zwei unterschiedliche Gruppen, die sich in der Dominikanerstraße versammeln. Unter der Woche treffen sich hier viele Bamberger, um ein Glas im letzten Sonnenlicht zu genießen - ein "Stück echter Bierkultur, um die es schade wäre", meint Trum. Am Wochenende kommen dann zusätzlich viele Touristen und viele jüngere Besucher hinzu, was dazu führt, dass aus dem gemütlichen Treff schnell eine Art Mini-Sandkerwa mit heillosem Gedränge wird. "Die meisten verhalten sich ja vernünftig, aber wenn es so viele sind, hilft auch die Vernunft nicht weiter."

Was kann man tun, um die Situation zu entspannen? Das ist keine leichte Frage. Einerseits handelt es sich bei der Dominikanerstraße um eine wichtige Rad-Einfallroute aus dem westlichen Bamberg. Andererseits wissen auch Radfahrer wie etwa Christian Hader vom "Radentscheid Bamberg" die Anziehungskraft der aufgewerteten Sandstraße zu schätzen. Absteigen sei jedenfalls nicht der richtige Weg, um den Konflikt zu entschärfen, findet Hader. "Ein schiebender Radfahrer nimmt in der Breite doppelt so viel Raum ein wie ein fahrender."

 


Beispiel Weihnachtsmarkt

Wie eine Lösung aussehen könnte, erklärt uns Florian Müller, Sprecher der Bamberger Wirte, am Beispiel der Glühweinstände auf der Oberen Brücke. Auch dort hagelte es Kritik, weil Fußgänger nicht mehr durchkamen. Aber: Mit leichten Absperrungen gelang es, für die Passanten einen Korridor freizuhalten. Das Miteinander soll dort mittlerweile problemlos klappen.
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