Dem Trend zum Trotz: Bäcker Oppel expandiert
Autor: Anette Schreiber
Ebrach, Mittwoch, 28. August 2013
Vor 15 Jahren stellte Familie Oppel wegen Simons Allergie die Ernährung um. Das weitete sie auf die Bäckerei aus und sieht sich vom Erfolg gekrönt. Dazu gehört Wachstum in Ebrach, wo man auch auf den Baumwipfelpfad setzt.
Der Baumwipfelpfad ist die Chance. Für Ebrach. Für die gesamte Region. Und für Michael Oppel. Davon ist der 42-Jährige überzeugt. Und zwar so, dass er in Ebrach expandiert. Oppel ist 42 Jahre alt, und genauso lange beliefert die Bäckerei Oppel aus dem acht Kilometer entfernten unterfränkischen Untersteinbach die Ebracher mit Brot und Gebäck. Seit kurzem haben die Kunden sogar Gelegenheit, sich vor Ort daran zu ergötzen: Die Verkaufsstelle in der Engstelle der Ortsdurchfahrt baute Oppel zum Laden mit Café aus.
Philosophie passt
Seine Philosophie passe zu der von den Machern des Baumwipfelpfades findet er: Natur und Regionalität, also. Wie kommt der Bäckermeister und Konditor - in vierter Generation - zu dieser Überzeugung? Durch seinen ältesten Sohn Simon. Der wurde vor 15 Jahren geboren und hatte massive gesundheitliche Probleme. Unter anderem eine starke Neurodermitis. Neben homöopathischer Behandlung wurde ihm und seiner Frau Sandra zu einer Ernährungsumstellung geraten. Mit Erfolg. Die Beschäftigung mit gesunden Nahrungsmitteln blieb nicht nur im privaten Bereich, Oppel dehnte sie auch auf das Geschäft aus.
Auch das mit Erfolg. Der allerdings durchaus erarbeitet werden musste. "Bei vielem betraten wir Neuland und mussten einiges ausprobieren", erinnert sich der 42-Jährige schmunzelnd. Schließlich genügt es der Kundschaft heute auch nicht mehr, dass etwas gesund ist. Mindestens genauso kommt auch auf den Geschmack und die Optik an.
In Holzoptik und hell, passend zum Steigerwald, so präsentiert sich der neu gestaltete Bäckerei-Laden. Für die Umgestaltung war die Verkaufsstelle gut eine Woche geschlossen. Danach fand die Kundschaft neben Bäckerwaren auch wieder Lotto, Post und Zeitschriften, die hier im Hause schon seit langer Zeit angestammt sind. Das bedeutet freilich, dass Oppels Mitarbeiterinnen sich in neue Sachgebiete einzuarbeiten hatten, wie er ausführt. Mit der Erweiterung der Verkaufsfläche und dem Cafe (mit 14 Sitzplätzen drinnen und 16 draußen) hat Oppel auch die Zahl seiner Mitarbeiterinnen in Ebrach erhöht auf nun insgesamt vier Voll- und Teilzeit-Kräfte.
Die wissen selbstverständlich um die Philosophie der Firma, die insgesamt rund 60 Beschäftigte und Läden beziehungsweise Verkaufsstellen in Untersteinbach, Eltmann, Trabelsdorf, Burgebrach, Hallstadt und seit kurzem auch in Bischberg hat. Angesichts des großen Sterbens kleiner Bäckereien in Deutschland ein Agieren gegen den Trend.
Auch in Ebrach. Und das wird deswegen funktionieren, so Oppel, "weil wir kein normaler Bäcker sind." Sondern eben einer, der auf Natur pur und Regionalität setzt und damit auf Zusatzstoffe verzichtet.
100 Kilo Meersalz pro Woche
"Gehe Wege, die du noch nie gegangen bist, damit du Spuren hinterlässt", ist auf einem Poster an der Wand zu lesen. Auf einem anderen steht "Natur pur, sonst nichts!" Das fängt bereits beim Salz an, erklärt Michael Oppel. Er ist dem Verein Natur pur mit deutschlandweit 20 Bäckereien angeschlossen, die sich selbst strengen Auflagen und Kontrollen unterworfen haben. Es gibt vorgeschriebene Rohstofflisten und für jedes Produkt muss das Rezept vorgelegt werden. "Kein Rezept von uns gibt es woanders", zeigt sich Oppel stolz, der von sich behauptet, Bäcker mit Leib und Seele zu sein, auch wenn er nun viele Aufgaben außerhalb der Backstube wahrnehmen muss.
Am Anfang seines "Öko-Trips" hat er intensiv recherchiert und verwendet seitdem nur noch unbehandeltes Meersalz (100 Kilo in der Woche) und verweist dabei auf ein prominentes Vorbild: Fernsehkoch Alfons Schuhbeck. Besonders gut zu sehen ist das Meersalz etwa auf Laugenbrezen.
Die Eier bezieht die Bäckerei Oppel aus dem Ebracher Gemeindeteil Buch, Kürbiskerne aus Nürnberg und damit "keine chinesischen, wie meist üblich", Mehl aus Volkach und Sambach. Wasser durchläuft vor der Verwendung die Vitalisierungsanlage. Vor allem Allergiker geben sich bei Oppel als Kunden zu erkennen. Auf jedem Preisschild finden sich Informationen über die Allergene.
Der Firmenchef ist ein echter Dinkelfreund, "das einzige Mehl, das basisch ist."
Umstellung für Bäcker
Stichwort einzig. Stolz ist Oppel darauf, dass seine Donuts komplett selbstgemacht werden und nicht aus Fertigmischungen. Hier mussten sich auch die Bäcker erst umstellen. Aber die Lehrlinge, insgesamt werden in Untersteinbach sechs ausgebildet, lernen das nun automatisch. "Vieles ist wesentlich aufwendiger", weiß der Firmenchef. Zahlt sich der Mehraufwand aus? Oppel zufolge schon, denn: "Auch die Industrieprodukte sind nicht billig." Somit sieht sich Oppel auch hier bestätigt.
Wie geht es übrigens seinem Sohn Simon? "Gut," sagt der Vater zufrieden. Und: Simon will Bäcker werden.