Fridays for future in Bamberg: "Den Schulverweis rahme ich ein"
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 15. März 2019
Deutlich weniger Bamberger Schüler gingen am Freitag während der Schulzeit für den Klimaschutz auf die Straße. Schulleiter hatten Konsequenzen angekündigt.
Raphael verzieht keine Miene. Er schaut nur mit großen Augen um sich ins Menschengetümmel auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Bub sitzt warm eingepackt im Kinderwagen. Im zarten Alter von einem Jahr erlebt er seine erste Demo: "Fridays for Future" ist angesagt. Andrea Eckert, Leiterin der Kita Villa Kunterbunt, und engagierte Mamas haben noch mehr Kids um sich geschart: "Wir haben ihnen kindgerecht erklärt, worum es geht", sagt Eckert und nennt als Beispiel das Schlagwort "gute Luft zum Atmen".
Raphael bleibt immer noch stumm, als die Organisatoren der freitäglichen Schülerdemonstration für den Klimaschutz zum Mikrofon greifen. Der zwanzigjährige Student Luca Rosenheimer ist einer von ihnen. Er beherrscht sein Metier. Nämlich den nach Polizeiangaben etwa 600 Schülern und einigen Erwachsenen für den Fußmarsch zum Maxplatz im kalten Nieselregen einzuheizen. Rosenheimer skandiert immer wieder mit bald brüchiger Stimme: "Es gibt kein Recht auf Kohle-Bagger fahren!" Und die Menge nimmt den Spruch rhythmisch auf.
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Der staunende Zaungast hört dann vom Redner, dass diese Umweltbewegung "auch antirassistisch, antisexistisch und antifaschistisch" ist. Antifaschisten seien nicht linksextrem, beruhigt Luca Rosenheimer, ausgerechnet mit dem einschlägig bekannten Ruf "Ho, ho, internationale Solidarität". Aus 600 Kehlen ertönt es dann ebenfalls: "Ho, ho, internationale Solidarität".
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Wenn die Schüler wieder zum Unterricht in ihre Bildungsanstalten zurückkehren, mögen Lehrer den Hintergrund dieses Solidaritäts-Bekenntnisses erklären. Oder die Eltern, die ihren Sprösslingen die Demo während der Schulzeit erlaubt haben. Obwohl Schulleiter im Vorfeld von "Fridays for Future" dieses Mal Konsequenzen angekündigt haben.
Piak zum Beispiel besucht die Berufsfachschule Maria Hilf: "Es kann einen Verweis und Nachsitzen geben", weiß der 17-Jährige genau. Doch diese Strafen für's Schwänzen schrecken ihn nicht: "Ich möchte eine Zukunft haben, in der ich vernünftig leben kann, aber nicht bei 40 Grad in Bamberg, wenn das so weitergeht. Die Politik regelt zu wenig", beklagt Piak.