Der Beste geht - die Beste kommt
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 20. Januar 2017
Die Staatsbibliothek Bamberg feierte den Abschied von Werner Taegert und die Ankunft von Bettina Wagner mit vielen Gästen.
Jeder Abschied ist von Wehmut begleitet, jedem Anfang liegt ein Zauber inne. Zwischen diesen Gemütslagen changierte denn auch der Neujahrsempfang der Staatsbibliothek Bamberg am Donnerstagabend. Werner Taegert, langjähriger Direktor dieser Kulturinstitution in der Neuen Residenz am Domplatz, wurde offiziell in den Ruhestand verabschiedet, seine Nachfolgerin Bettina Wagner vorgestellt. "Wenn der Beste geht, muss die Beste kommen!", fasste Klaus Ceynowa das Ereignis zusammen.
Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München mit ihren zehn Regionalbibliotheken würdigte Taegerts Dienstzeit - insgesamt 31 Jahre im Bamberger Haus - als "extrem erfolgreich". Taegert habe seinen Beruf als Berufung verstanden und hinterlasse eine große Lücke. Eine "außerordentlich glückliche Hand" habe er etwa bei der Einwerbung von Drittmitteln bewiesen und mit überragenden Ausstellungen, so Ceynowa. Ohnehin sei die Staatsbibliothek Bamberg ein "Juwel auf dem Domberg", eine "Forschungsbibliothek von internationalem Rang" und beherberge Schätze aus wertvollen Handschriften, Drucken und Grafiken.
"Kontinuität auf höchstem Niveau" garantiere nun die neue Direktorin Bettina Wagner, die sich unter anderem durch hochkarätige Publikationen, kuratierte Ausstellungen, Lehrtätigkeiten an Universitäten ausgezeichnet habe, führte Klaus Ceynowa weiter aus. In den letzten Jahren leitete Bettina Wagner in der Bayerischen Staatsbibliothek München das Referat "Handschriftenerschließungszentrum und Inkunabelsammlung" in der Abteilung für Handschriften und Drucke.
"Ich möchte dazu beitragen, dass das Haus Anziehungspunkt bleibt und für viele ein neuer wird", formulierte Bettina Wagner in die Zukunft hinein. Erste Pläne für das Jahr 2017 seien bereits geschmiedet. So solle es ab 2. April "als Signal der Kontinuität nach der Ära Taegert" eine Handschriftenausstellung geben, begleitet von einer virtuellen Präsentation "für die ganze Welt". Der von Generaldirektor Ceynowa zugesicherte Sonderzuschuss in Höhe von 40 000 Euro bilde die Grundlage für dieses Projekt. Ferner solle es ab März eine Büchersprechstunde geben, in der Besitzer alter Bücher ihre Besitztümer begutachten lassen können.
Führungen, Vorträge in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, die Intensivierung der Beziehungen zu den anderen Bamberger Kulturinstitutionen, die Optimierung der Ausstellungstechnik, die kunsthistorische Erschließung sowie Digitalisierung der Grafiksammlung des Kunstsammlers Joseph Heller (1798-1849) und mehr gehören zu Bettina Wagners ersten Planungen.
Im Zeitraffer unternahm Werner Taegert eine Rückschau auf die Entwicklung, die die Staatsbibliothek in den zurückliegenden Jahren genommen hat. Darunter fallen so bedeutsame Bestandsmehrungen wie drei Handschriften aus der Bibliothek des Schönborn-Schlosses Weißenstein in Pommersfelden, das Archiv des Schriftstellers Hans Wollschläger oder die Spezialsammlungen zu E.T.A. Hoffmann und Jean Paul.
Vielbeachtete Ausstellungen
Taegert führte zahlreiche Ausstellungen von Bamberger Schätzen an wie zum Beispiel die zu den großen Tausendjahrfeiern Bistumsgründung (2007), Domweihe (2012) und Gründung des Klosters Michelsberg (2015). In krassem Kontrast zu der erhebenden Welt der Prachthandschriften habe 2012 die vielbeachtete Ausstellung "Zeugen eines Massenmords. Die Hexenprozessakten der Staatsbibliothek Bamberg" gestanden.Zu den Höhepunkten der jüngsten Bibliotheksgeschichte zählte Werner Taegert die Aufnahme des "Lorscher Arzneibuches" 2013 in das Weltdokumentenerbe der Unesco, die zweite derartige Auszeichnung für die Staatsbibliothek. Bereits zehn Jahre zuvor hatten zwei ihrer Reichenauer Prachthandschriften aus der Zeit um 1000 das rare Gütesiegel der Unesco erhalten.
Könnte es sein, dass der bisherige Direktor der Staatsbibliothek öfters mit weißen Schutzhandschuhen durch die Magazinräume gestreift ist, um fasziniert in alten Folianten zu blättern? Werner Taegert lacht: "Ich bin nie ziellos ins Magazin geschlichen, ich war immer mit Arbeit ausgelastet", sagt der 66-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch jetzt müsse niemand befürchten, dass er in ein tiefes Loch falle. Denn von Ruhestand im Wortsinne könne keine Rede sein. Der Bamberger Universität bleibe er als Honorarprofessor für Altphilologie erhalten: "Der Umgang mit jungen Leuten macht mir Freude", bekennt Taegert. Er habe ein "Bündel an Ideen" für wissenschaftliches Arbeiten und Forschungsvorhaben, die ihn wieder in die Bibliothek führen werden - "aber von der anderen Seite, als Nutzer eben".
Der Unruheständler Taegert blickt auf seinen aktiven Bibliotheksdienst als "geglückte Zeit" zurück. Das klinge fast unglaubwürdig, meint er, aber "alles war gut". Auch der Neujahrsempfang sei geglückt: mit weiteren Rednern zu bibliophilen Kleinodien der Staatsbibliothek und einem spielfreudigen Lewandoswki Salon-Ensemble, deren spritzige Mazurken geradezu in die Tanzbeine gingen.