Der Bamberger Weihnachtsmarkt soll innovativer werden
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Freitag, 16. November 2018
Es ist eine Traditionsveranstaltung, doch auch vor ihr macht der Innovationsdruck nicht halt. Der Weihnachtsmarkt soll sich einer Verjüngungskur unterziehen.
Es hätte das 36. Jahr werden sollen - für Sabine Diroll, ihre Familie und den Bamberger Weihnachtsmarkt. Ein durch und durch weihnachtliches Sortiment wollten die Dirolls auf ihrem traditionellen Standplatz unweit vom Rathaus Maxplatz anbieten: Kerzen, Engel, Räuchermännchen, Nikolausmützen und andere Textilien. Doch es kam anders. Ohne Vorwarnung flatterte Diroll im August die Nachricht vom Ordnungsamt der Stadt ins Haus, dass sie mit ihrem Sortiment nicht mehr ins Konzept des Weihnachtsmarktes passt.
Die Absage ist kein Einzelfall. So wie Dirolls Unternehmen ging es in diesem Jahr insgesamt sieben Einzelhändlern, die den Bamberger Weihnachtsmarkt über längere Zeit hinweg geprägt hatten. Ein Anbieter von Textilien, ein Kerzen- und auch der seit Urzeiten vertretener Suppen-Stand sind laut Diroll von der Ausmusterung betroffen. "Das ist menschlich und persönlich sehr enttäuschend."
"Der Stand auf dem Bamberger Weihnachtsmarkt ist kein Erbhof. Wir wollen uns auch nicht zur geschlossenen Wagenburg entwickeln", erklärt Ralf Haupt, Ordnungsreferent der Stadt. Doch warum hat sich die Stadt gerade zu diesen Veränderungen entschlossen? Bei 100 Bewerbern und 64 Standplätzen müsse man einfach eine Auswahl treffen. Ziel sei es, so Haupt, sich in der Zukunft "breiter, innovativer aufzustellen". Neue Stände mit einem Schwerpunkt seien beim Weihnachtsmarkt gefragt.
Allerdings: In den Jahren zuvor gab es bei der Auswahl für den Bamberger Weihnachtsmarkt auf dem Maxplatz keine atmosphärischen Störungen. Nach dem Prinzip "Bekannt und bewährt", konnte der Löwenanteil der Marktbeschicker darauf vertrauen, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Was nur allzu gerne genutzt wird: Denn die Veranstaltung auf dem Maxplatz ist umsatzträchtig und in der Branche begehrt.
Deshalb hatte Diroll ihre Waren bereits bestellt, als sie der blaue Brief der Stadt erreichte. Nun harren Berge von Kerzen, Räuchermännchen und Nikolausmützen eingelagert in Frensdorf besseren Zeiten. Die 57-Jährige hat keine Alternativen, sie wieder abzusetzen und muss mit Verlusten leben: "Wir sind auf keinen weiteren Weihnachtsmärkten. Deshalb ist diese Entscheidung für mich finanziell eine Katastrophe."
Etwas mehr Feingefühl hätte sich auch Georg P. Fischer gewünscht. Der Vorsitzende der Bamberger Marktbeschicker habe die Stadt schon öfter darum gebeten, bei anstehenden Veränderungen die betroffenen Händler rechtzeitig zu kontaktieren, damit diese noch reagieren können. "Wenn wir wissen, was nicht passt, können wir uns darauf einstellen. Dass das in diesem Fall überhaupt nicht funktioniert hat, ist wirklich bitter."
Finnischer Honig für Bamberg
Dabei ist Bamberg keine Ausnahme von der Regel. Immer mehr Städte weichen von der "Bekannt-und-bewährt-Regel" ab und berufen sich dabei auch auf höchstrichterliche Entscheidungen. So haben die Verwaltungsgerichten Münster und Düsseldorf entschieden, dass auch neuen Bewerbern Chancen eingeräumt werden müssten. Doch von einem Rotations- oder sogar einem Losverfahren auf dem Maxplatz hält Haupt wenig. "Wir schauen lieber darauf, dass die Stände eine Bereicherung sind."