Kreiswehrersatzamt Bamberg: Der Abriss ist vom Tisch - vorerst
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 08. Dezember 2016
Der Finanzsenat bestätigt die Umbauentscheidung für das Ex-Kreiswehrersatzamt. Acht Millionen fließen in die Verwandlung zum modernen Sozialrathaus.
Am Ende eines monatelangen Tauziehens war die Übermacht der Argumente doch zu groß. Auch die CSU stimmte bei den Haushaltsberatungen der acht Millionen Euro teueren Umwandlung des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes zu einem modernen Sozialrathaus zu und verabschiedete sich vorerst von ihren Abrissphantasien.
Damit bekommt Bamberg voraussichtlich ab 2019 ein neues Ämtergebäude. Und auch das große Stühlerücken in der Stadtverwaltung kann beginnen. In das neue Sozialrathaus sollen 150 Beschäftigte des Stadtjugendamtes, des Sozialamtes und des Sozialreferates ziehen, sobald die Sanierung von Schloss Geyerswörth beginnt.
Abbruch vorerst verschoben
Nur ein Wörtchen in der Beschlussformulierung erinnert heute noch an das Verwirrspiel in der Feriensenatssitzung, in der sich die Christsozialen völlig überraschend und sehr zum Verdruss von OB Andreas Starke (SPD) von der bisher verfochtenen Linie verabschiedet hatten: "Temporär" soll die Nutzung des Behördengebäudes als Bürgerrathaus sein, wie es nun heißt. Nach der Sanierung des Schlosses Geyerswörth, also nicht vor 2023, soll nach dem Willen der CSU erneut über die Zukunft der Immobilie beraten werden, was einen Abriss nicht ausschließt. Ob und wie ernsthaft das tatsächlich gemeint ist, darüber darf gerätselt werden. Damit der Zug zum Bürgerrathaus im letzten Moment nicht doch noch entgleist, dafür hatte die Verwaltung einiges an Argumenten aufgeboten. "Kehren Sie auf den Pfad der Tugend zurück. Nicht dass wir hier ein Theaterstück aufführen, das die Sache nicht verdient", sagte OB Andreas Starke eindringlich. Die Zahlen, die Kämmerer Bertram Felix präsentierte, taten ein Übriges, um die Schäflein einzufangen. Aus Sicht der Stadt ermöglicht die doppelte Rochade von Ämtern und Abteilungen erhebliche Einsparungen. 325 000 Euro soll es im Jahr bringen, wenn die von der Stadt belegten Immobilien in der Hauptwachstraße 7 und 17 und mittelfristig in der Unteren Sandstraße frei werden.
Millionen für die Container
Außerdem: Wer für den Abriss gestimmt hätte, hätte auch sagen müssen, wo die Mitarbeiter des Sozialreferats während der Sanierung von Schloss Geyerswörth untergebracht werden sollen. Felix zeigte in seinem Vortrag eine dreistöckige Drohkulisse von Containerbüros. Kostenpunkt für Miete oder Kauf: angeblich bis zu sechs Millionen Euro. Auch die CSU-Forderung nach einer Tiefgarage auf dem Rathaus-Grundstück zerplatzte wie eine Seifenblase. Der Abriss des dort befindlichen zweigeschossigen Atombunkers würde ebenfalls Millionen kosten. Die meisten Stadträte im Finanzsenat ließen sich von den Zahlen beeindrucken. Wolfgang Grader (GAL) sprach von gegebener Wirtschaftlichkeit, Martin Pöhner (FDP) gar von einem "Rathaus zum Nulltarif". Heinz Kuntke (SPD) amüsierte sich über die "Rolle rückwärts" der CSU. Einem Parkhaus neben dem ZOB hätte die SPD nie zugestimmt. "Ein Schildbürgerstreich, ein Wahnsinn."
Dass dennoch keine Euphorie aufkam, dafür sorgte unter anderen der Bürger-Block. "Zwei Drittel dieses Gebäude sind toter Raum", sagte Norbert Tscherner mit Blick auf den riesigen Lichthof - und stimmte als einziger gegen den Ausbau. Auch die Bamberger Allianz goss Wasser in den Wein. Zwar verweigerten sich Dieter Weinsheimer und Ursula Redler nicht der Kompromissformel, dennoch kritisierte Weinsheimer die Informationspolitik durch die Verwaltung - ein Vorwurf, dem OB Andreas Starke und Kämmerer Bertram Felix postwendend und heftig widersprachen.