Druckartikel: Der alte Bruckertshof wird wieder zum Gasthaus

Der alte Bruckertshof wird wieder zum Gasthaus


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Montag, 12. August 2013

Das einzige historische Gebäude im Bamberger Stadtteil Kramersfeld sieht einer neuen Blüte entgegen. Jörg Neumann kaufte es im vergangenen Juni und will das Anwesen im Frühjahr 2014 als Gasthaus mit Biergarten und Hotel wieder eröffnen.
Von außen ist der alte Bruckertshof schon weitgehend saniert. Im niedrigeren Anbau entsteht das Hotel.  Foto: Ronald Rinklef


Tanja Pabst geht mit ihrem Hund regelmäßig am Bruckertshof vorbei. Seit einigen Monaten verfolgt sie mit wachsendem Interesse und Freude, dass sich an und neben dem Einzeldenkmal etwas tut: Nach Jahrzehnten des Niedergangs macht ein neuer Besitzer Nägel mit Köpfen. Er hat inzwischen Pläne am Bauzaun aufgehängt, die interessierte Spaziergänger über das Wichtigste informieren: Nächstes Frühjahr will er das historische Gasthaus wieder eröffnen und ein kleines Hotel neu in Betrieb nehmen.

Bauherr ist Jörg Neumann. Der Bamberger hat unter anderem die unter Denkmalschutz stehenden Kasernengebäude an der Nürnberger Straße saniert und zu Wohnungen umgebaut hat. Seit Juni 2012 ist er stolzer Besitzer des Bruckertshofs, Ende vergangenen Jahres begann er mit der Instandsetzung des barocken Anwesens.

Neumann erfährt nach eigenen Angaben viel Unterstützung aus Rathaus, Landesamt für Denkmalpflege und vom zuständigen Bürgerverein. Das überrascht nicht: Der im frühen 18. Jahrhundert errichtete Bruckertshof ist das älteste Bauwerk im jungen, erst nach 1945 entstandenen Stadtteil Kramersfeld-Bruckertshof-Hirschknock. Seinen Niedergang beobachten und beklagten Behörden und Bürger seit Ende der 1970er Jahre. Damals gab der letzte Wirt auf. Seitdem steht das Anwesen leer. Die wechselnden Eigentümer überließen das Bauwerk - trotz gegenteiliger Beteuerungen - dem Verfall.

Von außen ist der einstige Landsitz des Geheimen Hofrats und Landrichters Graf Philipp Gaston Wolff von Wolffsthal schon wieder ein Blickfang. Das Dach ist frisch mit Biberschwänzen gedeckt, die Fassade weiß gestrichen. Die Fenster sind gelb gefasst, die Läden fehlen noch. Sie seien in der Werkstatt, würden hergerichtet wie auch die historische Holztreppe, sagt der Bauherr.

Schicke Wohnung

Sie verbindet die Gasträume in Erdgeschoss mit dem ehemaligen Festsaal im ersten Stock, wo gerade die Wandmalereien restauriert und erste Blumenranken frei gelegt sind. Beide Ebenen sollen künftig wieder gastronomisch genutzt werden. Der künftige Pächter kann unter dem Dach in eine schicke Wohnung einziehen.

Tanja Pabst und eine Nachbarin, die noch die alte Wirtschaft im Bruckertshof aus eigenem Erleben kennt, hoffen auf eine Lokal mit bodenständiger Küche. Zwei Italiener habe man schon in der Nähe, geben sie zu bedenken.
Der Bauherr sieht es offenbar genau so. Er sucht einen Wirt, der vorwiegend fränkisch kocht. Das passt seiner Meinung nach auch am Besten zu dem Biergarten, der im nächsten Sommer unter alten Kastanien und Linden reaktiviert werden soll.

Als zweites Standbein fügte Neumann der Ausflugsstätte mit ihrer wechselvollen Geschichte (siehe nebenstehenden Kasten) ein kleines Hotel an. Potenzielle Übernachtungsgäste sieht er vor allem in den Geschäftspartnern und Gästen der großen Industriebetriebe im Nord-Osten der Stadt.

Das Hotel ist ein L-förmiger Neubau mit zehn Zimmern. Direkt mit dem Barockbau verbunden, ordnet sich das Gebäude aber klar dem Denkmal unter. Auf der anderen Seite schließt das Hotel an einen Scheunen-Neubau an, der laut Neumann an Stelle eines ähnlich großen abgegangenen Gebäudes entstand und als Stuhllager gedacht ist. Daran schließen, wiederum in L-Form, weitere Nebengebäude für den Gartenbetrieb und die Toiletten an, so dass die Anlage einem Dreiseithof gleicht.

"Wahnsinnig viel Kraft und Geld" habe die Sanierung des Denkmals gekostet, sagt der Eigentümer. Er weiß aber auch: "Das Schlimmste ist geschafft!" Wenn alles fertig ist, wird er nach seinen Angaben "an die zwei Millionen Euro" investiert haben, den Grundstückskauf inbegriffen. Allein in die Statik des Barockgebäudes musste er 100 000 Euro stecken. Eisenträger, die die ganze Gaststube überspannen, tragen jetzt die Last des Hauses. Im Festsaal waren die Balkenköpfe der Stuckdecke morsch.

Die Öffentlichkeit hat voraussichtlich am 8. September erstmals Gelegenheit, sich über die Instandsetzung des Bruckertshof zu informieren. Das Datum markiert den "Tag des offenen Denkmals". Laut Neumann will der Oberbürgermeister dann mit interessierten Bürgern eine Radtour machen und auch das wenig bekannte Einzeldenkmal in Kramersfeld besuchen. - Das Bier zum neuen alten Ausflugslokal gibt es übrigens schon. "Bruckertshof Bräu" heißt der Haustrunk und soll dort exklusiv ausgeschänkt werden.


Historie 1695 erwarb der Geheime Hofrat und Landrichter Graf Philipp Gaston Wolff von Wolffsthal das Grundstück für den Bau eines Sommersitzes. Es lag damals mitten in einer Weiherlandschaft vor der Stadt. Der Graf ließ sich aus Sandsteinquadern einen massiven Bau mit hohem Mansardwalmdach bauen, der die Menschen seinerzeit von Weitem beeindruckt haben soll.

Name Die Bezeichnung geht auf einen späteren Eigentümer zurück, einen Johann Anton Brockard. Er wird um 1725 in Steuerbüchern als Besitzer des "Gutes" geführt.

Nutzung Bis 1878 wurde das Anwesen weiter als Gutshof bewirtschaftet. Dann eröffneten die Eheleute Georg und Kunigunda Burgis eine Gaststätte. Sie lag an der beliebten Bahnstrecke nach Scheßlitz und erfreute sich bis 1978 auch bei Radfahrern großer Beliebtheit.

Leerstand Im Jahr 2000 genehmigte der Bausenat den Abbruch denkmalgeschützter Nebengebäude, um einer Firma den Bau einer Fertigungshalle zu ermöglichen. Als Gegenleistung versprach das Unternehmen, das Denkmal zu sanieren. Es löste diese Zusage nie ein, sondern überließ das historische Gebäude seinem Schicksal. Bald stand es auf der städtischen Liste der gefährdeten Denkmäler.

Zukunft Ein Besitzerwechsel 2012 markiert die Wende: Der Bruckertshof wird 2014 Gasthaus, Biergarten und Hotel.